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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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verschwindet? Das dürfte für Euch doch ein Leichtes sein!«, ermahnte ihn Shrewsbury.
John Dudley stürmte zur Tür. Die Klinke bereits in der Hand, wandte er sich um und sagte zu den Männern, in deren Händen das Schicksal Englands lag: »Ich werde sehen, was ich machen kann. Es ist von allergrößter Wichtigkeit, dass jetzt nichts mehr schief geht! Es hängt nicht nur unser Wohl und unser Reichtum, sondern auch unser Leben davon ab! Dessen seid Ihr Euch wohl bewusst, Mylords?«
Die Herren nickten schweigend, die Anspannung stand ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben. Das Land stand kurz vor einer entscheidenden Wende. Keiner von ihnen durfte jetzt auch nur den kleinsten Fehler machen.
    Elizabeth war zutiefst erstaunt, als man ihr mitteilte, der König wünsche, dass sie nach Hatfield zurückkehre.
»Mein Bruder hat mich wiederholt gebeten, bei ihm zu bleiben!«, protestierte sie. »Ich möchte sofort mit ihm sprechen!«
»Es tut mir Leid, aber er möchte Euch nicht sehen, Mylady. Ihr könnt mir glauben, dass ich nur seinen Anweisungen folge und den Befehl ausführe, Eure Sachen packen zu lassen«, antwortete der Sekretär William Petre unbehaglich.
»Den Anweisungen meines Bruder oder denen des Herzog von Northumberland?«, fragte Elizabeth scharf. Sie erhielt keine Antwort. Seufzend legte sie den Umhang an. Sie würde sich wohl oder übel dem Befehl beugen müssen, schließlich konnte sie nicht gewaltsam in die Gemächer ihres Bruders eindringen.
Als Elizabeth in die Kutsche stieg und kurz danach den Palast verließ, spürte sie instinktiv, dass sie Edward niemals wiedersehen würde.
    Sie hatten sich lange und ausgiebig geliebt. Wohlig rekelte sich Jane in den Kissen. Im schwachen Schein des Mondes, der durch die Fenster drang, war Guildfords Körper nur als schwache Silhouette zu erkennen.
»Wir müssen unbedingt über die armen Bauern sprechen, die um ihr Essen betteln müssen und dafür noch bestraft werden«, erinnerte Jane ihren Gatten. Sie hatte ihm sofort von der Begegnung im Wald erzählt, aber bisher war Guildford einem diesbezüglichen Gespräch erfolgreich ausgewichen.
Auch jetzt hörte Guildford ihr nicht zu. Das Liebesspiel mit Jane war für ihn befriedigend gewesen, und es war gewiss nicht so, dass er seinen ehelichen Pflichten ungern nachkam. Jane war willig und ging auf seine Wünsche ein, allerdings war sie dabei passiv und zeigte keine Eigeninitiative. Er dachte an das blonde, dralle Milchmädchen, dem er in den letzten Tagen wiederholt begegnet war. Obwohl das Mädchen bei ihren Begegnungen stets sittsam die Augen niederschlug, sprach ihr üppiger Körper eine andere Sprache. Guildford merkte, wie es bei dem Gedanken an das Mädchen erneut in seinen Lenden zu pochen begann. Er drehte sich zu Jane um, zog sie in seine Arme und versuchte, sie zu küssen.
»Guildford, wir …«
»Pst, mein Mäuschen. Diese Nacht ist nicht zum Diskutieren da. Ich weiß da etwas, was viel mehr Freude macht.«
»Aber wir haben doch gerade eben. Ist es denn nicht Sünde,
das
nur zum Spaß zu machen?«, zweifelte Jane.
Guildford wunderte sich schon lange nicht mehr über ihre Naivität. Er verschloss ihren Mund endgültig mit einem langen Kuss, der ihr die Luft zu weiteren Einwänden nahm.
»Ein paar Wochen …«, hämmerten die Worte seines Vaters in seinem Kopf. Nun waren sie schon über fünf Wochen in Bringham. So langsam wurde es Zeit, dass sich etwas änderte, lange würde er es nicht mehr aushalten, den liebevollen und besorgten Ehemann zu spielen. John Dudley hatte seinem Sohn zudem eingeschärft, er habe dafür zu sorgen, dass Jane über das, was in London geschah, in absoluter Ungewissheit blieb. Außerdem durfte sich Jane keine Gedanken über das Wohl des Königs machen oder ihm etwa schreiben. Briefe von ihr durften Bringham auf keinen Fall verlassen.
Tatsächlich waren die letzten Wochen für Jane die schönsten in ihrem bisherigen Leben gewesen, und sie verschwendete kaum einen Gedanken an ihre Eltern oder den Hof. Zum ersten Mal war sie vollkommen frei in ihrem Denken und Handeln. Sie konnte tun und lassen, was sie wollte. Keiner schalt mit ihr, wenn sie den ganzen Nachmittag unter einem Apfelbaum im Garten saß und Aristoteles las. Oder wenn sie einfach nur träumend zum Fenster hinaus schaute und ihre Gedanken abschweifen ließ. Oft schlenderte sie mit Antonia auch ziellos durch die Umgebung, plauderte mit ihr über dies und das, manchmal schwiegen sie auch nur. Aber seit der Begegnung mit den

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