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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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Dario an Anneses Miliz
verraten? Der Gedanke nahm ihr für einen Augenblick den Atem.
Dann wäre Dario noch immer in Gefahr; in weit größerer
Gefahr, als sie sich hatten vorstellen können.
    „Neutral?
Gewiss nicht, Kind.“
    Sie
musste es herausfinden; egal, was es sie kostete. Diese Frau ...
vielleicht war sie ihrer aller Rettung. „Mir scheint, Sie weiß
sehr viel.“ Mirella strahlte sie voller Bewunderung an.
    „Ich
wohne schon mein ganzes Leben hier. Wenn du sehen würdest, wer
dort drüben alles ein und aus geht ...“
    Mirella
beugte sich interessiert vor; sagte aber wohlweislich kein Wort.
    „Diese
feinen Herren; die gehören nicht in ein solches Gasthaus.“
    „Manch
einer steigt ab, wo er gerade des Weges kommt.“
    „Aber
doch nicht am Rande einer großen Stadt!“ Cristina blickte
geradezu triumphierend. „Glaub mir, Kind; das weiß ich
besser.“
    Mirella
senkte den Blick auf ihre Tasse, spielte scheinbar verlegen mit dem
Löffelchen. „Gewiss, Signora; was weiß ich schon!“
Sie sah sie wieder an, knabberte an ihrer Unterlippe. „Aber
neugierig gemacht hat Sie mich jetzt. Kennt Sie denn die feinen
Herren, die dort Halt machen?“
    „Wenige.
Da war der Herzog von Maddaloni ....“ Sie hob einen Finger.
„Dann der Prinz von Toraldo.“
    „Der
ist tot“, entfuhr es Mirella.
    Cristina
nickte. „Trotzdem ... Der Graf von Cafaro oder Nocera. Oder
beide?“
    Cafaro
war gleichfalls geköpft worden; aber schon von Masaniello, nicht
von Annese oder den Franzosen. De Guise hatte bislang überhaupt
niemanden hinrichten lassen. Dass ihr das jetzt erst auffiel. Und
doch ... Es musste doch Handlanger Spaniens auch in seinem Umkreis
geben; schließlich war die halbe Stadt inzwischen wieder von
ihnen besetzt. Ohne die Hilfe von Neapolitanern wäre dies nicht
möglich gewesen. Wie die von Dario. Sie seufzte.
    „Langweile
ich dich, Kind? Ich dachte, es interessiert dich.“
    „Sie
verzeih mir. Ich war mit meinen Gedanken abgeschweift.“ Weil
Cristinas Gesicht sich verschloss, beugte sie sich schnell vor. „Die
Hinrichtung von Cafaro – da wäre ich fast dabei gewesen.“
Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Was für
ein Auflauf. In meinem Leben habe ich noch nicht so viele Menschen
beisammen gesehen. Nicht einmal bei der Prozession zu Ehren der Madonna del Carmine .“
    „Die
Kirche gilt wenig heutzutage; es ist auch kein Wunder. Überall
mischt sie sich ein. Denk nur, der Erzbischof ...“ Mirella
versuchte, dem Wortschwall der Alten so weit zu folgen, dass sie an
den passendsten Stellen nicken konnte, während sie nachdachte.
Es musste einen Weg geben herauszufinden, ob der Wirt ... Nein, zu
beweisen, berichtigte sie sich. Sie hatte keinen triftigen Grund;
dennoch war sie mehr und mehr davon überzeugt. Wer sonst hatte
nicht nur Bescheid gewusst, sondern auch die Gelegenheit gehabt,
Anneses Leute zu informieren? Zudem: Jemand von außerhalb hätte
Dario kaum genau genug beschreiben können.
    „ Was
ist, Kind. Musst du schon gehen?”
    Mirella
war einen Augenblick lang verwirrt; nun hatte sie gar nicht mehr
zugehört. „Neinnein, nur ...“
    „Ach
so.“ Die Alte deutete zum Hoffenster. „Über die
Treppe und dann rechts.“
    Mirella
ging nach draußen. Das Tor zur Straße war einen Spalt
geöffnet; sie schob es weiter auf und blickte hinüber. Eben
gingen wieder zwei Soldaten de Guises in den Gallo bianco .
    Der
Wirt hatte sie für diesen Nachmittag bestellt; aber so lange die
Soldaten dort waren ... Doch sie hatte sowieso bis zum Abend bleiben
wollen. Hoffentlich käme Fabrizio nicht auf die Idee, hierher zu
kommen. Vielleicht sollte sie besser zu ihm zurück und es später
noch einmal versuchen; irgendwann würden die doch abrücken.
    Für
den Fall, dass Cristina aus dem Hoffenster schaute, ging sie zum
Abtritt und dann wieder ins Haus zurück. Das Gepolter vieler
Hufe klang von der Straße, als sie die Tür schließen
wollte. Sie gab der Versuchung nach, ging zurück und lugte
durchs Tor. In Zweierreihe trabten die Soldaten zur Kreuzung.
    „Sie
tun so, als zögen sie ab.“ Cristina stand halb vom Vorhang
verdeckt am Fenster, als sie in die Stube zurückkam. „Doch
sie warten auf jemanden.“
    „Sie
ziehen ab“, sagte Mirella mit Nachdruck. „Ich habe sie
vom Hof aus gesehen.“
    „Nicht
alle.“
    Mirella
trat neben sie. Die Gasse war leer. Jetzt konnte sie zum Wirt
hinübergehen. Dennoch setzte sie sich wieder hin; sie musste
zuerst nachdenken. Wie bekam sie heraus, ob er

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