Königliche Republik (German Edition)
machen.“
Er
grinste, fasste sie unterm Kinn. „Ich vielleicht nicht –
aber du. Fahr mit Stefanie ins Landhaus; niemand denkt sich etwas
dabei, wenn ihr zusammen wegfahrt.“
„Und
dann?“
„Du
wirst einen Brief mitnehmen; für einen Bauern in Terzigno.“
„Noch
ein Treffpunkt, von dem du nicht weißt, wie sicher er ist?“
Er
stutzte. „Du hast recht. Es muss uns etwas anderes einfallen.“
Endlich war er bereit, in Erwägung zu ziehen, was sie sagte.
„Dario
lass es, hör auf.“
Er
lachte. „Hast du Angst?“
„Ja.“
Sie machte sich von ihm los und stand auf. „Für jetzt bist
du davon gekommen. Aber sowie sie dir beweisen können, dass du
dazu gehörst ...“
„Beweisen!
Das ist es!“ Er packte sie am Arm und zog sie aufs Bett zurück.
„Es funktioniert auch anders herum, nicht wahr?“
Plötzlich war er bester Laune. „Fahr mit Mamma zu Roccone;
bestellt das Hochzeitskleid.“ Er lachte lauthals. „Komm!
Wir beweisen, dass du die Wahrheit gesagt hast. Montmorency und
Modène sollen uns wieder vertrauen.“
„Indem
ich einen spanischen Granden heirate, gewinne ich Alexandres
Vertrauen zurück?“
„Vater
soll sie alle einladen zu deiner Hochzeit.“
„Du
bist völlig verrückt geworden.“ Erbost ließ sie
ihn stehen.
Samstag, 15. Februar 1648
Ein
Kanonenschlag ließ das Haus erbeben. Gina fiel das
Silbertablett mit dem knochigen Huhn aus der Hand.
„Heb
es auf!“ Enzo verbarg seinen Schreck hinter Zorn. „Das
Essen wird kalt, wenn du noch lange mit dem Servieren wartest.“
„Madonna,
so nah war es noch nie.“ Gina rührte sich nicht vom Fleck.
Sie zitterte so sehr, dass ihre Zähne laut klapperten.
Gleich
darauf kamen von draußen laute Rufe. Mirella sprang ans
Fenster. Schräg gegenüber, im Haus der Varese, klaffte im
ersten Stock ein riesiges Loch. Die fehlende Hauswand gab den Blick
auf zwei Räume frei. Schlafräume, in denen sich zu dieser
Tageszeit vermutlich niemand aufgehalten hatte. Von der beschädigten
Etagendecke darüber hingen Balkenteile herab. Teile eines Bettes
und ein Sessel waren auf die Straße gestürzt. Aus einem
der Räume kräuselte sich Rauch nach draußen. Mirella
blickte hoch zum Dach: Genau darüber gab es einen Schornstein;
der Einschlag hatte den Kamin beschädigt.
Cesare
kam mit zerrissenem Hemd auf die Straße, Vareses panisch
steigende Kutschpferde an den Haltestricken.
Dario
stand plötzlich neben Mirella am Fenster, die Hand auf ihre
Schulter gestützt.
Cesare
bekam einen Tritt in den Bauch und stürzte; die Stricke hielt er
noch immer trotz der bedrohlichen Hufe über ihm.
„Mein
Gott, wir müssen helfen.“ Dario wandte sich zur Tür.
„Dario“,
riefen Mirella und Rita gleichzeitig. „Du darfst das Haus nicht
verlassen.“
Enzo
lief ihm hinterher. Auf den Stufen vor der Haustür packte er
Dario von hinten und zerrte an ihm. Die beiden Männer stritten
mit heftigen Bewegungen; hoffentlich kam jetzt keine Streife.
Mirella
lief in den Flur, riss ihren Umhang aus dem Schrank und eilte hinaus.
Fabrizio
rannte an ihr vorbei zu Cesare. Er duckte sich vor den Hufen und
griff sich einen der Stricke. Langsam nahm er ihn kürzer und
versuchte, das Pferd zum Stillstehen zu bewegen.
Dario
gelang es, sich von Enzo zu befreien und lief zu ihnen. In dem
Augenblick, als Dario Cesare das andere Pferd abnahm, bekam der zum
zweiten Mal einen der Hufe zu spüren.
Wimmernd
wälzte Cesare sich auf die Seite; Enzo kniete sich neben ihn und
half ihm aufzustehen. Er hakte ihn unter und führte ihn über
die Straße, wo er ihn hieß, sich neben Mirella auf den
Stufen niederzulassen.
Aber
sie nahm Cesare an der Hand. „Komm ins Haus. Gina wird sich um
dich kümmern.“
Er
sah sie mit glänzenden Augen an. „Sie! Es scheint, das
Feuer ist für uns bestimmt.“
Vom
Ende der Straße erklang Hufschlag; aufgeschreckt hob Mirella
den Kopf. „Dario!“ Sie deutete zur Kreuzung. „Milizen!”
„Verschwinde!“
Enzo nahm Dario endlich das verrückt gewordene Pferd ab.
Mirella
half Cesare ins Haus und rief nach Gina.
„Sie
ist mein Engel“, flüsterte Cesare. „Genauso hold und
genauso unerreichbar.“
Sie
schaute ihn einen Moment nachdenklich an. Er war wirklich nett. Sie
fuhr sich über die Lippen und unterdrückte die hochmütige
Antwort, die sie schon auf der Zunge gehabt hatte. Wenn Alexandre sie
so küssen würde ... Ihre Handflächen wurden heiß
und an den Armen bekam sie Gänsehaut.
Gina
ließ Cesare auf der Küchenbank
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