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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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ist vermutlich ein Anhänger der Franzosen; er
verabscheut die Mode der Spanierinnen!“
    Mirella
lachte. „Welch ein Grund!“ Ein Schneider, was sollte
Dario bei einem Damenschneider wollen? „Ich habe Dario
versprochen, Stefania nicht hineinzuziehen.“
    „Das
hast du recht getan; das arme Mädchen. Auch wenn Dario
freigelassen wird ...“
    „Er
glaubt, ein Makel bleibt doch?“
    „Das
tut es immer!“ Wieder strich er ihr über die Wange; so
viel Zärtlichkeit war ihm bisher nicht zu eigen gewesen. Ob er
sich genauso hilflos fühlte wie sie? „Ich sehe nichts, was
uns weiterhilft.“
    Mirella
senkte den Kopf. Ihr Blick fiel auf die Landkarte und sie nahm sie
auf. „Es sind keine Straßen eingezeichnet.“
    „Hier
geht die Straße von Florenz entlang.“ Dario hatte
tatsächlich einen beträchtlichen Umweg genommen. „Von
Aversa hierher gibt es zwei Wege.“ Er zeigte sie ihr. Einer
führte über Caivano.
    „Kann
Er sich irgendeinen Grund ausdenken, was Dario bei Roccone wollen
konnte?“
    Enzo
blätterte das Lieferantenbuch weiter durch. Er presste die
Lippen zusammen, dann sah er sie mit gerunzelter Stirn an. „Wenn
wir nicht von Stefania sprechen wollen ... Überdies wäre es
Sache ihrer Eltern ...“
    Mirella
brauchte nur noch eine Sekunde, um zu verstehen. „Ein
Hochzeitskleid.“ Sie schlug die Hände vors Gesicht. „Das
ist es.“

Montag, 30. Dezember
    Der
Prozess gegen Dario war öffentlich und die Neapolitaner, die
zwischen Weihnachten und Neujahr noch weniger zu arbeiten fanden als
während der Unruhen in den Monaten zuvor, nahmen ihn als
Unterhaltungsprogramm. Francesco Antonio Scacciavento hatte die
Verteidigung übernommen. Der bisherige Berater Anneses stellte
sich damit im Konflikt zwischen diesem und de Guise offen auf die
Seite des Dogen; das machte die Neugier der Menschen noch größer.
    Stefania
hatte Scacciavento beschworen, sie als Zeugin zu benennen. Aber nach
Rücksprache mit Dario hatte er es eisern abgelehnt.
    Perfiderweise
war Enzo von der Anklage benannt worden und als er nach der
Vernehmung den Gerichtssaal verließ, war er kreidebleich.
    Mirella
stürzte ihm entgegen. „Vater, was haben sie Ihn gefragt?“
    Er
nahm sie in die Arme und strich ihr übers Haar. „Ich habe
nichts gesagt, was ihm schaden könnte. Aber ich durfte genauso
wenig euch mit einer Lüge in Gefahr bringen.“
    Aber
sie konnte lügen; sie würde niemandem schaden als sich
selbst. Trotzdem waren ihre Knie weich und der Saal verschwamm vor
ihren Augen, als ein Gerichtsdiener sie in den Zeugenstand geleitete.
    Im
Licht des Tages sah Dario entsetzlich aus. Seine Augen blickten matt
und der Bart, der ihm in diesen Tagen gewachsen war, verdeckte nur
zum Teil die Spuren dessen, was man ihm angetan hatte. Hoffentlich
hatte Stefania ihm von den Zuschauerbänken aus nicht ins Gesicht
sehen können.
    Mirella
schaute Dario unverwandt an. „... so wahr mir Gott ... helfe.“
Ihre Stimme zitterte. Gott würde verstehen, dass es diesen
Meineid brauchte, um sein Leben zu retten.
    Sie
setzte sich hin und wagte einen Blick zur Bank der Geschworenen. Auf
wessen Seite mochten diese Leute stehen? Vielleicht sollte sie nicht
zu herausfordernd auftreten. Als sie sich nach Stefania umsah,
erkannte sie Alexandre auf einem Platz neben dem Gang. Sie war an ihm
vorbeigegangen und hatte ihn nicht wahrgenommen! Was tat er hier? Ein
Schauer überlief sie. Gott mochte ihr vergeben; aber würde
er es auch können?
    Ihre
Vernehmung begann. Anfangs hatte Dario seine Fäuste geballt,
dann entspannte er sich und mehrmals funkelten seine Augen gar voller
Vergnügen, während sie auf die absurdesten Fragen
antwortete.
    Dann
hatte der Ankläger seine Fragen erschöpft und winkte ab.
Darios Verteidiger stand auf.
    Mirella
krallte ihre Hände in das Geländer vor sich. Wenn nur Dario
inzwischen nichts gesagt hatte, das ihrer Aussage widerspräche.
    Sciacciavento
trat vor sie und legte seine Hand auf die ihre. „Ganz ruhig,
Signorina. Ich habe keine Eile. Sei Sie nur so präzise wie
möglich.“ Aber sie hatte es eilig. Sie wäre am
liebsten überhaupt nicht an diesem Ort.
    Er
ließ sie los und trat einen Schritt zurück. „Signorina,
Sie ist zu mir gekommen mit der Behauptung, Sie könne beweisen,
dass Ihr Bruder unschuldig ist. Wie hat Sie das gemeint?“
    Musste
er es so kompliziert machen? Mirella versuchte, sich den Kloß
aus ihrem Hals wegzuräuspern. „Man wirft Dario vor, er
habe den Umweg über Aversa genommen, um unsere

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