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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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besser nicht alles anvertrauen. Trotz seines Versprechens
müsste er handeln. Sie leckte sich über die Lippen. „Wie
kann de Guise einen seiner Offiziere ...“
    „Zwei“,
unterbrach Albert sie heftig. „Habt Ihr den Comte de Modène
vergessen?“
    Sie
senkte den Blick. Niemand durfte sie zwingen, sich zwischen Dario und
Alexandre zu entscheiden. Sie musste es gewiss auch nicht; der Doge
brauchte seine Offiziere mehr denn je.
    „Lasst
mich mit de Guise sprechen!“
    „Um
ihm was zu sagen?“ Albert schüttelte den Kopf. „Kommt
wieder, wenn Ihr ihm etwas zu bieten habt. Sonst macht Ihr Euch ...“
    „...lächerlich?“
    Wieder
schüttelte er den Kopf. „Ihr habt nur eine einzige
Gelegenheit – wenn überhaupt.“
    Ihr
kam der Verdacht, dass Albert auch nicht alles erzählte. Musste
er nicht schon gewusst haben, dass Alexandre sie im Gallo bianco angetroffen hatte? Wenn man ihn doch verhaftet hatte, weil er sie
hatte laufen lassen? „Ihr habt vermutlich recht.“
    „Wenn
es misslingt ...“ Plötzlich war er es, der besorgt wirkte.
    Sie
stemmte die Fäuste in die Hüften. „Bringt Ihr mich
nun zum Dogen oder nicht?“
    Ob
ihres Ausbruchs hob er überrascht die Augenbrauen. „Mir
liegt an Alexandre ebenso viel wie Euch.“ Wie hatte sie das
vergessen können?
    Mit
weichen Knien schlich sie dann neben ihm über die Flure zu de
Guises Vorzimmer. Auch wenn sie Alexandre half, so war sie doch eine
Lügnerin. Und vielleicht auch Verschwörerin. Wie konnte sie
dem Dogen gegenüber glaubwürdig auftreten?
    „Was
wollt Ihr ihm erzählen, Mirella?“
    „Warum
fragt Ihr? Ich weiß nicht“, entfuhr es ihr.
    Albert
blieb stehen. „Was soll das heißen? Ihr habt in Wahrheit
nichts zu sagen?“
    „Doch!“
Mirella lächelte mit bemüht unschuldigem Augenaufschlag.
„Ich weiß nur nicht ...“
    „...
wie Ihr auftreten sollt?“ Mit einem sparsamen Lächeln
atmete Albert auf.
    Wie
sie glaubwürdig lügen sollte. „Ich habe Angst. Es
betrifft Stefanias Familie.“
    „Keine
Sippenhaft; das wisst Ihr doch!“ Albert öffnete die
nächste Tür. „Hier entlang; hier sieht Euch niemand.“
    Jetzt
war es an Mirella, überrascht zu sein.
    „Für
den Fall, dass das Gespräch zwischen Euch und dem Herzog geheim
bleiben soll.“
    „Wird
Dario nicht im Prozess aussagen müssen?“
    „Dieser
Prozess wird nicht öffentlich sein. Wir würden den Spaniern
Kriegsgeheimnisse verraten.“
    „Die
ganze Stadt weiß, dass de Guises Heermeister eingekerkert
wurde.“
    „Sicher.
Aber ein Gefangener wird auch wieder laufen gelassen, wenn sich seine
Unschuld herausstellt.“
    „Warum
ist dann Dario immer noch unter Arrest?“
    „Ihr
habt Euren Bruder freilich entlastet. Doch vielleicht habt Ihr für
ihn gelogen.“
    Henri
de Guise betrat den Raum; an seiner Seite ein Mann mittleren Alters.
„Was tut Sie hier? Gibt es ein Problem mit der Lieferung der
Sommer-Uniformen?“
    Mirella
knickste automatisch. „Nein, Euer Hoheit. So weit ich weiß
... Ich wollte ...“ Sie stellte sich wahrhaftig genauso
ungeschickt an, wie Albert befürchtet hatte.
    „Die
Signorina ist nicht wegen der Uniformen gekommen.“
    „So
warte Sie, bis ich für Sie Zeit habe.“
    Er
ließ die Tür zu seinem Arbeitszimmer offen stehen; doch
das Französisch, dass die beiden Männer sprachen, klang
Mirella so fremd, dass sie kaum ein Wort verstand. Nur der Name des
Königs und der des Prinzen von Savoyen waren unverwechselbar.
    „Ich
wusste nicht, dass Ihr auch Dialekte habt.“ Mirella versuchte
gar nicht, Albert zu verheimlichen, dass sie lauschte.
    Albert
schloss die Tür. „Die Scandore sind immer ein wenig zu
neugierig. Eines Tages werdet Ihr Euch damit in Gefahr bringen.“
    Mirella
verzog das Gesicht. „Ich bin es vielleicht schon. Und Dario
allemal.“
    „Das
war keine Neugier; das war ...“ Albert schien nach einem Wort
zu suchen. „Jedenfalls hat er sich alles selbst zuzuschreiben.“
    „Sollen
wir zu Hause sitzen und wetten, ob uns zuerst eine Kanone das Haus
zerschießt wie den Nachbarn oder zuerst dieser Krieg vorüber
ist?“
    „Wart
Ihr nicht in Olivetos Landhaus gut aufgehoben?“
    „Und
Vater? Und das Lager im Hafen?“
    „Ihr
habt es nicht verhindern können, dass es in Brand gesetzt wurde.
Obwohl Ihr in der Stadt wart.“
    „Wir
haben immerhin etwas retten können.“ Warum log sie
plötzlich ohne Not?
    Albert
hob bloß die Augenbrauen.
    „Das
Landhaus ...“ Ihr Widerspruchsgeist war angestachelt; fast
hätte sie sich selber

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