Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
Vom Netzwerk:
Republik zu
verraten. Das ist nicht wahr.“
    „Wie
kann Sie das wissen? Kann Sie die Gedanken Ihres Bruders lesen?“
    Sie
versuchte sich an einem Lächeln. „Fast. Ich kenne ihn in-
und auswendig. Schließlich ... Er hat nie auf mich
herabgesehen, nur weil ich ein Mädchen bin, sondern alles mit
mir geteilt. Auch seine geheimsten Gedanken.“
    „Nenne
Sie ein Beispiel, um uns zu überzeugen.“
    Sie
sah von Dario zu Stefania. Wenn es sein musste ... „Zum
Beispiel hat er mir anvertraut, wem er sein Herz geschenkt hat.“
Jetzt fiel es ihr wirklich leicht zu lächeln. „Normalerweise
sprechen Männer nicht über Gefühle, nicht wahr?“
    Von
der Geschworenenbank kam ein unterdrücktes Kichern; ein älterer
Mann feixte unverhohlen. War das nun gut oder schlecht für sie?
    „Nun
ja.“ Scacciavento sah ein wenig pikiert drein. Das war gewiss
gut; so wirkte es nicht wie ein abgekartetes Spiel.
    „Darum
weiß Sie also auch, dass er nicht nach Aversa gefahren ist, um
uns an die Spanier zu verraten?“
    „Wie
wäre das möglich gewesen? In Aversa gibt es keine Spanier
mehr. Die Truppen unseres neuen Dogen haben sie alle verjagt.“
Darauf gab es einen Lacher unter den Zuschauern.
    „Es
scheint Ihr nicht leid zu tun. Ist Sie nicht mit einem Spanier
verlobt?“
    Mirella
schluckte; ihr Blick irrte für einen Augenblick zu Alexandre.
Natürlich wusste er inzwischen wie alle anderen von ihrer
Verlobung mit Felipe, aber dies nun ... Vor ihm darüber zu
sprechen, das war etwas anderes.
    „Nun,
will Sie nicht antworten?“
    „Sicher!“
Sie leckte sich über die Lippen. „Das ist allgemein
bekannt. Aber das macht mich nicht zur Verräterin.“
    Im
Saal wurde es laut.
    Der
Richter klopfte mit seinem Hämmerchen. „Ruhe! Niemand hat
Sie beschuldigt, Signorina.“
    Gerade
so gut hätte er sagen können ‚bis jetzt’. Sie
riss an dem Taschentuch, das sie zwischen den Fingern knäulte.
„Aber anscheinend schließt man aus dieser Verlobung, dass
mein Bruder ein Verräter sein könnte. Dabei verabscheut er
Felipe.“
    Dario
grinste breit; so hatte er die Hoffnung noch nicht ganz verloren.
    „Wir
kommen vom Thema ab.“ Scacciavento klang mahnend, fast
ungeduldig. Sie wollte es doch ebenso gerne hinter sich bringen. Fand
sie vielleicht noch einen Weg, den falschen Schwur zu vermeiden?
„Warum also ist Ihr Bruder nach Aversa gefahren.“
    „Ich
nehme an, zum Essen.“
    Das
Gemurmel im Saal wurde lauter; auf der Geschworenenbank entstand
ebenfalls Unruhe. War sie zu unverfroren gewesen? Aber sie musste
ihren Streich doch vorbereiten.
    „Zum
Essen?“
    „ Sissignore .
Denn er war auf dem Weg nach Caivano; und der führt zwingend
über Aversa, wenn man von Florenz kommt. Und man hat ihn doch
von der Mittagstafel weg festgesetzt.“
    „Was
wollte er in Caivano?“
    Tränen
stiegen ihr in die Augen. Aber jetzt durfte sie nicht weinen; auf
keinen Fall. Sie sah wieder zu Alexandre. Er saß leicht
vorgebeugt und wirkte wachsam.
    „Er
wollte zu Roccone, dem Schneider, der die schönsten Kleider nach
französischer Mode fertigt.“ Sie zitterte so sehr, dass
ihre Zähne aufeinander klapperten. Mit dem nächsten Satz
würde sie die Liebe ihres Lebens aufgeben. „Er sollte mein
Hochzeitskleid beauftragen.“
    „Und
dazu musste er nach Caivano?“
    „Meister
Roccone hat schon für meine Mutter genäht. Er ist der
einzige, der das kann.“ Hoffentlich war unter den Geschworenen
kein Schneider; sonst hätten sie nun einen Feind mehr. Tränen
liefen ihr übers Gesicht; aber nun mochte es angehen.
    „Warum
weint Sie, Signorina Scandore?“
    „Weil
...“ Ihre Stimme erstickte. „Ich habe Angst.“ Sie
wischte sich übers Gesicht und jammerte verzweifelt: „Es
ist doch alles meine Schuld. Ich wollte mich herausputzen mit dem
schönsten Hochzeitskleid der Welt.“ Das Taschentuch
zwischen ihren Fingern riss mit einem leisen Ratschen.
    Scacciavento
zog missbilligend die Augenbrauen zusammen. „So beruhige Sie
sich doch.“ Er blickte zum Ankläger.
    „Ich
habe keine weitere Frage an die Signorina.“
    „Sie
kann gehen.“ Der Richter schlug mit seinem Hämmerchen auf
den Tisch. „Wer ist der nächste Zeuge?“
    „Komm,
Mädchen.“ Scacciavento half ihr die Stufe vom Zeugenstand
aufs Parkett hinunter.
    Als
er sie los ließ, wankte sie. Tränenblind stolperte sie
durch den Gang zwischen den Zuschauerbänken. Eine Hand fing sie
schützend auf. Alexandre.
    „Jetzt
könnt Ihr bleiben, wenn Ihr möchtet.“ Er rückte
ein wenig

Weitere Kostenlose Bücher