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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Landes einen spanischen Namen? Hast du gut geschlafen? Bereitet dir die Verletzung große Schmerzen?«
»Ja, Mylady, nein, Mylady«, antwortete Antonia schüchtern. »Das heißt, wenn ich mich ungeschickt bewege, dann tut es noch weh, aber es ist zu ertragen.«
Königin Catherine erhob sich, und Antonia beeilte sich, es ihr gleichzutun. Die Königin besaß in etwa Antonias Figur, reichte ihr jedoch nur bis an die Schultern, trotzdem strahlte sie so viel Würde und Größe aus, dass Antonia sich ganz klein fühlte.
»Ich habe mich entschlossen, dich in meine Dienste zu nehmen, Mädchen. Das heißt, wenn du es nicht vorziehst, zu deiner Familie aufs Land zurückzukehren.«
Bei dem Gedanken an ihre Mutter und Ellen zog sich Antonias Herz schmerzhaft zusammen. »Mein Vater, Lord Fenton, hat veranlasst, dass meine Mutter ihr Heim verlassen muss«, sagte sie bitter. »Da ich keine sonstigen Verwandten habe, wüsste ich nicht, wohin ich gehen sollte.«
»Ich habe den Befehl, den dein Vater Sir Norman Powderham erteilt hat, gehört. Es tut mir Leid, aber mein Einfluss reicht nicht aus, die Anweisung zu widerrufen, denn schließlich handelt es sich um den Besitz deines Vaters. Auf dem kann er tun und lassen, was er will. Nachdem Lord Fenton gestern den König aufgesucht hatte, ist es mir allerdings gelungen, seinen Zorn auf deine Maskerade zu zügeln.«
Antonias Kopf ruckte nach oben. »Wie denn das?«, entfuhr es ihr. Sofort schlug sie sich die Hand vor den Mund. »Verzeiht, Mylady, ich habe kein Recht, eine solche Frage zu stellen.«
Catherine winkte ab und lächelte gütig. »Der König wird von heftigen Beschwerden im Bein geplagt. Ich kann mit Stolz sagen, dass es mir gelingt, ihm für einige Zeit Linderung zu verschaffen. Daher hat er für meine Wünsche stets ein offenes Ohr. Ich bat ihn, dich in meine Dienste nehmen zu dürfen, und es wurde mir gestattet. Wenn der König deinen Vater auch schätzt, so sind ihm seine Privatangelegenheiten recht gleichgültig, solange es nicht das Ansehen des Hofes in Misskredit bringt. Nun hat zwar gestern jeder mitbekommen, wie ein größenwahnsinniger Knappe in das Turnier geritten ist, aber die Tatsache, dass dieser Junge in Wirklichkeit ein Mädchen ist, konnte geheim gehalten werden. Nur die Männer in der Waffenkammer wissen davon, und diese werden sich hüten, offen darüber zu sprechen. Auch dein Vater wird diese Schande nicht öffentlich verbreiten. Er hat allerdings beim König eine Untersuchung auf Hexerei beantragt.«
Antonia schrie vor Schreck leise auf. Die Gefahr war noch nicht vorbei!
Beruhigend berührte die Königin kurz ihre Hand. »Keine Angst, mein Kind. Ich sagte schon, du unterstehst nun mir, und die Angelegenheit wird nicht weiter verfolgt. Allerdings musst du mir ein Versprechen geben.«
»Alles, meine Königin«, rief Antonia erleichtert, »alles, was Ihr verlangt!«
»In Zukunft keine Schwertkämpfe oder wilden Ritte mehr, ja? Und keine Männerkleidung, du wirst dich so betragen, wie es der einzigen Tochter von Lord Thomas Fenton zusteht. Hast du das verstanden?«
Obwohl ihre Worte sehr ernst klangen, verriet Antonia das Zwinkern in den Augen von Catherine, dass sie nicht so streng war, wie sie sich gab. Antonia setzte zu einer Verbeugung an, besann sich aber, dass ihr das nun nicht mehr anstand, und versuchte einen Knicks. Er misslang gründlich, und Antonia verlor beinahe das Gleichgewicht. Ihr schoss die Röte ins Gesicht.
Die Königin lachte hell auf. »Das, mein Kind, ist vielleicht das Erste, was du lernen musst. Ich weise Beth an, sogleich mit dem Unterricht zu beginnen.«

6. KAPITEL
    In der ersten Oktoberwoche kehrte der Hof nach London zurück, und Antonia war ein Teil des unüberschaubaren Gefolges, in dem jeder Einzelne wusste, wo sein Platz war und was er zu tun hatte. Während die königliche Familie und die engsten Vertrauten des Königs in zehn Barken über die Themse fuhren, wählte der restliche Hofstaat den Weg über aufgeweichte und schlammige Landstraßen. Der warme Sommer war einem nebligen und regnerischen Herbst gewichen, der einen Aufenthalt auf dem Land wenig attraktiv machte. Zwei Wochen lang wurde alles verpackt, in Truhen und Kisten verstaut und auf Karren verladen. Zu Antonias Enttäuschung wurde ihr untersagt, auf ihrer Stute zu reiten.
»Einer Lady steht es nicht an, wie ein Mann zu reisen«, wies sie Beth, die sich für Antonia zu einer Art Ausbilderin entwickelt hatte, an.
So musste sich Antonia mit vier anderen Frauen,

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