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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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lief Norman der Schweiß in Strömen über den Körper. Er hatte Recht behalten, der Herzog von Ellery war nicht zu unterschätzen. Insgeheim bewunderte Norman dessen Kraft und Ausdauer. Jetzt schwang sein Gegner die Waffe so schnell, dass Norman unnachgiebig immer weiter nach hinten gedrängt wurde. Er war unfähig, selbst anzugreifen, und ihm blieb nichts anderes übrig, als die Schläge abzuwehren. Schon spürte er die Bande der Tribüne in seinem Rücken, als der Herzog durch eine ungeschickte Bewegung plötzlich strauchelte und zu Boden stürzte. Dieses Mal kam er auf dem Rücken zum Liegen, so dass Norman mit seiner Schwertspitze auf die ungeschützte Stelle zwischen Helm und Brustpanzer zielte und damit den Herzog zwang, seine Aufgabe durch das Heben der rechten Hand bekannt zu geben. Norman warf das Schwert zur Seite, löste die Scharniere seines Helms und nahm ihn ab. Drei Knappen waren bereits zur Stelle, um dem Herzog auf die Beine zu helfen. Beide Männer verbeugten sich voreinander.
»Ihr habt Euch wacker geschlagen«, sagte er Ältere. »Wenn ich nicht gefallen wäre …«
Sir Norman nickte. Er musste zugeben, dass er sich ohne den glücklichen Zufall wohl dem Schwert des Herzogs hätte geschlagen geben müssen.
Als er sich zum Platz des Königs umdrehte, erhob sich Henry mit Hilfe zweier starker Männer und musterte ihn wohlwollend. »Ihr habt große Tapferkeit und Mut bewiesen, Sir Norman. Männer wie Euch braucht unser Land«, dröhnte seine Stimme für alle hörbar über den Platz. »Ihr habt den Sieg verdient, den Ihr allerdings nur erringen konntet, da mich mein Bein daran hinderte, selbst in die Bahn zu reiten.«
Norman unterdrückte ein Schmunzeln. Die Tage, als der König unbestrittener Sieger aller Wettkämpfe war, würden nie wiederkehren. Keine Rüstung der Welt war groß genug, seinen massigen Körper zu umschließen, und kein Pferd stark genug, sein Gewicht zu tragen.
Nun erhob sich auch die Königin. Ein Diener reichte ihr ein besticktes Kissen, in dessen Mitte ein juwelenbesetzter Dolch lag. Sie nahm ihn in beide Hände und präsentierte ihn Norman. »Nehmt Euren Preis in Empfang, Sir Norman Powderham.«
»Halt! Es sind noch nicht alle Gegner geschlagen!« Der Ruf hallte über die Turnierbahn und ließ sämtliche Geräusche verstummen. Verwundert drehte sich Norman um und starrte den schwarzen Ritter an, der auf einem ungeschmückten Kampfross in die Bahn ritt.
In Henrys Augen blitzte es erregt auf. »Wer seid Ihr?« fragte er donnernd. »Euer Ross schmücken keine Farben oder Wappen.« In jenen Zeiten war es durchaus üblich, dass ein geheimnisvoller Herausforderer auftauchte, um die Veranstaltung zu beleben. Meist war diese Maskerade Henry selbst überlassen geblieben.
Der Fremde hob die Hand. »Wer ich bin, tut nichts zur Sache. Ich bin gekommen, den edlen Ritter Norman Powderham zum entscheidenden Kampf zu fordern.«
Das war völlig legitim, und Norman blieb nichts anderes übrig, als die Herausforderung anzunehmen, wollte er nicht als Feigling gelten. Er seufzte leise, als er den Helm wieder über die Locken streifte. In seiner Brust pochte und brannte es noch vom vorherigen Stoß, und er fühlte sich erschöpft. Der unbekannte Herausforderer erschien ihm jedoch nicht sonderlich kräftig, er würde leichtes Spiel mit ihm haben. Während Norman sein Pferd bestieg, meinte er, die Rüstung des Fremden zu kennen. Sie war seiner alten nicht unähnlich, es schien ihm jedoch unmöglich, dass jemand seine eigene Rüstung trug. Das würde doch niemand wagen! Schwarze Rüstungen gab es viele, und sie wurden gerne von unbekannten Herausforderern getragen.
Wie zuvor brachte Norman seinen Hengst in Position und preschte auf den Gegner zu. Mit ohrenbetäubendem Geräusch krachten die Lanzen aufeinander und splitterten entzwei. Ein Splitter ritzte Norman die Haut auf, wo sie zwischen Handschuh und Kettenhemd ungeschützt war, und hinterließ einen feinen roten Strich. Grimmig zügelte er sein Ross und stieg ab. Der schwarze Ritter tat es ihm gleich und drang mit gezogenem Schwert auf ihn ein. Wie zuvor im Kampf mit dem Herzog von Ellery klirrten die Klingen aufeinander. War der Herzog Norman an Kraft und Ausdauer überlegen, machte der schmächtige Ritter dies durch Schnelligkeit und Wendigkeit wett. Norman gelang kein Treffer, so geschwind tauchte sein Gegner unter Normans Schwertarm ab und stand mit einer eleganten Drehung wieder kampfbereit vor ihm. Der Fremde hielt sein Schwert mit beiden

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