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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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sogar gefallen könnte, mit dir verheiratet zu sein, denn völlig abwegig?«
Im gleichen Moment, als er das gesagt hatte, fragte sich Norman, ob er die Worte wirklich ernst gemeint hatte. Tatsächlich aber wurde das Gefühl, für sie Verantwortung zu tragen, für sie da zu sein und sie zu beschützen, von Tag zu Tag stärker.
»Pah! Wie sollte es dir gefallen, an eine hässliche Frau gebunden zu sein?«, schleuderte sie ihm da auch schon entgegen.
Prompt ließ Norman sie los, und Antonia lief sofort in die entgegengesetzte Ecke, als wollte sie so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Norman bringen.
»Wer hat dir gesagt, dass du hässlich bist, Antonia?«, fragte Norman ehrlich erstaunt. Auf das, was nun geschah, war Norman nicht vorbereitet. Antonia warf sich bäuchlings aufs Bett, vergrub ihren Kopf in die Arme und weinte. Sie weinte so sehr, dass ihr ganzer Körper bebte. Norman hatte Antonia nie zuvor derartig verzweifelt gesehen. Sie hatte an seiner Seite gekämpft, um sein Leben zu retten, sogar einen Menschen getötet und ihre eigenen Verletzungen tapfer wie ein Mann ertragen. Doch jetzt gebärdete sie sich wie alle anderen Frauen auch. Norman stand der Situation hilflos gegenüber. Ihm war eine kratzbürstige, spöttische Antonia lieber, denn er fühlte sich angesichts ihrer Tränen völlig hilflos.
Langsam trat er zu ihr und legte leicht eine Hand auf ihren Rücken. »Antonia, ich wollte dich niemals verletzen, du bist nicht hässlich, im Gegenteil.«
»Mein Vater hat es mir gesagt, immer wieder«, presste Antonia hervor. »Und auch du …« Der Rest ging in Schluchzen unter.
Norman überlegte fieberhaft. Hatte er das wirklich gesagt? Er konnte sich nicht daran erinnern, allerdings hatte er Antonia, als sie sich auf ihrer Flucht näher gekommen waren und er sie schroff zurückgewiesen hatte, sicher sehr verletzt. Auch hatte er sich mit anderen Frauen vergnügt. Schwach erinnerte er sich an die dralle Wirtstochter, und auch diese Maryrose hatte sich ihm schamlos an den Hals geworfen. Was hätte er tun sollen? Er war schließlich ein Mann! In der Tat musste Norman sich eingestehen, dass die Frauen, mit denen er sich bisher vergnügt hatte, das völlige Gegenteil von Antonia gewesen waren, äußerlich wie auch charakterlich. Aber diese Abenteuer hatten bei ihm nur einen schalen, schlechten Geschmack hinterlassen, während er Antonia jetzt am liebsten in den Arm genommen und getröstet hätte.
Er räusperte sich und wagte einen Versuch: »Antonia, komm, schau mich an.« Sanft drehte er sie auf den Rücken. Sie sträubte sich nicht und sah ihn mit nassen Augen an. »Schönheit lässt sich doch nicht nur auf äußerliche Attribute beschränken. Schau, du verfügst über eine andere Schönheit, eine, die von innen heraus kommt. Du bist großherzig, edel und mutig. Das ist doch viel wichtiger als …«
Die Ohrfeige kam so schnell, dass Norman nicht mehr ausweichen konnte. Mit einem Schlag war die Traurigkeit von Antonia gewichen, jetzt funkelte sie ihn wütend an. »Scher dich zum Teufel, Norman Powderham!«
Norman war über ihre Reaktion so perplex, dass er sie nicht aufhielt, als sie aufsprang und aus dem Zimmer rannte. Als die Tür mit einem lauten Krachen ins Schloss fiel, fragte er sich, was er jetzt schon wieder falsch gemacht hatte.
    Zur gleichen Zeit, viele Hunderte Meilen entfernt, wurde eine andere Frau von ähnlich schweren Sorgen geplagt. Diese allerdings sah ihrer Trauung mit Ungeduld entgegen und konnte den Tag kaum noch erwarten. Ruhelos lief Mary Tudor in ihrem Audienzzimmer im Palast zu Greenwich auf und ab.
»Habt Ihr Nachrichten von meinem Verlobten, Botschafter? Wann wird er endlich nach England kommen?«
Der schmächtige grauhaarige Mann verlagerte unmerklich sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Die Königin hatte ihm keinen Platz angeboten.
»Die Wetterverhältnisse lassen eine Überfahrt nicht zu, Hoheit. Aber Prinz Philipp übermittelt Euch seine herzlichsten Grüße.«
Mary hielt in ihrer Wanderung inne und starrte zu dem Porträt über dem Kamin, das den gesamten Raum durch seine Größe und Farbenpracht beherrschte. Es zeigte einen jungen Mann von schlanker Statur, dessen goldgelbe Beinkleider muskulöse Waden und Schenkel umschlossen. Sein Wams war in einem dunklen Grün gehalten und funkelte vor Edelsteinen. Aber das Schönste war sein Gesicht – wohlgeformt und intelligent, der Bart gestutzt und die grauen Augen voller Offenheit. Es waren Philipps Augen gewesen, in die

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