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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Gummileib aufgebläht von der Hitze. Ich schlug sie beiseite, trat die Tür auf und schleppte den Richter mit mir ins Freie. Eine weitere Schrotsalve wurde abgefeuert, und irgendwo hinter uns tönte ein Megafon. Der Richter stolperte und fiel der Länge nach in den Morast hinter dem Airstream-Wohnwagen, der ganz bestimmt nicht mehr zu retten war.
    »Oh, Gott!«, rief er. »Wer ist denn das ?«
    »Die Bullen «, sagte ich. »Sind völlig ausgerastet . Leach ist tot! Jetzt wollen sie uns umlegen. Wir müssen zum Wagen!«
    Er war ganz schnell auf den Beinen. »Bullen?«, fragte er. »Bullen ? Die mich zu töten versuchen?«
    Er schien sich zu strecken, und die Verständnislosigkeit wich aus seinem Blick. Er reckte beide Fäuste und schrie laut los, in Richtung der Schüsse. »Ihr Dreckschweine ! Ihr Hundesöhne ! Das werdet ihr mit dem Leben bezahlen. Ihr seid nichts als weißer Abschaum, ihr Bullenschweine!«
    »Sind die denn bescheuert?«, grummelte er. Er riss sich von mir los und griff wutentbrannt unter seine linke Achsel, dann hinunter an seinen Gürtel und dann hinter den Rücken wie ein Revolverheld, der nach seinem Colt im Lederholster greift… Aber da war kein Leder. Nicht mal ein Einsteckholster.
    »Gottverdammter Mist !«, knurrte er wütend. »Wo ist denn meine Scheißknarre? Ach du lieber Himmel! Die hab ich im Wagen gelassen!« Er nahm die geduckte Starthaltung eines Schnellläufers an und wollte anscheinend in die Dunkelheit sprinten, um das Flammenmeer herum, wo vor kurzem noch ein Airstream-Trailer gestanden hatte. »Na, los doch!«, zischte er. »Ich leg diese Hundesöhne um ! Ich schieß ihnen die verfickten Köpfe weg!«
    Genau , dachte ich, als wir uns schließlich im Schneckentempo durch den Schlamm und den Lärm und den Kugelhagel davonmachten, begleitet vom Angstgeschrei aufgeschreckter Nachbarn, die sich in der Dunkelheit gegenseitig alarmierten. Das rote Kabrio stand im dunklen Schatten, nicht weit entfernt von der Vorderseite des Trailers, aber auch direkt neben dem Streifenwagen der Staatspolizei, dessen Warnleuchten und Verfolgerspots wie irre blinkten und dessen Funkgerät immer wieder neue Fragen und Anweisungen hervorrülpste.
    Die Bullen waren nirgends zu sehen. Anscheinend hatten sie den Trailer gestürmt, wild um sich ballernd und in der Hoffnung, Leach erledigen zu können, bevor er türmte. Ich sprang in unseren Wagen und startete den Motor. Der Richter riss die Beifahrertür auf, beugte sich herein und griff nach der geladenen .454er Magnum … Ich sah mit Grauen, dass er sie aus dem Holster riss, damit vor den Streifenwagen rannte und zwei Kugeln in dessen Kühlergrill ballerte.
    »Scheiß auf dich !«, schrie er. »Nimm das hier, du Dreckstück! Friss Scheiße und erstick daran!« Er machte einen Satz nach hinten, als der Kühler in einer Dampfwolke explodierte und kochend heißes Wasser in alle Richtungen spie. Dann schoss er noch dreimal in die Windschutzscheiben und in das quäkende Funkgerät, das prompt ebenfalls explodierte.
    »Verfluchte Hölle!«, kommentierte er, als er wieder auf den Vordersitz rutschte. »Jetzt sind sie uns in die Falle gegangen!« Ich haute den Rückwärtsgang rein und verlor im Morast die Kontrolle, sodass wir irgendein Hindernis ankarrten und mit Höchstgeschwindigkeit seitwärts ins Schlingern gerieten, bis ich den Schlitten wieder im Griff hatte und über die Auffahrtrampe zum Highway lenkte … Der Richter war verzweifelt bemüht, die .454er nachzuladen, und brüllte mich an, langsamer zu fahren, weil er mit den Scheißbullen kurzen Prozess machen wollte!
Seine weit aufgerissenen Augen funkelten wild, und im Klang seiner Stimme war etwas Manisches.
    Als ich scharf links nach Elko ausscherte, wurde er zur Seite geschleudert, fand aber sein Gleichgewicht sehr schnell wieder und schaffte es irgendwie, noch fünf ohrenbetäubend laute Schüsse in die grobe Richtung des Trailers abzugeben, der hinter uns in Flammen stand.
    »Gute Arbeit, Richter«, sagte ich. »Jetzt kriegen die uns nie.« Er lächelte und nahm einen kräftigen Schluck aus unserer Whiskeyflasche, die er sich irgendwie noch geschnappt haben musste, als wir flüchteten … Er reichte sie mir, und ich setzte sie an den Hals, während ich den schweren V8 im Overdrive in vier Sekunden von fünfundvierzig auf neunzig Meilen die Stunde peitschte und wir die ganze Hässlichkeit der Welt im Regen weit hinter uns zurückließen.
    Ich warf einen Blick hinüber zum Richter, der gerade wieder

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