Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

aussehender Junge aus Louisvilles rauem West End, das auch Cassius Clay hervorbrachte, einen erstaunlichen jungen Boxer mit extrem schnellen Fäusten, der sogar noch berühmter werden sollte als Hornung.
    (HST)
    Wir sprechen von meinem alten Freund Muhammad Ali, dem Champion im Schwergewicht. Er hat mich mal windelweich geprügelt, völlig grundlos, und Paul Hornung hat mich mit dem Auto umgefahren, weil ich nicht schnell genug zur Seite springen konnte … Ja, Sir, wo diese Jungs hintraten, bebte die Erde.
    Außerdem waren sie eingeschworene Fleischnascher, wie man Libertins zu jener Zeit manchmal nannte. Sie waren …
    Scheiße, ich fühl mich schwach.
    Nimm die Hände weg von mir, Harold! Verflucht, was ist bloß mit dir los?
    Okay. Du bist der Boss. Mach, was du willst, aber, bitte, tu meinen Tieren nichts! Mehr verlang ich nicht.
    Oh Ja Oh Ja! Gelobt sei Jesus, tu ihnen nichts zuleide . Sie sind Gottes Geschöpfe, und ich bin auch eines. Mein Gott, ich spüre überall den Schmerz … »Bück dich, Honey«, sagte er. »Ich werde dir diesen Aal in den Arsch stecken, also versuch dich zu entspannen.«
    Ho ho. Quatsch! Es ist nicht mehr witzig, wenn es darum geht, wie man Salzwasseraale in die Körperöffnungen gewisser Leute einführt. Manche von den Viechern sind bis zu drei Meter lang. Das ginge zu weit, vor allem wenn es auch noch gegen ihren Willen geschieht. Das hätte was von einer Vergewaltigung.
    Hoppla! Wie wär’s mit ’ner Verschnaufpause, Leute? Mit ein bisschen Musik? Ja. Musik ist angesagt, und daher bedenkt Folgendes:
    Ich bin ein verwirrter Musiker, der vom Weg abgekommen ist und bereits so lange in diesem verdammten Schreibergewerbe steckt, dass er die Rückkehr zur Musik nicht mehr geschafft hat – außer vielleicht, wenn ich mich mal allein in einem stillen Raum wieder finden sollte, mit einer Schreibmaschine zum Klimpern und dem Verlangen, einen Song zu schreiben. Wer weiß, warum das so ist? Vielleicht ist mir einfach nach Singen zumute – und daher tippe ich.
    Diese schnellen elektrischen Tasten sind mein Instrument,
meine Mundharmonika, ein RCA-Röhrenmikrofon und mein wunderbares Sopransaxofon, alles gleichzeitig. Das ist meine Musik, komme, was da wolle, und in manchen Nächten gibt sie mir das Gefühl, ein Gott zu sein. Veni, Vidi, Vici … da geht der Spaß los … Ja, Kenneth, das ist die Frequenz. Hier leben die Schneeleoparden; »Rund um die Welt reicht sich Genie die Hand, und ein Schock des Erkennens pflanzt sich fort von einem zum anderen, rundherum …«
    Herman Melville hat das gesagt, und ich habe festgestellt, dass es stimmt. Aber ich wusste nicht, wie es sich anfühlte , bis ich begann, diese Schocks selbst zu verspüren, was mir jedes Mal wieder einen Adrenalinstoß versetzte …
    Daher dürfen wir vielleicht Teile meines Werks (oder, an manchen Tagen, sogar seine Gesamtheit ) betrachten als logisches Resultat meiner gescheiterten Musikerkarriere, das zur übertriebenen Sublimierung meiner musikalischen Instinkte führte, die mich jedoch weiter bestimmen und meine Texte prägen.

Die Neuen Blöden
    Something is happening here,
But you don ’ t know what it is,
Do you, Mr. Jones?
    Bob Dylan
     
     
    Nein, Sir, keine Chance. Mr. Jones tut nicht einmal so, als wisse er, was gegenwärtig in Amerika vorgeht, und auch sonst weiß es niemand.
    Wir haben bereits in der Vergangenheit in diesem Land irre Zeiten erlebt, aber das Jahr 2000 kommt einem allmählich superirre vor. Diesmal sitzt wirklich kein Pilot im Cockpit … Die Zeiten, in denen wir gegenwärtig leben, sind gefährlich irre. Jeder halbwegs Intelligente zuckt nur mit den Achseln und gesteht ein, dass er wie betäubt ist und verstört.
    Einen Funken Zuversicht haben einzig und allein noch die Neuen Blöden. Es ist der Anfang des Endes unserer Welt, wie wir sie kannten. Weltuntergangsstimmung fungiert als neue Ethik.
     
     
    Ruhig sind die Herbstmonate in Amerika nie. Zurück an die Arbeit, zurück in die Schule, zurück zum Football-Training usw. … Der Herbst ist eine von Traditionen geprägte Jahreszeit, eine Zeit mächtiger satanistischer Rituale, in der eigentümliche Jahresfeste wie Halloween und der schicksalhafte Erntemond gefeiert werden, die für einige Leute unheilvolle Auswirkungen haben können.
    Der Herbst ist stets eine Zeit der Furcht , der Habsucht und des Hamsterns für den bevorstehenden Winter. Schuldeneintreiber machen sich über alte Leute her und schröpfen die Schwachen und