Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)
nahm an, und in Depps Porsche fuhren wir zum Château zurück. Als wir auf die Rampe zur Untergrundgarage fuhren, traten die Parkwächter zurück und winkten mich durch. Depps Gefolgsleute hatten die Instruktion hinterlassen, dass niemand außer mir den Wagen anfassen durfte. Ich parkte ihn fachmännisch, wobei ich nur knapp einen roten BMW 840Ci verfehlte, und wir fuhren im Fahrstuhl hinauf in meine Suite.
Ich griff nach meinem Scheckbuch, konnte es aber nicht finden und benutzte stattdessen eines von Johnny, das ich im Handschuhfach seines Wagens entdeckte. Ich stellte ihr einen Scheck über einen stattlichen Vorschuss aus und unterschrieb mit Depps Namen. »Ist doch egal«, sagte ich zu ihr. »Er rennt doch da draußen mit meinem Scheckbuch rum und bezahlt einen Haufen Rechnungen.«
So waren meine Arbeitstage in Hollywood: Gewalt, Freude und ständig mexikanische Musik. In einem Club spielte ich
mehrere Stunden lang mit der Band Bassflöte. Wir verbrachten eine Menge Zeit damit, auf dem Balkon Gin und Zitronenlimonade zu trinken und Filmleute einschließlich des allgegenwärtigen Schreibers vom Rolling Stone zu unterhalten …
Glaub mir, Bubba, ich hab die Sache geschaukelt. Es war wie im Zu-viel-Spaß-Club. Ich hatte den Cadillac und einen grünen Mustang in der Hotelgarage und dazu noch den Porsche Carrera 4, aber wir konnten doch nur in einem der Wagen nach Norden fahren. Das Problem der Betuchten.
Schließlich wurde es zu viel, und wir beluden den Northstar Cadillac und flüchteten. Warum nicht?, dachte ich. Das Mädel hatte sich als enorme Hilfe erwiesen, und außerdem fand ich langsam Gefallen an ihr.
Die Sonne ging unter, als wir Malibu verließen und auf der 101 nach Norden fuhren, zügig Oxnard durchquerten und am Ozean entlang auf Santa Barbara zuhielten. Meine Begleiterin war leicht nervös wegen des Tempos, und daher flößte ich ihr etwas Gin ein, damit sie sich beruhigte. Schon bald lehnte sie sich entspannt an mich, und ich legte den Arm um sie. Rosanne Cash sang im Radio vom »Seven Year Ache«, und der Verkehr ließ nach.
Als wir uns der Ausfahrt nach Lompoc näherten, erwähnte ich, dass sich in Lompoc ein Zuchthaus befand und ich früher mal da drüben ein paar Freunde gehabt hatte.
»Oh?«, sagte sie. »Und was waren das für welche?«
»Gefangene«, sagte ich. »Nichts Ernstes. Ed war zum Beispiel auch dort.«
Sie verkrampfte und rutschte von mir weg, aber ich drehte die Musik lauter, und wir lehnten uns zurück, um die Fahrt zu genießen und den Mond aufgehen zu sehen. Was soll’s?, dachte ich. Eins von vielen jungen Pärchen auf der Straße zum Amerikanischen Traum.
Ungemütlich wurde es, als ich das Ortsschild von Pismo Beach auftauchen sah. Ich hatte Benicio Del Toro am Handy, den berühmten puertorikanischen Schauspieler, und erzählte ihm davon, dass man mich einmal in Pismo Beach gewaltsam ins Gefängnis geworfen hatte und dass es mich schon nervös machte, wenn ich an einem Straßenschild mit dem Namen des Ortes vorüberfuhr. »Ja«, sagte ich, »es war furchtbar. Sie haben auf die Rückseite meiner Beine eingeprügelt. Dabei handelte es sich um eine Verwechslung.« Ich lächelte meiner Assistentin zu, weil ich sie nicht in Angst versetzen wollte, aber ich sah, dass sie sich in Embryohaltung zusammengekrümmt hatte und ihre Finger krampfhaft die Sitzgurte umklammerten.
In eben dem Augenblick fuhren wir an zwei Polizeiwagen vorbei, die am Straßenrand parkten, und ich sah, dass wir einhundertdrei Meilen draufhatten.
»Langsamer!«, schrie Anita. »Langsamer! Sonst werden wir noch eingesperrt. Ich halt das nicht mehr aus!« Sie schluchzte und fasste verzweifelt ins Leere.
»Unsinn«, sagte ich. »Das war gar keine Polizei. Meine Radarwarnlage ist doch nicht losgegangen.« Ich griff hinüber, um ihren Arm zu tätscheln, aber sie biss mich, und ich musste rechts ranfahren. Die einzige Ausfahrt führte in einen gefährlich aussehenden Ortsteil von Pismo Beach, aber ich nahm sie trotzdem.
Es war so ungefähr Mitternacht, als wir unter der Straßenbeleuchtung vor der leeren mexikanischen Taco-Bude an der Main Street parkten. Anita stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Es war zu viel von Zuchthäusern und Polizei und Gefängnissen gesprochen worden, und sie hatte wohl das Gefühl, bereits in Ketten zu liegen.
Ich ließ unseren Wagen auf einem Fußgängerüberweg stehen und eilte hinein, um Tacos zu holen. Das Mädchen an der Kasse riet mir, den Wagen von
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