Königin für eine Nacht?
beeindruckenden Villa untergebracht hätte. Ihr Lebensstil und ihre Freundlichkeit haben mir ganz neue Perspektiven des Lebens eröffnet. Sie selbst konnte keine Kinder bekommen, und da sie meinen hungrigen Geist und brennenden Ehrgeiz, etwas aus mir zu machen, erkannte, nahm sie mich unter ihre Fittiche.“
Nikos legte einen Arm über die Augen. Kitty beobachtete fasziniert, wie sich sein Adamsapfel auf und ab bewegte, während er mühsam schluckte.
„Sie bezahlte mein College, und obwohl es meinen Stolz verletzte, akzeptierte ich ihre Unterstützung, da es die einzige Chance bedeutete, mein altes Leben hinter mir zu lassen. Doch bevor ich graduierte, starb meine Mutter an Krebs. Theos! Sie war erst Ende dreißig, aber das harte Leben hatte ihre Kräfte frühzeitig aufgezehrt. Eine Weile drohte ich, erneut den Boden unter den Füßen zu verlieren, doch Larissa überzeugte mich, weiter zu kämpfen und an mir zu arbeiten. Sie gab mir einen verantwortungsvollen Job in ihrer Firma, und ich stellte rasch fest, dass ich einen ziemlich ausgeprägten Geschäftssinn hatte.“
Jetzt lachte er sogar leise, und Kitty spürte, wie auch sie endlich aufatmete, als Nikos den Kopf wandte und sie mit einem warmen Blick umfasste.
„Ebenso wie du war sie eine ganz außergewöhnliche Frau“, sagte er fast zärtlich. „Und als Gerüchte aufkamen und sogar von der Presse verbreitet wurde, ich sei ihr Protegé und jugendlicher Liebhaber, verbot sie mir, den Irrtum aufzuklären, weil ihr diese unsinnige Behauptung viel zu sehr schmeichelte und sie sich darüber köstlich amüsierte, wie sie mir mit leuchtenden Augen erklärte. Sie war wirklich eine tolle Frau …“, endete er mit gedankenverlorenem Lächeln.
Kitty stützte sich auf die Ellenbogen, brachte ihr Gesicht ganz dicht an seines heran und küsste Nikos zärtlich auf die Lippen. „… die ganz sicher wusste, was für einen tollen Ziehsohn sie hatte …“, murmelte sie weich.
Erneut fanden sie sich in einer leidenschaftlichen Umarmung, nur dass sich ihr Liebesspiel diesmal viel zärtlicher, bedachter und erfüllender gestaltete als je zuvor.
In den folgenden Wochen verlief ihr Leben von außen gesehen annähernd so, als wären sie ein ganz normales Ehepaar, wie tausend andere.
Doch Kitty blieb stets bemüht, keinen Misston aufkommen zu lassen und kein Thema zu berühren, das die zerbrechliche Harmonie zwischen ihnen hätte gefährden können. Wenn Nikos sie auch nie so lieben würde wie sie ihn, schien er sich doch mit ihrer Vernunftehe arrangiert zu haben und machte einen ausgeglichenen, fast glücklichen Eindruck.
Inzwischen fuhr er wieder täglich ins Büro und war damit zufrieden, dass sich seine Frau von Stavros fast täglich zum Archäologischen Museum chauffieren ließ, um dort, ähnlich wie in Aristo, ihren Wissensdurst zu befriedigen und ihren historischen Studien zu frönen.
Was er nicht wissen konnte und sollte, war, dass sie kurz nach der Ankunft das Museum regelmäßig durch einen Hinterausgang verließ, um mit einem Taxi in ein Jugendzentrum zu fahren, das von Pater Tomaso, einem über Athens Grenzen hinaus bekannten und berühmten Wohltäter armer Straßenkinder, geleitet wurde.
Kitty und er waren sich vor Jahren anlässlich einer Wohltätigkeitsveranstaltung im Krankenhaus von Aristo begegnet und pflegten seither lockeren brieflichen und telefonischen Kontakt. Da sie Nikos’ Meinung zu diesem Thema kannte, hatte sie gar nicht erst versucht, mit ihm darüber zu sprechen, sondern entschieden, sich auf eigene Faust eine Betätigung zu suchen, die sie wirklich ausfüllte.
Nur heute verhinderte ein unvorhergesehener Stau in Athens Innenstadt ihre pünktliche Rückkehr ins Museum, und Kitty konnte nur hoffen, dass Stavros sie nicht schon vergeblich gesucht und Alarm geschlagen hatte. Diese Hoffnung erwies sich leider als falsch, wie ihr schnell klar wurde, als an der Stelle seines Chauffeurs ihr Gatte mit finsterem Gesicht an die schwere Limousine gelehnt auf sie wartete, als Kitty eiligen Schrittes aus dem Museum hastete.
Okay, sie hätte ihre Exkursionen vielleicht nicht hinter seinem Rücken unternehmen sollen, gestand sie sich innerlich zitternd ein, aber was blieb ihr denn bei einem derart despotischen Ehemann übrig?
Durch seinen glimmenden Blick in die Enge getrieben, spürte Kitty wilde Empörung über Nikos’ Besitzertum in sich aufflammen.
„Stavros kannst da dafür nicht zur Verantwortung ziehen“, hielt sie ihm ohne Einleitung
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