Königliche Republik (German Edition)
dürfte sich herumgesprochen haben.“
„Alexandre sagt ...“
„ Alexandre?“ In seinen Augen flackerte etwas, das Zorn bedeuten mochte.
„ Der
Marquis de Montmorency ... Er hält es für eine
Verschwörung gegen Vater.“ Das war nun ihre sehr freie
Auslegung, aber es mochte so falsch nicht sein.
Dario
schluckte schwer. „Das ...“
„Man
wird dir den Prozess machen.“
„Ich
weiß. De Guise will ein Urteil.“
„Damit
hat er dir das Leben gerettet! Er hat sich geweigert, Anneses
Todesurteil gegen dich zu unterschreiben.“
„Und
wo ist der Unterschied?“ Er knurrte aufgebracht.
Sie
senkte ihre Stimme. „Sie haben doch nichts in der Hand gegen
dich. Oder?“
Er
schwieg und blickte zu Boden. Sie hob sein Kinn. Konnten sie ihm doch
etwas beweisen? Sie traute sich nicht zu fragen. Man hatte ihn schon
länger im Auge gehabt, hatte Alexandre gesagt. „Wenn du
dir ein Geständnis abpressen lässt, kann auch de Guise dich
nicht retten.“
Verachtung
stand in seinem Blick; er glaubte ihr nicht. „Ich weiß“,
ächzte er.
Sie
legte ihm sacht die Hand auf die Schulter. „Du musst
durchhalten; versprich es mir“, flüsterte sie in sein Ohr.
„Wenn
das wahr ist, dass sie es auf Vater abgesehen haben“, er
stöhnte wieder, „dann seid ihr alle in Gefahr.“
So
weit hatte sie noch nicht gedacht. Es stimmte ja. Das Gericht würde
den gesamten Besitz der Familie beschlagnahmen, sollte auch Enzo
angeklagt und verurteilt werden. Der Vater – würde er
durchhalten, wenn man ihn folterte? „Was können wir für
dich tun?“
Dario
schüttelte den Kopf. „Beten?“ Er nahm ihre Hand in
die seinen. „Was ist mit Stefania?“
„Ich
glaube nicht, dass sie in Gefahr ist.“
„Was
– hat sie gesagt?“
„Ihre
Eltern sind mit eurer Ehe einverstanden. So wie die unseren.“
Sie strich ihm durchs Haar. „Sie weiß es nicht. Es ist
besser, wenn niemand von deiner Verhaftung weiß.“
„Wer
sagt das? Damit man mich möglichst unauffällig beseitigen
kann?“, zischte er.
„Alexandre ... der Marquis de Montmorency ...“
„Du
scheinst inzwischen sehr vertraut mit ihm zu sein, dass ihr euch mit
Vornamen nennt.“
„Nein,
gar nicht!“ Er war eifersüchtig, selbst jetzt noch. Selbst
hier. „Mit Albert sind wir doch auch beim Vornamen.“ In
ihren Gedanken nannte sie Alexandre beim Namen; aber im Gegensatz zu
Albert schien es ihr undenkbar, dass sie ihn so ansprach. „Er
steht auf unserer Seite. Er hat mir die Genehmigung verschafft, dich
zu besuchen.“
„Was
glaubst du, warum?“
Sie
starrte ihn ratlos an.
„Um
mich unter Druck zu setzen. Um euch einzuschüchtern.“ Er
fluchte heftig. „Sie haben nichts aus mir herausbekommen, als
sie mich folterten. Nun versuchen sie es mit Erpressung – oder
einem Handel.“
Mirella
keuchte vor Entsetzen. „Das glaube ich nicht! So etwas würde
er nie tun; er weiß doch selber ...“
„Denk
nach, Mirella! Anneses Miliz hat mich festgenommen. Aber es ist de
Guise, der mir den Prozess machen lässt.“
„Aber
– damit rettet er dich.“ Hoffentlich.
„Du
bist reingefallen auf das, was Montmorency dir erzählt hat.
Falls Annese glaubte, dass ich mit den Spaniern paktiere, würde
er mir nichts tun. Wenn sie ihm mehr nützten als de Guise –
du würdest dich wundern, wie schnell er wieder unter ihre
Fittiche kröche.“
Annese
als der wahre Verräter; das hatte auch Alexandre gesagt. Wer
sprach hier noch die Wahrheit? Sie wurde immer durcheinanderer im
Kopf. Dario – log er auch? Als er sagte, dass er für die
Barone arbeite? Als er gegen die Spanier lästerte? Verwirrt
schloss sie die Augen; sie müsste nachdenken. „Sag mir
genau: Wann und wo haben sie dich verhaftet? Wie haben sie es
begründet?“
Dario
ließ sich an der Wand entlang aufs Stroh rutschen. „Ich
war in Aversa; in der Osteria.“
„Das
liegt nicht auf dem Heimweg!“ Sie blickte zur Tür. Das
Licht, das durch die Ritzen an der Klappe schimmerte, war genauso
hell wie zuvor. „Dort“, sie zeigte mit einer Kopfbewegung
hin und suchte nach einer unverfänglichen Formulierung, „wartet
jemand vor der Tür. Aber unsere Zeit ist wohl nicht begrenzt.“
„Sie
ist begrenzt, glaub mir.“
Nicht
weinen jetzt; sie schluckte schwer. Gleich musste sie wieder arrogant
auftreten. Ein von Tränen verquollenes Gesicht passte nicht
dazu. Sie hockte sich neben Dario. Aus dem Stroh stieg ihr der
scharfe Geruch von Urin in die Nase. „Wolltest du zu den
Oliveto? Aber Stefania ist die
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