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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Montagabends sind die Raiders unschlagbar.«
    Leach verkrampfte sich, warf den Kopf in den Nacken und stieß mit zittriger Stimme einen spitzen Schrei aus. Der Richter packte ihn. »Reiß dich zusammen«, fauchte er. »Was ist denn los?«
    »Ich hab die Wette vermasselt«, schluchzte Leach. »Ich bin mit ein paar Jungs aus dem Laden in die verdammte Sports Bar oben in Jackpot gegangen. Wir haben Mescal getrunken und hatten mörderischen Spaß, und da hab ich den Kopf verloren.«
    Leach war zweifellos ein schlimmer Trinker und süchtig nach hysterischen Massenaufläufen. »Ich war besoffen und hab auf die Broncos gewettet«, stöhnte er. »Dann hab ich verdoppelt. Wir haben alles verloren.«
    Eine furchtbare Stille senkte sich über den Raum. Leach weinte hemmungslos. Der Richter ergriff ihn am Gürtel seines schmierigen Ledermantels und zerrte ihn ruckartig in alle Richtungen. Mir schenkten sie keine Beachtung, und ich tat so, als würde ich nichts mitbekommen … Die Szene war einfach zu widerwärtig.
    Auf dem Tisch vor der Couch stand ein Aschenbecher. Als ich danach greifen wollte, bemerkte ich einen Notizblock mit Gedichten, die anscheinend von Leach stammten und mit rotem Magic Marker in ziemlich primitiver Versform hingekritzelt worden waren. Eins der Gedichte fiel mir auf. Es hatte etwas besonders Fieses. Die äußerst schräg geneigte Handschrift wirkte abstoßend. Es ging um Schweine.
    I TOLD HIM IT WAS WRONG
    F. X. Leach
Omaha, 1968
     
     
    A filthy young pig
got tired of his gig
and begged for a transfer
to Texas.
Police ran him down
on the Ourskirts of town
and ripped off his Nuts
with a coat hanger.
Everything after that was like
coming home
in a cage on the
back of a train from
New Orleans on a Saturday night
with no money and cancer and
a dead girlfriend.
In the end it was no use
He died on his knees in a barnyard
with all the others watching.
Res Ipsa Loquitur.
     
     
    ICH HAB IHM GESAGT, DASS ES FALSCH WAR
Ein dreckiges junges Schwein
hatte keine Lust mehr auf seinen Job
und bat daher um eine Versetzung
nach Texas.
Die Polizei schnappte es
draußen vor der Stadt
und kniff ihm mit einem Drahtbügel die Eier ab.
Danach war alles wie
eine Heimkehr
    (Paul Chesley)
    in einem Käfig ganz
hinten auf einem Zug von
New Orleans an einem Samstagabend
mit keinem Cent und Krebs und
einer toten Freundin.
Letztendlich hat es nichts gebracht
Er starb kniend auf einem Bauernhof
im Angesicht aller anderen.
Res Ipsa Loquitur.
     
     
    »Sie werden mich umlegen«, sagte Leach. »Noch vor Mitternacht werden sie hier sein. Ich bin verloren.« Er stieß noch einen leisen Schrei aus und griff nach der Flasche Wild Turkey, die umgefallen und ausgelaufen war.
    »Warte«, sagte ich. »Ich hol noch was.«
     
     
    Auf dem Weg in die Küche verschreckte mich plötzlich der Anblick einer nackten Frau, die schlaff in der Ecke hockte und so verzweifelt hilflos in die Gegend schaute, als sei sie erschossen worden. Ihre Augen traten hervor, ihr Mund war weit geöffnet, und sie schien nach mir greifen zu wollen.
    Ich machte einen Satz rückwärts und hörte hinter mir Gelächter. Mein erster Gedanke war, dass Leach, aus der Bahn geworfen durch die katastrophalen Wettverluste, es nicht bei der Gewohnheit hatte belassen können, seine Frau zu verprügeln, sondern einen Schritt weitergegangen war und ihr eine Kugel in den Mund verpasst hatte, kurz bevor wir an der Tür klopften. Sie schien um Hilfe zu rufen, aber ihr fehlte die Stimme.
    Ich rannte in die Küche, um ein Messer zu suchen, denn ich dachte, wenn Leach so verrückt war, seine Frau umzubringen, müsste er jetzt wohl auch mich töten, denn ich war der einzige Zeuge. Außer dem Richter natürlich, der sich im Bad eingeschlossen hatte.
    Leach erschien in der Tür. Er hatte die nackte Frau im Nacken gepackt und schleuderte sie mir entgegen …
    Einen Moment lang blieb die Zeit stehen. Die Frau schien in der Luft zu schweben und kam dann im Dunkeln auf mich zu wie in Zeitlupe. Ich nahm mit dem Brotmesser in der Hand meine Abwehrstellung ein und machte mich darauf gefasst, um mein Leben kämpfen zu müssen.
    Dann traf mich das Ding und prallte sanft und mit einem leichten Hüpfer auf den Boden. Es handelte sich um eine aufblasbare Gummipuppe, eins von diesen Geräten mit fünf Öffnungen, die junge Börsenmakler in den Sexshops kaufen, wenn die Bars für Singles geschlossen haben.
    »Darf ich vorstellen – Jennifer«, sagte er. »Mein Prügelweib.« Er hob

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