Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)
Kuba denke, sehe ich den Malecon bei Nacht und hoch gewachsene Cops auf blitzenden schwarzen Motorrädern, mit denen sie auf dem Boulevard tief unter dem Balkon meines Zimmers im Hotel Nacional ihre Runden drehen, den Verkehr regeln und die Kaimauer nach Zuhältern und Kollaborateuren absuchen … Ich erinnere mich an die Kriegsnachrichten im Fernsehen und das ständige Gebrabbel von Christiane Amanpour irgendwo in Albanien und an Dan Rather, der in Belgrad darauf wartet, bombardiert zu werden, und an die amerikanischen Kriegsgefangenen, die weltweit im Fernsehen präsentiert wurden, mit Beulen auf dem Kopf und blutenden Augenwunden und vor Angst verkrampften Wangenmuskeln. Ich erinnere mich daran, dass die Kriegsnachrichten rund um die
Uhr aus beiden Fernsehern in unserer Suite quollen und Personen aller erdenklichen Provenienz mit den wildesten Nachrichten und Gerüchten rein und raus eilten. Alle vierundzwanzig Stunden verbrauchten wir dreißig oder vierzig höchst sonderbarer mit Fleisch belegter Sandwichs und achtundvierzig Sektkühler voll Eis. Die Telefone läuteten nur sporadisch, oft sogar völlig grundlos, und die wenigen telefonischen Nachrichten, die bei uns ankamen, waren konfus und beängstigend: In Kürze schon würde Havanna von US-Raketen voller Napalm und Nervengas und Bakterien bombardiert und/oder zerstört werden. Aus Houston rief ein Mann an und sagte, eine Bombe habe am Abend zuvor den Zugang zur US-Botschaft zerstört. Ein Anwalt aus Schweden hatte von seiner dekadent aussehenden Yacht namens White Power aus zu berichten, er habe über Kurzwellenfunk gehört, dass Clinton Kuba offiziell den Krieg erklärt hätte.
Es stellte sich als unwahr heraus – aber Nachrichten, die tatsächlich stimmen, verbreiten sich auf Kuba nur sehr langsam, und die Militärpolizei war ohnehin in Alarmbereitschaft wegen Invasionsgefahr und durchkämmte die Straßen nach asozialem Gesindel und den anderen üblichen Verdächtigen, die auf die Idee kommen könnten, nackt im Hafen zu schwimmen.
Wir standen die gesamte Zeit unter strenger Beobachtung. Man behandelte uns wie reiche Kriegsgefangene. Unsere Zimmer waren verwanzt, unser Gepäck wurde angebohrt, Cops strichen durch die Korridore und besaßen Schlüssel zu jedem Safe im Hotel.
Auf Kuba wird Ernst gemacht mit dem Vorgehen gegen Drogen, Prostitution und Bomben. Will man sich amüsieren und den Salsa tanzen, muss man sich in eine Warteschlange einreihen wie auch sonst, selbst am Taxistand. Der Drang, zu tanzen und Dollars auszugeben, wird auf dieser Insel als akzeptables Laster angesehen, aber alles andere kann gefährlich werden.
HST und James Carville, Little Rock, 1992 (Stacey Hadash)
Degenerierte Elemente sind auf Kuba nicht gern gesehen, und jeder, der im Verdacht steht, mit der US-Botschaft zu »kollaborieren«, ist ein Degenerierter. So ist es nun mal, wie man es auch dreht und wendet. In Kriegsgebieten ist es immer schwierig, besonders für den Feind – und der Feind waren wir, wie wir auf Kuba sehr bald feststellen mussten. Aber klar doch! Du willst den Buhmann sehen, Bubba? Wirf nur einen Blick in den Spiegel. Die Menschen auf Kuba sehen das Amerikanische Jahrhundert nicht so wie wir. Wenn Schafe in den Himmel kommen und Ziegen in die Hölle, sind wir in dieser Geschichte zweifellos die Ziegen.
Zeugin III
Erklärung von Dr. Hunter S. Thompson, 13. März 1990
BE ANGRY AT THE SUN
That public men publish falsehoods
Is nothing new. That America must accept
Like the historical republics corruption and empire
Has been known for years.
Be angry at the sun for setting
If these things anger you. Watch the wheel slope and turn,
They are all bound on the wheel, these people,
those warriors.
This republic, Europe, Asia.
Observe them gesticulating,
Observe them going down. The gang serves lies,
the passionate
Man plays his part; the cold passion for truth
Hunts in no pack.
You are not Catullus, you know,
To lampoon these crude sketches of Caesar. You are far
From Dante’s feet, but even farther from his dirty
Political hatreds.
Let boys want pleasure, and men
Struggle for power, and women perhaps for fame,
And the servile to serve a leader and the dupes
to be duped
Yours is not theirs.
Robinson Jeffers
SEI ZORNIG AUF DIE SONNE
Dass Männer der Öffentlichkeit Lügen verbreiten
Ist nichts Neues. Dass Amerika wie die geschichtlichen
Republiken Korruption und Imperium ertragen muss
Weiß man
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