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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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unserer Nation markieren, aber es war nicht der nachweisliche Anfang vom Ende des Amerikanischen Jahrhunderts.
    Nein. Der fiel auf den Abend der Präsidentschaftswahl im Jahr 2000, als das Zentrum der Macht in diesem Land von Washington, D. C., auf »die Ranch« in Crawford, Texas, verlagert wurde. Der katastrophalste Tag der amerikanischen Geschichte war der 7. November 2000, der Zeitpunkt der Usurpation , als die Generäle und Cops und die Jesusfreaks von ganz rechts die Kontrolle über das Weiße Haus, das Finanzministerium und unsere Verbrechensbekämpfungsmaschinerie an sich rissen.
    Verabschiedet euch von allem, was gut war. »Nichts wird mehr so sein wie früher«, sagte der käufliche neue Präsident damals. »Von jetzt an befinden wir uns in den Klauen eines nationalen Sicherheitsnotstandes, der für den Rest unseres Lebens andauern wird.«
    Fick dich selbst; ich steig aus. Mahalo.
    Ich würde mir nie anmaßen, für meine ganze Nation zu sprechen, Simon; ich bin nicht »die Stimme Amerikas« – aber ganz gewiss bin ich auch kein gemeingefährlicher Maschinengewehr-Nazi-Kriegstreiber mit Blut an den Händen und Hass im Herzen auf jedes menschliche Wesen auf dieser Welt, das nicht rein weiß ist – und wenn Sie sich wundern, warum ich eine solch üble Charakterisierung verwende, müssen Sie verstehen, dass ich nur deswegen so reagiere, weil mein alter Freund, der verrückte Künstler Ralph Steadman, eben diese grauenvollen Dinge in England, Wales und Kent über mich sagt – ja, sie mir sogar direkt an den Kopf wirft, wenn wir ein transatlantisches Ferngespräch führen.
    »Das ist doch blöder Scheiß, Ralph«, sage ich ihm. »Wirst du etwa senil? Weißt du, mit wem du redest?«
    »Und ob ich das weiß«, antwortet er. »Du bist noch immer derselbe brutale Redneck, den ich seit jeher kenne – außer dass du dich jetzt langsam in das verwandelst, was du von Anfang an warst – in einen mordlustigen Amerikaner, wie es so viele gibt …«
    Also, so wurde alles mit Starthilfe in die Gänge gebracht, Simon. Und ich glaube, es war unser Gespräch an Ihrem Geburtstag, das mich dazu gebracht hat, seither fieberhaft meine zahllosen Befürchtungen und Sorgen und angstgepeinigten Visionen in Bezug auf unsere nahe Zukunft niederzuschreiben.
    Also viel Glück, Simon. Bitte informieren Sie mich umgehend betr.: Umfang und Honorar. Wie wär’s mit 20 000 Dollar? Ich kann stundenlang und ausschweifend von meinen jüngsten Erfahrungen als Amerikaner in diesen Tagen am Ende unseres Jahrhunderts berichten. Oder vielleicht nur tausend Wörter, oder zweitausend. Denken Sie drüber nach, u. A. w. g., schnellstmöglich.
    HUNTER
10. Mai 2002

Amor Vincit Omnia
    He not busy being born is busy dying.
    Bob Dylan

Der weiße Hubschrauber
    Sie flog niedrig über dem Zentrum von Paris – der Traum der Prinzessin im weißen Hubschrauber.
    Nahm monatelang Unterricht – sehr schwierig; aber viele Leute gibt es eben nicht, die man anheuern könnte, mit einem Chopper niedrig über die Innenstadt von Paris zu fliegen und ihn dann lange genug in der Luft über einem Gefängnis schweben zu lassen, um einen Mann mit einer Uzi an einem Seil hinunterzuschicken und wieder heraufkommen zu lassen …
    Den Hubschrauber dann auf dem Dach des Gefängnisses zu landen und ihren Lover auf den Kufen auszufliegen – und auf einem nahe gelegenen Parkplatz zu landen und alles so ausgezeichnet organisiert zu haben, dass sie nur in einen wartenden Wagen steigen mussten, um sofort zu verschwinden.
    Perfekt. Nadine, du kannst jederzeit bei mir zu arbeiten anfangen. Könnte eine Liebesgeschichte werden …
     
     
    Es geschahen letzte Woche auch andere Dinge, die eine Nachricht wert waren – hauptsächlich in der Politik. Aber davon brauchen wir jetzt mal eine Verschnaufpause.
    Ja, da kam diese stilvolle kleine Nachricht aus Paris, die von der jungen Frau im weißen Helikopter handelte, die ihren Geliebten aus dem Gefängnis befreite. Es war eine dieser hübschen kleinen Liebesgeschichten, die einem nachts im Schlaf ein Lächeln auf die Lippen zaubern.
    Echt was passiert ist letzte Woche also unter der Rubrik »Liebe & Wahnsinn« …
    Die Frau des französischen Bankräubers Michel Vaujour flog in einem weißen Hubschrauber tief über das Zentrum von Paris hinweg und verharrte schließlich im Schwebflug über dem Dach des Gefängnisses La Santé. Ein Mann mit einer Maschinenpistole
seilte sich aufs Dach ab … Vaujour, der einen blau-roten

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