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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Röte in die Wangen. Hoheitsvoll schritt sie an den Männern vorbei durch die Halle nach draußen. Einen Augenblick später war Guildford an ihrer Seite, während Robert und Amy zurückblieben, um dem Brautpaar Gelegenheit zu geben, sich näher kennen zu lernen.
Zufällig blickte Jane nach oben und sah an einem der Fenster im ersten Stock Antonia, die mit gespanntem Gesicht auf die Besucher starrte.
»Erinnert Ihr Euch an Antonia Fenton? Sie ist meine Freundin, und ich möchte, dass sie nach unserer Hochzeit weiterhin in meiner Nähe bleibt.«
Fenton? Antonia Fenton? Fieberhaft dachte Guildford nach, er meinte sich zu erinnern, den Namen schon einmal gehört zu haben.
Jane bemerkte seine Verwirrung und half ihm auf die Sprünge. »Euer Vater plante schon einmal, Euch zu verheiraten, und zwar mit Antonia Fenton. Erinnert Ihr Euch nicht mehr daran?«
»Damals war ich noch ein Kind«, antwortete Guildford. »Zudem hat der König höchstpersönlich ein Veto gegen diese Verbindung eingelegt. Es konnte nicht angehen, dass sich ein Dudley mit einer unbedeutenden Fenton verbindet.«
Hätte sie es nur getan, dann würde es mir erspart bleiben, dachte Jane, leistete aber gleich darauf bei Antonia Abbitte. Natürlich wünschte sie sich nicht ernsthaft, dass ihre Freundin ihr die Bürde abnahm, die ihr auf die Schultern gelegt worden war.
»Guildford, Ihr wollt mich doch genauso wenig heiraten wie ich Euch. Warum spielen wir also dieses Spiel mit?«
Überrascht blieb Guildford stehen. Die Kleine mochte zwar ganz ansehnlich sein, aber ihre widerspenstige Art widersprach ihrer zurückhaltenden Ausstrahlung. Nun, Guildford wusste mit Frauen umzugehen. Bisher war in seinen Armen noch jede zu Wachs geschmolzen.
»Liebe Jane, es mag sein, dass ich zuerst auf das Ansinnen meines Vaters eingegangen bin, weil ich ein gehorsamer Sohn bin. In dem Moment jedoch, als Ihr durch die Tür schrittet, habt Ihr durch Eure Lieblichkeit und Schönheit mein Herz berührt.« Er blieb stehen, ergriff ihre Hand und sah sie schmachtend an. Sein jahrelang geübter Dackelblick hatte noch nie seine Wirkung verfehlt. »Liebste, ich habe mich sofort in Euch verliebt und wünsche mir nichts mehr, als mein Leben mit Euch zu verbringen.«
Jane stand für einen Augenblick wie erstarrt, dann entzog sie ihm ihre Hand.
»Sir Guildford, mir wurde berichtet, dass Ihr sehr belesen seid, es blieb allerdings unerwähnt, dass Euer Interesse sich wohl eher auf die verachtungswürdigen Ergüsse liebeskranker Dichter bezieht.« Als Guildford etwas erwidern wollte, hob Jane abwehrend die Hände. »Verschont mich mit Euren Worten, die in dieser Situation in meinen Ohren nur beleidigend klingen können. Ich folge dem Wunsch meiner Eltern und dem des Königs. Wir sollten beide versuchen, die Bedingungen, die an uns gestellt werden, würdevoll zu erfüllen.«
Guildford war so empört, dass es ihm, was nur selten passierte, die Sprache verschlug. Hätte sein Vater ihm durch diese Ehe nicht Ruhm, Reichtum und grenzenlose Macht versprochen, hätte er dieses unverschämte Ding am liebsten stehen lassen und wäre ins nächste Bordell geeilt, wo sich willige und sanfte Frauen regelrecht um seine Liebesbezeugungen rissen.
»Lady Jane, Ihr könnt mir glauben, dass ich mit den besten Absichten gekommen bin«, sagte er kühl. »Die Sache wäre für uns allerdings einfacher, wenn Ihr mir ein wenig entgegenkommen würdet. Man erwartet von uns, dass wir das Geschlecht der Dudleys mit vielen gesunden Kindern erhalten. Dazu ist es unabänderlich, dass wir uns näher kommen, was Euch wie auch mir leichter fallen wird, wenn wir einander nicht mit völliger Abneigung begegnen.«
Überrascht von diesen ernst gesprochenen Worten hob Jane den Kopf. Bisher hatte sie noch gar nicht daran gedacht, dass sie mit Guildford auch das Bett würde teilen müssen. Zugegeben – er sah gut aus, war jung, gesund und kräftig. Unwillkürlich dachte sie an die verstorbene Lady Catherine, die mit einem alten Mann verheiratet worden war. Betrachtete man das Äußere ihres Bräutigams, so hätte sie es wahrlich schlechter treffen können.
Jane blinzelte mehrmals, um das Gesicht Edwards vor ihrem inneren Auge zu verscheuchen. Sie musste ihn vergessen – jetzt und für alle Ewigkeit.
»Ich hoffe, wir können diese …
Begegnungen
auf ein Minimum beschränken«, stieß sie hervor, dann raffte sie ihre Röcke und rannte so schnell ins Haus zurück, als wäre der Teufel hinter ihr her.
    Antonia begleitete Jane nach Syon

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