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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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blinder,
heißer Zorn. Sie trat nach ihm. „Lasst mich los!“
    „Das
könnte dir so passen!“ Zorn gegen Zorn. Er fasste sie grob
um die Taille und warf sie aufs Pferd. Dann zog er einen Strick
hervor und band ihre Hände am Sattel fest.
    Eine
Tür schlug krachend gegen eine Wand. Lichtschein fiel heraus und
die schwarze Mähne des Pferdes schimmerte neben ihrem Kopf, als
sie zur Seite blickte.
    Der
Wirt stand im Rahmen; natürlich wollte er sich von seinem Erfolg
überzeugen. „Monsieur wird sich an mich erinnern, nicht
wahr?“
    Alexandre
zog den Strick um Mirellas Handgelenke fester; dann griff er in eine
Satteltasche und warf dem Wirt einen kleinen Lederbeutel zu. Es
klirrte leise, als der Wirt ihn fing.
    Mirella
spähte am Vorderlauf des Pferdes vorbei. Auch sie würde
sich erinnern, sollte sie dies überleben.
    Alexandre
trabte an, nachdem der Wirt das Tor zur Gasse geöffnet hatte.
Hinter der Kreuzung ritt er im Galopp ein Stück weiter, bevor er
anhielt. „Wo habt Ihr den Kutscher gelassen?“ Er löste
den Strick und richtete sie auf. „Es wird nicht weit sein. Also
wo?“
    „Was
wollt Ihr von Fabrizio?“ Ihre Stimme klang jämmerlich. Sie
biss die Zähne zusammen, um ihre Fassung zurückzugewinnen.
    „Spielt
nicht das kleine Mädchen. Das passt nicht zu Euch!“
    Sie
begann zu zittern; Alexandre schlug eine Seite seines Umhangs über
sie. Er ließ das Pferd langsam weiterlaufen. „Ich kann
Euch kaum selber nach Hause bringen.“
    „Ihr
... lasst mich gehen?“
    „Was
soll ich sonst mit Euch machen?“
    Küssen.
Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. Von seinem Umhang gewärmt,
lag sie geborgen in seinen Armen. „Die Kutsche wartet vor der
Kapelle der Santa Maria degli Angeli . Wisst Ihr, wo das ist?“
    Sein
Haar streichelte sie, als er nickte. Er galoppierte an. Er konnte sie
nicht schnell genug los werden und sie wünschte sich, dieser
Ritt durch die Nacht nähme nie ein Ende.

    ***

    „Und
du hast keine Ahnung, was in dem Brief steht?“ Dario war
fuchsteufelswild. „Bei allen Heiligen, wie kann man nur so
ungeschickt sein!“
    „Aber
wie denn? Hätte ich den Wirt vielleicht bitten sollen, mir den
Brief auszuhändigen?“
    Dario
knetete zornig seine Bettdecke. „Montmorency wird es wissen. Er
hat ihn doch mitgenommen, oder?“
    Mirella
musste zugeben, dass sie das nicht wusste. Unfassbar; sie hatte
tatsächlich nicht aufgepasst, was mit dem Brief passiert war,
nachdem der Wirt ihn vorgezeigt hatte.
    „Frag
ihn, was drin steht!“
    „Bist
du wahnsinnig? Dann können wir uns gleich selber aufhängen;
alle beide.“
    „Mach
es unauffällig. Dir wird schon etwas einfallen, wie du ihn um
den Finger wickeln kannst.“
    Es
war gewiss zwecklos, mit Dario zu diskutieren, ob sie das könnte
oder nicht. „Wozu?“, fragte sie stattdessen. „Es
ist nicht mehr aktuell, nun, da der Doge den Plan kennt.“
    „Plan?
So weit waren wir noch nicht.“ Er blickte sie voller Verachtung
an. „Und den würden wir gewiss nicht niederschreiben.“
Er schob sich aus dem Bett, riss das Fenster auf und sog die Luft mit
einem langen Atemzug ein. „Ich muss fort. Ich bin hier wie
gefangen, das geht so nicht weiter.“
    „Aber
Dario; du kannst nicht aus dem Haus. Denk an Vater; er musste für
dich bürgen.“
    „Eben
deshalb. Das geht nicht mehr lange gut.“
    „Wo
willst du denn hin?“
    „Sie
müssen wissen, dass der Wirt ein Verräter ist. Und wir
brauchen einen anderen Weg, um uns zu verständigen. – Du
musst das erledigen.“
    „Und
du denkst, das fällt niemandem auf?“
    „Wenn
schon. Wer kümmert sich darum, was du tust.“
    „Alexandre!
Ich bin sicher, dass er mir nicht geglaubt hat.“
    „Und
warum hat er dich dann laufen lassen?“ Das fragte sie sich
auch. Wie fürsorglich hatte er sie gewärmt in seinem
Umhang. „Vielleicht, weil er annimmt, dass er so auf die Spur
der Verschwörer kommt? Herausfindet, welche Wege es noch gibt,
nachdem er alle festgenommen hat, die im Gallo bianco aufgetaucht sind?“
    Dario
schnaubte zornig. „Dafür haben sie bessere Mittel.
Wirkungsvollere.“ Er griff sich an den gebrochenen Arm.
    „Und
wenn er davon ausgeht, dass ich – noch – nicht viel weiß?
Dass du so unklug bist, mich noch einmal irgendwo hinzuschicken?“"
    Dario
griff nach dem Bettpfosten und hievte sich zurück in seine
Kissen. „Der Karneval; die Oliveto geben immer einen
Maskenball.“
    „Und
dort willst du hin? Dario, das ist zu gefährlich; das kannst du
nicht

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