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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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mache ich die Vorgabe.“ Eine Drehung aus dem Handgelenk
und dann rollte die Kugel durchs Tor, klackte laut gegen die nächste
und ließ sie über die Leiste dahinter springen.
    „ Très
bien “, klang die Stimme des Comte de Modène von der
Tür.
    Edoardo
verneigte sich hastig.
    Hinter
de Modène betrat Alexandre den Saal. Sein Blick war finster
wie selten.
    Stefania
eilte auf ihn zu und fasste ihre Röcke, als wolle sie einen
Knicks vor ihm machen, aber tat es natürlich nicht. „ Monsieur
le Marquis , gebt Ihr heute mir die Ehre? Mirella hat ihren
großzügigen Tag.“
    Alexandre
nickte, ohne eine Miene zu verziehen. Er kam auf Mirella zu und sie
gab ihm lächelnd die Hand. „Signorina, ich habe eine
Mitteilung für Euch.“ Seine Stimme war rau; er deutete zur
Galerie.
    „Sprecht
nur; wir haben keine Geheimnisse voreinander.“
    Doch
er ging zur Galerie und Mirella blieb nichts anderes übrig als
ihm zu folgen. Er schloss die Tür hinter ihr. Mit seinem Blick
schien er jemanden ermorden zu wollen. Mirella erschrak. Ein
Kälteschauer lief von ihrem Nacken aus den ganzen Rücken
hinunter und ließ sie frösteln.
    „Was
habt Ihr heute? Warum so geheimnisvoll?“
    Er
deutete auf einen Sessel und setzte sich dann Mirella gegenüber.
Er sprach leise, als könne jemand sie belauschen. „Mirella,
man hat Euren Bruder in den Kerker im Torrione gebracht.“
    Als
sie hochfuhr, hielt er sie in ihrer Bewegung fest. „Beherrscht
Euch.“
    Sie
blickte ihn entsetzt an. „Aber warum? Wer tut das?“
    „Anneses
Milizen haben ihn in flagranti erwischt. Man hatte schon länger
ein Auge auf ihn.“
    Entsetzen
nahm ihr den Atem. Auf keinen Fall durfte sie jetzt die Heulsuse
spielen. Alexandre würde es ihr nicht abnehmen. Sie schluckte
nervös. Aber ihre Stimme brach und sie krächzte, den Tränen
nahe. „Wobei in flagranti?“ Hoffentlich sah er ihr nicht
an, dass sie es ahnte.
    Sein
Blick wurde endlich weicher; in seinen Augen stand Mitleid. „Verrat!“
    Mirella
senkte den Kopf. Jedes Wort konnte jetzt falsch sein; und keinesfalls
durfte er auf den Gedanken kommen, dass sie davon gewusst haben
könnte. „Aber ...“
    Alexandre
griff nach ihren Händen. „Man wird Eurem Bruder den
Prozess machen. Henri hat verhindert, dass man ihn heute früh
einfach geköpft hat.“ Er drückte ihre Finger. „In
Frankreich wird einem seit Langem der Prozess gemacht, bevor man
hingerichtet wird. Aber das wird nichts ändern.“ Wie bei
seinem Vater?
    „Aber
wenn das Gericht nicht beweisen kann, dass er schuldig ist.“
    „Es
reicht, wenn er gesteht.“
    Wenn
... und wenn nicht? Sie begann zu zittern. Sie würden dafür
sorgen, dass er gestünde. „Ich muss es Stefania sagen.“
    Sein
Blick ging hinüber zum Billard-Tisch. Der Comte de Modène
führte Stefania gerade die Hand, um ihr den richtigen
Abstoßwinkel zu zeigen. „Es ist besser, Ihr sprecht mit
niemandem darüber.“
    „Aber
... sie muss es wissen. Sie sind so gut wie verlobt.“
    Alexandre
hob eine Augenbraue. „Dann ist Euer Bruder mehr als dumm.“
    „Also
glaubt Ihr auch, dass Dario ein Verräter ist!“
    Er
sah sie an, als wolle er mit seinem Blick in ihren Kopf eindringen.
„Was wisst Ihr davon?“
    „Ich
...“ Wenn sie ihm antwortete, lief sie Gefahr, dass sie etwas
Falsches sagte. „Wovon?“
    „Dario
war offiziell im Auftrag Eures Vaters unterwegs. Inoffiziell auch?“
    „Inoffiziell?“
Was sollte das bedeuten? Ihr stockte der Atem, als ihr klar wurde,
was er meinte: dass Enzo nicht nur davon wusste, sondern beteiligt
war. „Wann ist Dario festgenommen worden?“ Sie klammerte
sich an das Nächstliegende: klare Auskünfte. Antworten von
Alexandre, nicht von ihr.
    „Vor
drei Tagen.“
    „Warum
habt Ihr mir nichts gesagt?“ Das war unverschämt; sie
wusste es in dem Moment, als sie die Frage ausgesprochen hatte. Sie
hatte keinen Anspruch darauf, überhaupt davon zu erfahren.
    Aber
er blieb sanft. „Weil ich es nicht wusste, Mirella. Auch Henri
hat es erst gestern Abend erfahren. Als er das Todesurteil zur
Unterschrift vorgelegt bekam.“ Sie wagte wieder, ihn anzusehen.
Das maliziöse Lächeln in seinen Mundwinkeln verblüffte
sie. „Er hat Glück, dass Henri Eurem Waffenschmied
inzwischen spinnefeind ist. Um allen zu zeigen, wer der Herr in der
Stadt ist, hat er auf einem Gerichtsverfahren bestanden.“ Sein
Lächeln wurde wärmer und erreichte seine Augen. „Falls
Euer Bruder nicht gestanden hat, ist er vielleicht noch

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