Königliche Republik (German Edition)
nicht
verloren.“
Scheu
erwiderte sie sein Lächeln. „Ich danke Euch. Was kann ich
tun?“
„Ihr
habt dem Dogen zu danken! – Aus Eitelkeit setzt Henri die ganze
Unternehmung aufs Spiel.“ Sein Blick verdunkelte sich wieder.
„Genau genommen ist Annese der wahre Verräter an Eurer
Republik. Eines Tages ist er imstande ...“
Das
interessierte sie jetzt gar nicht. Sie unterbrach ihn, indem sie ihm
ihre Hände entzog. Gleich darauf bedauerte sie es; ohne die
Wärme seiner Finger fühlte sie sich plötzlich
schutzlos. „Was kann ich tun?“
Er
blickte wieder in den Billard-Saal hinüber. „Das weiß
ich nicht. Eure Freundin sollte es nicht erfahren.“
„Aber
wird der Prozess nicht öffentlich sein?“
„Das
hängt davon ab, wer sich durchsetzt. Mag sein, Henri hält
es nicht für klug. Immerhin ist Euer Vater derjenige, der unsere
Armee ausstattet.“
„Und
Dario war zu diesem Zweck unterwegs!“
„Wisst
Ihr das so sicher?“
„Ja!“
In diesem Moment glaubte sie wirklich, was sie sagte. Und sie schien
überzeugend geklungen zu haben.
„Vielleicht
hilft das Eurem Bruder.“ Sein Blick war warm. „Wir werden
sehen.“ Er stand auf und streckte ihr die Hand entgegen. „Eure
Freundin wird sich fragen, warum wir hier so lange ... Das ist nicht
gut. Ihr solltet nicht in die Verlegenheit kommen, sie anzulügen.“
Aber
sie widersetzte sich der Bewegung, mit der er sie zurückbringen
wollte. „Ihr habt gefragt, ob Dario inoffiziell in Vaters
Auftrag unterwegs war. Das bedeutet, dass man auch ihn beschuldigt.“
Alexandre
nickte. „Euer Vater hat Feinde, nicht wahr? Solche
Angelegenheiten werden leicht zum Vorwand genommen ...“ Die
Muskeln in seinem Gesicht zuckten, als er die Zähne
zusammenbiss. Er dachte gewiss an den Tod seines Vaters; das musste
so ähnlich gelaufen sein. Dario hatte ihr mehr als einmal
erklärt, dass Kriege, unter welchem Vorwand auch immer, in
Wahrheit dazu dienten, mehr Macht zu erlangen und sich neue
Reichtümer zu sichern.
Aber
Neapel war doch nicht so! Neapel kämpfte um seine Freiheit!
Mirella
spielte so schlecht wie nie. Sie brachte es fertig, zuerst mit dem
Comte de Modène, dann mit Alexandre zusammen zu verlieren.
Stefania
hatte ihren irritierten Blick immer öfter auf Mirella statt auf
dem Spieltisch. „So schlecht hast du noch nie gespielt“,
sagte sie schließlich im breitesten Neapolitanisch.
„Du
auch nicht“, gab Mirella absichtlich patzig zurück. Gleich
darauf legte sie Stefania ihren Arm um die Schultern. „Tut mir
leid. Ich bin heute wirklich nicht beim Spiel.“
Stefania
war trotzdem verärgert; sie presste die Mundwinkel zusammen. „Wo
denn?“
Mirella
hielt kurz die Luft an. „Bei Dario.“ Sie fing einen
wachsamen Blick Alexandres auf, der vermutlich außer Darios
Namen nichts verstanden hatte.
Es
war nicht gelogen. Sie hatte Stefania einen nachfühlbaren Grund
gegeben und sie nun vielleicht sogar davon abgelenkt, nach ihrem
Gespräch mit Alexandre zu fragen. Sie nahm sich zusammen und
spielte konzentriert genug weiter, um gemeinsam mit dem Comte de
Modène eine Partie zu gewinnen.
Alexandre
nickte ihr anerkennend zu, während Stefania spielerisch die Nase
rümpfte. „Und ich war überzeugt, mit Euch zusammen
sei ich unschlagbar.“
„Morgen
ist Weihnachten, wie schade“, sagte de Modène. „Ich
hätte Euch gerne eine Gelegenheit zur Revanche geboten.“
„Wenn
ich nur dieses Jahr noch die Gelegenheit dazu bekomme, so will ich es
zufrieden sein.“ Übermütig schenkte Stefania ihm
einen koketten Augenaufschlag.
De
Modène setzte eine bedauernde Miene auf und gab sich
zerknirscht. „Ich fürchte, es steht nicht in meiner Macht,
darüber zu befinden. Die Spanier planen etwas. Sie halten wohl
nicht so viel davon, das neue Jahr an Bord ihrer Schiffe zu
erwarten.“ Trotz der düsteren Worte machte er allerdings
nicht den Eindruck, als sei er darüber beunruhigt.
Mirella
ballte die Fäuste. Und wieder erntete sie einen besorgten Blick
Alexandres, der ihr seine Wachsamkeit bewies. Fürchtete er, sie
könne einen Fehler machen? Seine Sorge tat ihr gut; sie würde
sich an das halten, was von ihm an Zeichen kommen mochte.
„Weihnachten dauert bei uns nur einen Tag; Santo Stefano zählt
nicht mehr viel.“ Sie hielt so unauffällig wie möglich
ihren Blick auf Alexandre.
De
Modène lachte. „Wir passen uns gerne den
neapolitanischen Gepflogenheiten an.“
„Vielleicht
sagen wir trotzdem unseren Eltern
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