Königin für neun Tage
Schäden.«
Norman Powderham nickte grimmig. Am liebsten hätte er Anthony an Ort und Stelle den Hals umgedreht. Wie konnte dieser dumme Junge es wagen, ihn, einen Ritter des Königs, herauszufordern und vor dem gesamten Hofstaat zu blamieren! Auch wenn er den Kampf letztendlich gewonnen hatte – es war für jeden offensichtlich gewesen, dass er sich mächtig hatte anstrengen müssen, dem Knappen Paroli zu bieten. Das würde er Anthony nie verzeihen! Niemals!
Verzweifelt versuchte Antonia von der Trage, auf der man sie in die Waffenkammer brachte, aufzustehen. Vier starke Hände legten Antonia auf eine Pritsche und streiften ihr das Kettenhemd ab.
Obwohl ihre Schulter wie Feuer brannte, schrie und strampelte sie, als man ihr das Leinenhemd ausziehen wollte. »Nein! Lasst mich in Ruhe, es geht mir schon wieder gut. Ich habe gar keine Schmerzen.«
Master Rowse trat heran, sein zorniger Blick verhieß nichts Gutes. Aber das war nichts gegen das, was geschehen würde, wenn es den Männern gelänge, ihr das Hemd abzustreifen.
»Du undankbarer Kerl …«, schimpfte Master Rowse, wurde jedoch von der kalten Stimme Lord Fentons unterbrochen: »Überlasst den Jungen mir, Master. Er ist schließlich mein Sohn, und er wird sich wünschen, nie geboren worden zu sein, wenn ich mit ihm fertig bin.«
In seinen Augen brannte ein so wilder Zorn, dass Antonia sich ganz klein und unbedeutend vorkam. Sie wusste, nun war alles aus und die Wut ihres Vaters würde unberechenbar sein, wenn gleich ihre wahre Identität enthüllt werden würde. Sie unternahm einen letzten verzweifelten Versuch, das Hemd, das nun über ihren Kopf gezogen wurde, festzuhalten, aber es war zu spät! Erstaunt lösten die Männer die Leinenbandage, die ihren Busen verbarg, dann spürte Antonia den kalten Luftzug an ihren nackten Brüsten. Mit einem Schlag war es mucksmäuschenstill. Antonia schloss die Augen, als könne sie sich von dieser Szene ausschließen, wenn sie selbst nichts sah.
»Was ist das für eine Teufelei?« Heiser presste Lord Thomas die Worte hervor. Er griff sich an den Hals und lockerte seinen Kragen, der plötzlich zu eng geworden war und ihm die Luft abschnürte.
Norman Powderham beugte sich über Antonia, er konnte nicht glauben, was sich seinem Blick darbot. »Mylord … ich verstehe nicht …«
Mit krebsrotem Gesicht packte Lord Thomas Norman mit beiden Händen am Kragen und schüttelte ihn. »Ich habe dich beauftragt, meinen Sohn zu bringen! Stattdessen schleppst du mir diese Kreatur an! Wo ist mein Sohn? Wo ist Anthony?«
Starr vor Entsetzen starrte Norman seinen Herrn an. »Mylord, ich versichere Euch, diese … Person wurde mir auf Fenton Castle als Euer Sohn vorgestellt. Es gab dort weit und breit keinen anderen Jungen in dem Alter.«
»Das glaube ich nicht!«
»Ich schwöre es bei allem, was mir heilig ist!«
Mit einem Ruck ließ Lord Thomas ihn los, und Norman taumelte ein paar Schritte nach hinten. Verwirrt fuhr er sich durch sein schweißnasses Haar. Barsch wies Lord Thomas den Wundarzt an: »Zieht ihr das da aus!« Er deutete auf Antonias Hose.
Der Mann gehorchte. Verzweifelt versuchte Antonia mit ihrem unverletzten Arm eine letzte Gegenwehr, aber es war aussichtslos. Im Nu lag ihr nackter Körper ungeschützt vor den Blicken der Männer. Mit einer Hand bedeckte sie rasch ihre Scham und schloss die Augen. Sie wünschte sich weit fort, hoffte, der Boden möge sich unter ihr auftun und sie verschlucken.
Nun richtete sich Lord Thomas’ ganze Wut gegen sie. Er verpasste ihr eine Ohrfeige, dass ihr Kopf zur Seite flog. »Sprich, wer immer du bist: Wo ist mein Sohn Anthony Fenton? Was hast du mit ihm gemacht?«
»Ich bin Anthony …« Weiter konnte sie nicht sprechen. Ein zweiter Schlag nahm ihr den Atem. Antonia spürte den Geschmack von Blut auf ihren Lippen.
»Das ist nicht möglich! Ich habe meinen Sohn mit eigenen Augen gesehen. Ich habe sein Geschlecht gesehen, es war ein Junge!«
Bevor Lord Thomas erneut zuschlagen konnte, fiel ihm der Wundarzt in den Arm. »Mylord! Ich verstehe Eure Aufregung, aber er … sie ist verletzt. Bitte zügelt Euren Zorn!«
Plötzlich weiteten sich Lord Thomas’ Augen vor Entsetzen. »Das ist Zauberei! Mir wurde ein Sohn geboren, doch jetzt liegt ein Weib vor mir. Sie ist eine Hexe und ein Wechselbalg. Diese Kreatur muss vernichtet werden. Auf den Scheiterhaufen mit ihr. Sofort!«
Antonia zweifelte keinen Augenblick daran, dass ihr Vater es ernst meinte. Wäre die ganze Situation nicht so grotesk
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