Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

heute auch nicht über vorsintflutliche Schreibmaschinen und amateurhafte Geldschrankknacker zu erfahren. Kehren wir lieber sofort zurück zu den gewalttätigen Tagen des vergangenen Jahres und dem Kampf auf Leben und Tod, den ich in jenem unglaublich brutalen Winter 1990 mit böswilligen und korrumpierten Cops ausfocht, die versuchten, mich ins System zu überführen.
     
     
    D.A. SCHNAPPT THOMPSON BEI SEX-VERGEHEN Ref 7
    VON DAVID MATTHEWS-PRICE
TIMES DAILY REDAKTION
28. FEBRUAR 1990
    Es erinnert fast an Episoden aus seinen Büchern, als Hunter S. Thompson jetzt beschuldigt wurde, eine Journalistin sexuell genötigt zu haben, die ihn in der letzten Woche angeblich in seinem Haus aufgesucht hatte, um ein Interview mit ihm zu führen.
    Thompson, 52, stellte sich am Montag im Büro des Bezirksstaatsanwalts und befindet sich nach Hinterlegung einer Kaution von 2500 Dollar jetzt auf freiem Fuß.
    Thompson sagte der “Times Daily”, er sei unschuldig und glaube, das vorgebliche Opfer sei weniger eine Journalistin als vielmehr eine Geschäftsfrau, die Publicity für ihr neues Projekt, nämlich den Handel mit Sex-Spielzeug und Dessous, braucht.
    “Sie ist Geschäftsfrau im Sexbusiness”, sagte Thompson.
    Er sagte ebenfalls, er misstraue den Motiven des Bezirksstaatsanwalts, der sein Haus in Woody Creek am Montag von sechs Beamten habe durchsuchen lassen. Die Beamten sagten, sie hätten eine kleine Menge Marihuana gefunden sowie eine Substanz, bei der es sich vermutlich um Kokain handelt.
    Thompson bot seine eigene Schlagzeile für diesen Fall an: “Razzia durch Lifestyle-Polizisten im Haus von ‘ausgeflipptem’ Gonzo-Journalisten – Sechs professionelle Ermittler suchen elf Stunden lang und finden nichts als Krümel.”

LABORERGEBNISSE NOCH AUSSTEHEND
    Bezirksstaatsanwalt Milt Blakey sagte, er warte noch auf die Ergebnisse der Labortests, bevor er sich für eine Anklageerhebung wegen Drogenbesitzes entscheide.
    Thompson muss sich bereits einer Anklage wegen sexueller Nötigung stellen, weil er angeblich die linke Brust der Frau angepackt haben soll, sowie einer Anklage wegen tätlicher Beleidigung, weil
er sie bei einem Streit darüber, ob das Interview in einem Hot Tub stattfinden solle, angeblich geschlagen haben soll. Beide Vergehen könnten mit einer Maximalstrafe von zwei Jahren Haft im County-Gefängnis geahndet werden.
    Die Beschuldigungen werden vorgebracht von einer 35-jährigen freiberuflichen Autorin aus St. Clair, Michigan, die aussagt, sie habe Snowmass Village in der vergangenen Woche zusammen mit ihrem Mann besucht.
    Der “Times Daily” gelang es am Dienstag nicht, Kontakt mit dem angeblichen Opfer aufzunehmen. In der für einen Haftbefehl notwendigen eidesstattlichen Erklärung, ausgestellt vom Bezirksstaatsanwalt Michael Kelly, ist ihre Darstellung des Vorfalls am 21. Februar detailliert festgehalten.

EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG SCHILDERT VORFALL
    Die Frau sagte aus, sie habe Thompson geschrieben und ihn um ein Interview gebeten, bevor sie in Snowmass eingetroffen sei. Interviews mit ihm stehen bei auswärtigen Journalisten hoch im Kurs. Letzte Woche erst veröffentlichte das Magazin “Time” den in Ich-Form abgefassten Bericht eines Journalisten über seinen Versuch, Thompson zu interviewen, der unter anderm auch als Kolumnist für den “San Francisco Examiner” und als innenpolitischer Redakteur beim Magazin “Rolling Stone” arbeitet.
    Die Frau sagte, sie sei mit einem Taxi zu der Woody Creek Road vor Thompsons Haus gefahren und
von einer Frau namens Kate begrüßt worden, die sie dann Thompson und zwei von dessen Freunden vorgestellt habe, die in der eidesstattlichen Erklärung nur als Semmes und Tim bezeichnet werden.

DROGENVERDACHT
    Laut ihrer eidesstattlichen Aussage schöpfte die Frau schon nach ein paar Minuten Verdacht, die Gruppe könnte Drogen konsumiert haben.
    “Sie ging davon aus, dass Mitglieder der Gruppe Drogen konsumierten, weil sie von Zeit zu Zeit aufstanden (und) ins andere Zimmer gingen, von wo sie dann nach etwa einer Minute wieder zurückkamen”, heißt es in der eidesstattlichen Erklärung.
    Ungefähr drei Stunden nach ihrer Ankunft im Haus, so das angebliche Opfer, habe sie dann gesehen, wie Thompson eine grüne Mühle hervorholte, die eine pulverige weiße Substanz produzierte. So die eidesstattliche Erklärung.
    “Diese Substanz, die sie für Kokain hielt, wurde dann an die Gruppe weitergegeben, und mit Ausnahme von Tim und ihr selbst habe dann jeder