Königliche Republik (German Edition)
nicht gelingen, den Savoyer Prinzen zu krönen, den Mazarin
uns vorsetzen will. – Signorina, Sie sollte nicht versuchen,
die Wege der Politik zu verstehen. Heirate Sie nur Ihren Granden; das
garantiert Ihr eine sichere Zukunft.“ Er stand auf und nickte
Gina zu. „Ich danke Ihr. Wenn Sie einmal diesen Schrank dort
repariert haben will.“
„Was
ist mit meinem Schrank?“
Er
öffnete eine Tür. „Sieht Sie das nicht? Die Kante ist
angesplittert.“ Er grinste fröhlich, als er die Küche
verließ.
„So
ein Kerl!“ Gina schaute ihm hinterher mit einem Blick, in dem
Bewunderung zu liegen schien.
„So
ein Schwätzer!“
„Meinst
du?“ Gina musterte sie so lange, bis es Mirella heiß
wurde. „Und was berührt dich so sehr an dieser Geschichte
mit dem Feldmarschall von de Guise?“
„Heermeister.“
Sie hatte gedacht, sie hätte ihre Fragen beiläufig genug
gestellt; aber Gina kannte sie doch zu gut. „Es ist ganz
unmöglich.“ Ohne den Heermeister des Dogen konnte Neapel
den Krieg nicht gewinnen.
Dario
kam gemeinsam mit dem Tischler ins Haus zurück und
verabschiedete ihn so herzlich, als seien sie soeben beste Freunde
geworden. Danach lotste er Mirella in ihr Zimmer. Der Tischler hatte
auch ihm haarklein von der Festnahme de Modènes erzählt.
„Geh
in den Palazzo“, sagte er zu Mirella. „Mach de Guise
klar, dass ich ein guter Zeuge wäre in dieser Angelegenheit.
Vielleicht befreit es mich endlich aus diesem elenden Arrest.“
Sie
verstand ja, dass es ihn drängte zu heiraten; für Stefania
wurde es höchste Zeit. Aber wie konnte er so etwas Mieses
planen? Mirella drehte sich der Magen um angesichts von Darios
Begeisterung für seine Idee. Trotzdem ließ sie sich besser
erzählen, was er sich ausgedacht hatte. „Zeuge wofür?“
„Sag
de Guise, ich wüsste, wer die Soldaten bezahlt hat, die letzte
Woche in Nocera vor den Spaniern davongelaufen sind. Modène
hätte einen Verdacht gehabt; darum hat er sich zurückgezogen.
Er ahnte, dass er keine Chance haben würde. Nein, er muss es
gewusst haben, kann es nur nicht beweisen.“
Er
wollte de Modène helfen? Sie konnte es kaum glauben; und es
war auch ganz unvorstellbar, dass er dazu in der Lage wäre.
„Aber darüber weißt du doch gar nichts!“
Dario
grinste. „Ich weiß viel.“ Mirella wartete auf die
Fortsetzung. Aber er wand sich plötzlich. „Das ist es
doch, was de Guise ihm vorwirft? Feigheit.“
„Verrat.“
„Was
in diesem Fall dasselbe ist.“
„Und
du kannst den Beweis liefern, der dem Comte de Modène fehlt?“
Er log. Ganz bestimmt. Aber wenn sie damit Neapel half, würde
sie es gerne nutzen. „Was soll ich erzählen? Ich muss de
Guise etwas bieten, wenn er dich aus dem Hausarrest entlassen soll.“
Dario
schubberte mit den Zähnen über die Unterlippe.
„Du
musst etwas preis geben. Irgend etwas!“
„Ich
würde euch kompromittieren.“
Mirella
verzog das Gesicht. „Das hat dich bislang an nichts gehindert.“
Aber wenn er jetzt anfing, Rücksicht zu nehmen, so konnte sie
das nur gut heißen. „Fragen wir Vater, was wir tun
sollen.“
Dario
hob abwehrend die Hände. „Bist du des Wahnsinns? Vater
würde es nicht durchstehen.“
Sie
sah ihn mit großen Augen an. „... wenn man Vater
verhaftet ...“ Sie flüsterte. „Was er angibt, muss
doch nur übereinstimmen mit dem, was du behauptest.“
Mirella blickte hinunter zum Nachbarhaus, wo Varese mit seinem
Baumeister zusammenstand. „Er weiß auch, dass du fort
warst. Sie werden ihn gewiss fragen.“
„Und
seine Loyalität ... wer weiß schon, wie weit sie gehen
wird.“ Dario klopfte ihr auf die Schulter. „Lass mich nur
machen, Schwesterchen.“
Sie
blinzelte misstrauisch. „Du hast dir das eben erst ausgedacht.“
Dass er daraufhin lachte, bestätigte ihren Verdacht; sie wurde
sauer. „Es ist ganz sinnlos, dass ich zu de Guise gehe.“
„Hör
zu.“ Er senkte die Stimme und zog sie aufs Bett. Sein Atem
kitzelte sie am Ohr. „Der Herzog von Caffaro ist gestern bei
einem Gefecht in Torre Annunziata gefallen. Somit eignet er sich
trefflich als Sündenbock.“
„Ein
Toter! Das glaubt dir niemand.“
„Dann
nehmen wir einen, der noch lebt. Nach Lage der Dinge ist dieser Mann
in Sicherheit. So schadet es nichts, ihn zu nennen.“
„Sag
mir den Namen.“
„Stefanias
Vater!“
„Dario,
du lügst!“ Sie sank zusammen. „Nein, das glaube ich
nicht. Niemals würde der Marchese einen solchen Verrat begehen.“
„Das
denke ich auch. Aber es
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