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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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in der Waffenkammer bedient.«
Diese Frage verwirrte Guildford. Die Waffenkammer von Bringham war klein und von geringer Bedeutung. Die Priorei war keinesfalls dafür ausgelegt, einem eventuellen Angriff oder gar einer Belagerung standzuhalten.
»Was, in aller Welt, will diese Frau in unserer Waffenkammer?«
Verlegen trat Jane von einem Fuß auf den anderen. Sie hatte die letzten Tage bemerkt, dass Antonia sich zunehmend langweilte.
»Ich weiß, dass es unüblich ist, wenn eine Frau ein Schwert führt, aber ich denke, dass wir Antonia eine große Freude machen, wenn wir ihr erlauben, ab und zu ein wenig zu üben.«
Guildford zuckte gleichgültig mit den Schultern. Diese große, dünne Frau war ihm von Anfang an suspekt gewesen. Nicht, dass Antonia nicht über eine gewisse Schönheit, die man auch als apart bezeichnen konnte, verfügte, aber sie entsprach in ihrem Auftreten und Wesen so gar nicht der Vorstellung, die er von einer Frau hatte. Nun, schlussendlich konnte sie ihm egal sein, er musste seine ganze Aufmerksamkeit Jane widmen.
»Ich dachte, hier auf dem Land bekommt das niemand mit«, fuhr Jane fort.
Gleichgültig hob Guildford die Schultern. »Ich habe nichts dagegen, solange sie sich nicht mit einem meiner Männer anlegt und ihn eventuell sogar verletzt. Aber ich muss schon sagen, Jane, du hast eine seltsame Freundin!«
    Jane und Antonia spazierten durch die weitläufigen Ländereien und genossen die Sonnenstrahlen des warmen Frühsommertags. Stille lag über der Landschaft, die nur durch das fröhliche Gezwitscher der Vögel und vereinzeltes Blöken von Schafen durchbrochen wurde.
»Ich danke dir, Jane, dass du mir erlaubst, mich ab und zu ein wenig im Umgang mit dem Schwert zu üben«, sagte Antonia.
»Danke nicht mir, sondern Guildford. Er hat nichts dagegen einzuwenden. Ihm unterliegt die Befehlsgewalt in diesem Haus.«
Insgeheim bedauerte Antonia, dass Jane sich ihrem Mann so unterordnete. Aber schließlich war sie nach der Regel, die Frau sei ihrem Manne untertan, erzogen worden. Seit Jane ihr Herz für Guildford entdeckt hatte, war von ihrem rebellischen Wesen kaum noch etwas übrig. Einzig ihre Studien der griechischen und lateinischen Literatur, die Schriften der alten Dichter und Denker, ließ sie sich nicht nehmen.
»Ich habe nicht allzu viel verlernt«, sagte Antonia. »Der Waffenmeister kommt manchmal ganz schön ins Schwitzen, wenn ich ihn attackiere. Aber er scheint sich daran gewöhnt zu haben, gegen eine Frau zu kämpfen.«
Jane lächelte bei der Erinnerung, wie Jeremy, der sich um die Waffen in Bringham kümmerte, sie ungläubig angeschaut hatte, als Jane ihm sagte, er solle täglich eine Stunde mit Lady Antonia üben.
»Antonia, ich finde …« Jane kam nicht dazu, den Satz zu beenden, denn plötzlich stand eine Gruppe von Männern vor ihnen und versperrte den Weg. Sie waren so leise aus dem Gebüsch gekommen, dass Jane sie nicht bemerkt hatte.
»Was wollt ihr?«, rief sie und klammerte sich ängstlich an Antonias Arm. Antonia versuchte, ruhig zu bleiben, auf keinen Fall sollte Jane merken, dass auch sie sich fürchtete.
»Einen Blick auf die neue Herrin werfen«, antwortete einer der Männer und trat einen Schritt vor. Er war offenbar der Anführer und musterte die beiden Frauen mit so offensichtlicher Feindseligkeit, dass es Antonia kalt über den Rücken lief.
»Warum kommt ihr dann nicht ins Haus und stellt euch vor?«, fragte Jane, und Antonia bewunderte ihre ruhige Stimme.
»Weil wir unserer Rechte und all dessen, was uns einst etwas bedeutete, von den Herren von Bringham beraubt worden sind.« Mit einem Ruck riss der Mann sein schmutziges Hemd auf und entblößte seinen nackten Oberkörper. Oberhalb der rechten Brust prangte eine handtellergroße Wunde in Form eines großen B.
Scharf zog Jane die Luft ein. Es war offensichtlich, dass dieser Mann gebrandmarkt worden war.
»Wer hat dir das angetan?«
»Es geschah im Namen der Krone. Das Mal wurde mir mit einem glühenden Eisen eingebrannt. Und wisst Ihr warum, Mylady?«
Stumm schüttelte Jane den Kopf.
»Weil ich beim Betteln erwischt wurde.« Er machte eine Handbewegung zu den anderen Männer. »Fast alle sind derartig gekennzeichnet.«
»Warum seid ihr nicht auf euren Feldern? Ihr seid doch Bauern, oder?«
»Bauern? Ja, das waren wir einstmals.« Er spuckte in hohem Bogen aus. »Aber das Land, das wir bewirtschafteten, das uns selbst, unsere Frauen und unsere Kinder ernährte und das uns viel Arbeit bescherte, gehörte Nonnen, die

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