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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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sich Sorgen um Vater.“ Sie erklärte ihr
Darios Plan.
    Die
Marchesa kannte kein Zögern. „Orazio ist nicht in der
Stadt. Und er wird erst zurückkehren, wenn dieser Krieg
endgültig ausgestanden ist.“ Sie seufzte. „Es gibt
ja nichts mehr zu verhandeln.“
    Mirella
brauchte länger, um ihre Sprache wiederzufinden. „Dann war
er damit einverstanden, dass Euer Landhaus Dario als Stützpunkt
diente?“
    „Dient!“
Stefania war ganz Spott: „Denkst du, dort können alle
möglichen Leute ein und aus gehen, ohne dass er irgendwann davon
erfährt? Du bist lächerlich naiv.“
    Stefania
hatte wohl recht. Dennoch konnte sie nicht ablassen zu fragen. „Und
der Marchese wäre einverstanden, wenn er wüsste, dass ich
behaupte ...?“ Sie schüttelte den Kopf. „Dario muss
etwas finden, was nicht gelogen ist. – Es ist doch gelogen,
oder?“ Stefanias Sorglosigkeit begann sie zu ärgern. „Oh
nein, nicht wegen deinem Vater. Sondern weil Lügen zu
kompliziert sind. Da folgt dann die nächste und noch eine und
noch eine – und am Ende ...“
    „Man
muss nur als Nächstes etwas tun, was die Lüge wahr
erscheinen lässt. So wie mit dem angeblich bestellten
Hochzeitskleid für dich. Dein Vater wird es nächste Woche
abholen, nicht wahr?“ Stefania umarmte
Mirella. „Wir werden zusammen heiraten, du wirst sehen.
Wenn Dario sich erst wieder frei bewegen kann ...“
    Mirella
hoffte, der Doge möge es verweigern.

    Es
begann zu dämmern und über dem Geviert des Hofs zeichneten
sich die ersten Lücken in der Wolkendecke ab. Doch es regnete
noch immer und Mirella zog den Umhang fester. Ihre Stiefel waren so
nass, dass das Leder bei jedem Schritt quietschte. Der Schecke stand
mit gesenktem Kopf am Zaun und schlug nervös mit dem Schwanz,
als sie aufstieg.
    Fensterläden
wurden geöffnet; ein Hund jaulte lang und anhaltend. Zwei Männer
mit Säcken über den Schultern überquerten die Straße;
gleich darauf kam ihr eine Frau mit einem Marktkorb entgegen. Die
Ausgangssperre war zu Ende. Vor der Bäckerei auf der Piazza
della Reggia stand eine lange Schlange Kinder und junger Frauen, die
auf die Öffnung des Ladens warteten.
    Die
Stadt erwachte und Mirella entspannte sich trotz der neugierigen
Blicke, die ihr manch einer zuwarf.
    „Signorina!“
Die Stimme kam ihr bekannt vor, aber nicht vertraut genug, um sich
angesprochen zu fühlen und sich nach dem Rufer umzublicken.
    „Mirella!“
Das galt ihr.
    Die
Stimme Vareses. Sie sah sich um. Varese und Cesare standen an einem
Brunnen neben zwei jungen Fischern und blickten zu ihr herüber.
    Sie
hob die Hand zu einem kurzen Gruß; dann ritt sie eilig weiter.
Sie würden gewiss Enzo von der Begegnung erzählen; sie
sollte besser vor ihnen zu Hause sein.
    Ein
Hund sprang bellend auf sie zu. Der Schecke scheute, aber Mirella
hatte ihn sofort wieder unter Kontrolle. Der Hund lief bellend neben
ihnen her. Mit einer Verwünschung stieß Mirella mit dem
Fuß nach ihm; aber er ließ sich nicht verscheuchen.
    Es
regnete wieder mehr und bald flossen kleine Rinnsale links und rechts
des Kieswegs entlang.
    Mirella
zog die Kapuze tiefer in die Stirn.

    Nachdem
sie sich mit Ginas Hilfe umgezogen hatte, empfing Enzo sie vor Zorn
bebend im Salon. „Bist du denn verrückt geworden, dass du
des Nachts aus dem Haus schleichst und dich stundenlang alleine in
der Stadt herumtreibst?“
    „Ich
war bei Stefania – so wie früher. Wir haben nebeneinander
in ihrem Bett gesessen und geredet.“
    Er
hob die Hand gegen sie, aber Mirella wich nicht zurück; hielt
bloß den Atem an und spannte sich.
    „Du
lügst! Varese hat dich gesehen. Mitten auf
der Piazza di San Lorenzo.“
    „Da
war es schon Tag, oder nicht?“
    Enzo
schnappte nach Luft, dann senkte er die Hand. „Kind, es ist
gefährlich. Du weißt, dass die Ausgangssperre noch immer
nicht aufgehoben ist.“
    „Aber
warum sollte jemand einem Mädchen etwas tun?“
    Enzo
kniff die Augen zusammen. „Jeder kann ein Spion der Spanier
sein. Auch ein Kind.“
    Mirella
seufzte. „Ich weiß wohl, dass de Guise inzwischen überall
Verrat wittert. Aber doch nicht von uns. Er kleidet seine Soldaten.“
    „Das
hat Anneses Miliz nicht interessiert, hast du das vergessen?“
    „Wie
könnte ich?“ Mirella schüttelte sich. Die Erinnerung
an Dario in jenem Kerker mischte sich mit der an Alexandres Gesicht,
als sie ihren falschen Schwur tat.
    „So
bleib künftig zu Hause des Nachts.“ Einen Moment wirkte er
plötzlich unerklärlich unschlüssig. „Und

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