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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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rufen Sie noch mal in dem gottverdammten Zimmer an.« Der Concierge murmelte irgendetwas von ausdrücklichen Anweisungen, eben das nicht zu tun …
    Plötzlich griff der Richter über den Empfangstresen nach dem Haustelefon. »Wie lautet die Nummer?«, schnauzte er. »Ich ruf selbst da an.« Der Concierge reagierte schnell. Er stieß das Telefon weg, sodass der Richter es nicht mehr erreichen konnte, und gleichzeitig strich er sich mit dem Zeigefinger über die Kehle. Der Richter warf einen kurzen Blick auf die Muskelprotze, die auf ihn zusteuerten, und änderte seine Taktik.
    »Ich möchte einen Scheck einlösen«, sagte er beherrscht.
    »Einen Scheck ?«, fragte der Concierge. »Aber klar doch, Kumpel. Ich werd dir deinen verdammten Scheck einlösen.« Er packte den Richter am Kragen und lachte. »Schaffen wir diesen Komiker hier raus. Und dann ab mit ihm in den Knast.«
    Ich bewegte mich zur Tür, und plötzlich war der Richter direkt hinter mir. »Hauen wir ab«, sagte er. Wir sprinteten zum Auto, aber dann blieb er auf einmal abrupt stehen. Er drehte sich um und hob die Faust gegen das Hotel. »Leckt mich doch!«, rief er. »Ich bin der Richter. Ich komme wieder, und ich buchte jeden von euch Arschgesichtern ein. Wenn ihr mich das nächste Mal kommen seht, solltet ihr lieber die Beine in die Hand nehmen.«
    Wir sprangen in den Wagen und zischten ab in die Dunkelheit. Der Richter schien jetzt völlig enthemmt zu sein. »Vergessen Sie diese Luden«, sagte er. »In achtundvierzig Stunden liegen die allesamt als Sträflinge in Ketten.« Er lachte und schlug mir auf den Rücken. »Keine Sorge, Boss«, sagte er. »Ich weiß, wo wir hinfahren.« Er blinzelte in den Regen und machte eine Flasche Royal Salut auf. »Immer geradeaus«, befahl er. »Und an der nächsten Ecke rechts. Wir besuchen Leach. Der schuldet mir vierundzwanzigtausend Dollar.«
    Ich nahm Gas weg und griff nach dem Whiskey. Scheiß drauf, dachte ich. Manche Tage sind eben irrer als andere.
    »Leach ist meine Geheimwaffe«, sagte der Richter, »aber ich muss auf ihn Acht geben. Er könnte gewalttätig werden. Dauernd sind die Cops hinter ihm her. Er lebt ständig auf Messers Schneide. Aber er ist ein Genie am Spieltisch. Wir gewinnen jede Woche acht von zehn.« Er nickte feierlich. »Das sind vier von fünf, Doc. Das ist stark. Sehr stark. Das sind achtzig Prozent von allem.« Er schüttelte traurig den Kopf und griff nach dem Whiskey. »Eine schreckliche Angewohnheit. Aber ich kann es nicht lassen. Es ist, als könnte man Geld drucken.«
    »Ist doch toll«, sagte ich. »Was gibt’s denn da zu meckern?«
    »Ich fürchte mich, Doc. Leach ist ein Monster , ein krimineller Eremit, dessen gesamtes Leben sich nur um Wettlisten dreht. Er gehört eingelocht und kastriert.«
    »Und?«, sagte ich. »Wo wohnt er denn nun? Wir sind im Arsch. Wir haben kein Bares und kein Plastik. Dieser Freak ist unsere einzige Hoffnung.«
    Der Richter sackte in sich zusammen, und eine Weile sagte keiner von uns einen Ton … »Na ja«, meldete er sich schließlich. »Warum eigentlich nicht? Für vierundzwanzig Riesen in einer braunen Papiertüte kann ich mit fast allem fertig werden. Scheiße, was soll’s? Wenn der Hundesohn muckt, legen wir ihn einfach um.«
    »Nun mal halblang, Richter«, sagte ich. »Reißen Sie sich zusammen. Es geht doch nur um Spielschulden.«
    »Klar«, erwiderte er. »Das sagen sie alle .«

TOD AUF DER ÜBERHOLSPUR: DER RICHTER LÄUFT AMOK … ENDE EINES DICHTERS, BLUTGERINNSEL IM EINKOMMENSSTROM … DER MANN, DER SEXPUPPEN LIEBTE
    Wir fuhren auf den heruntergekommen Wohnwagenplatz hinter den Viehhöfen. Leach kam uns mit roten Augen und zitternden Händen an der Tür entgegen. Er trug einen schmutzigen Hausmantel und hatte eine Zwei-Liter-Flasche Wild Turkey in der Hand.
    »Gott sei Dank, dass du zu Hause bist«, sagte der Richter. »Ich kann dir gar nicht sagen, was für eine grausige Scheiße mir heute Abend passiert ist … Aber jetzt hat sich das Blatt gewendet. Jetzt haben wir Bares und jetzt machen wir sie allesamt platt.«
    Leach starrte ihn nur an. Dann nahm er einen kräftigen
Schluck Wild Turkey. »Wir sind erledigt«, flüsterte er. »Ich war gerade dabei, mir die Pulsadern aufzuschneiden.«
    »Blödsinn«, sagte der Richter. »Wir haben richtig abgeräumt. Ich hab genau wie du gewettet. Du hast mir doch die Zahlen gegeben. Und du hast sogar vorhergesagt, dass die Raiders Denver wegputzen würden. Mann, das lag doch wohl auf der Hand.

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