Königliche Republik (German Edition)
nichts?“
Alexandres
Augenbraue zuckte. „Heimlichkeiten? Besser nicht!“
Hoffentlich verstand sie ihn richtig und beging keinen Fehler, wenn
sie Enzo und Rita einweihte.
„Ich
komme mit“, sagte Stefania, als die Kutsche vor dem Haus der
Scandore hielt. „Ich möchte deinen Eltern ein frohes Fest
wünschen.“
Mirella
unterdrückte einen Seufzer, obwohl Stefania ihn sicher
unverfänglich gefunden hätte. „Das wird sie freuen.
Wir werden wenige Gäste haben dieses Jahr.“ Wie gut das
war, wurde ihr erst jetzt klar.
Stefania
zwinkerte. „Du weißt genau, dass ich in Wirklichkeit
wissen möchte, wann Dario nach Hause kommt. Er wird doch
fürsorglich genug sein, einen Boten vorauszuschicken.“
Sie
sprang ganz undamenhaft aus der Kutsche und lief die Treppe zum Haus
hoch. Mirella dagegen ließ sich Zeit und von Tonio die
Trittbretter hinunter helfen. Kopfschüttelnd wartete Stefania an
der Tür auf sie.
Sie
sollte eigentlich Tonio in die Küche einladen; es war
schließlich Weihnachten. Aber ein frierender Kutscher mochte
Stefania nötigen, schneller zu gehen. Schalt man sie ob ihrer
Ungezogenheit, könnte sie behaupten, sie habe Tonios Hang zum
Alkohol nicht unterstützen wollen. Doch Rita verdarb ihren Plan.
Sie ging sogar selber hinaus, um Tonio in die Küche zu schicken.
Und Stefania ließ sich zum Mittagessen einladen.
Als
Gina dann den Kaffee servierte, holte Rita ein Päckchen hervor,
das in blaue Seide eingeschlagen war. „Für dich, mein
Kind.“ Sie küsste Stefania auf die Stirn. „Wir
wissen sehr wohl von euren Plänen und sind einverstanden. Ich
freue mich, dich in meinem Haus aufzunehmen.“ Ihr Blick ging zu
Mirella. „Als Ersatz für die Tochter, die ich bald an ein
fremdes Land verlieren werde.“
Mirella
stiegen die Tränen in die Augen. Unter dem Tisch grub sie die
Fingernägel in die Handballen, dass es schmerzte.
Stefania
nahm das Geschenk behutsam entgegen. „Ich bin gerührt und
überwältigt.“
Auch
Enzo stand auf, gab ihr erst die Hand und dann einen Kuss auf die
Stirn. „Willkommen bei uns. Auch wenn du sowieso schon lange
hier so gut wie zu Hause bist.“ Er zwinkerte ihr fröhlich
zu. „Soll ich mit deinem Vater sprechen?“
„Das
ist meine Weihnachtsüberraschung für euch.“ Stefanias
Augen blitzten vor Vergnügen. „Sie wissen es und sind
einverstanden. Eigentlich wollte ich es nicht verraten ohne Dario.“
Mirella
presste eine Hand auf den Mund, um den Schluchzer zu dämpfen,
den sie nicht unterdrücken konnte. Verwundert wandten sich ihr
alle zu. Da konnte sie nicht mehr verhindern, dass ihr die Tränen
übers Gesicht liefen.
„Dario
sollte es zuerst erfahren“, wiederholte Stefania irritiert.
„Aber nun habt ihr mich so überrascht und er ist nicht da
...“ Ihre Stimme verlor sich; sie wirkte plötzlich ein
wenig hilflos.
Mirella
würgte erstickt. Stefania nichts zu sagen; wie furchtbar. Das
ging doch nicht.
Enzo
stand auf und befahl Gina, eine Flasche Blanquette zu bringen.
„Verlobung kann man ohne den Bräutigam schlecht feiern,
aber auf das Anwachsen unserer Familie können wir wohl trinken.“
Mirellas
Tränen tropften in ihr Glas und sie kippte den Wein fast in
einem Zug hinunter. Daraufhin nahm Rita ihr das Glas weg. „Du
bist das nicht gewohnt, Kind. Hör auf!“
„Es
ist doch Weihnachten“, widersprach Mirella in einem Anfall von
unsinnigem Trotz.
Enzos
Blick war eher verständnislos als tadelnd. Er hielt ihr sein
Taschentuch hin. „Nun übertreib nicht so!“
Sie
senkte den Blick und wartete schweigend darauf, dass Stefania ging.
Enzo,
inzwischen ein wenig beschwipst, ließ es sich dann nicht
nehmen, seine künftige Schwiegertochter zu ihrer Kutsche zu
geleiten.
Kaum
waren die beiden draußen, setzte Rita sich neben Mirella und
nahm sie in die Arme. „Was ist los mit dir? Willst du Felipe
nicht mehr heiraten? Ist es das, was dich bedrückt? Sag es uns
nur, bevor du dich in eine falsche Ehe stürzt. Ich argwöhne
es schon lange. Auch dein Vater wird es verstehen ...“
Zum
ersten Mal seit Langem war Mirella der Mutter dankbar für ihre
Redseligkeit. Sie ließ ihre Worte an sich vorbeirauschen und
wartete darauf, dass Enzo zurückkam. Doch dann rief er
stattdessen nach Fabrizio; die Unruhe trieb ihn wohl selbst an diesem
Nachmittag fort.
Mirella
nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Bitte, sagt Vater, dass ich
mit euch sprechen muss. Bevor er zur Baustelle fährt.“
„Dachte
ich es mir doch.“ Rita nickte und ging zur
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