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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Hilflosen. Sie wollen genug Bares horten, um die wohlbekannten Schrecken des Januars und Februars durchzustehen. Während der Football-Monate kommt es immer wieder zu einer plötzlichen Welle von Entführungen. Es hat sich bereits eingebürgert, dass Kinder beiderlei Geschlechts, die nicht älter als dreizehn sind, auf offener Straße abgegriffen und verschleppt werden, und zwar von Perverslingen, die in Banden organisiert sind und sich die Kinder üblicherweise gegenseitig als Weihnachtsgeschenke weiterreichen, damit sie als Sexsklaven und Spielzeuge dienen.
    Die meisten dieser Dinge sind zweifellos falsch und böse und hässlich  – aber zumindest haben sie Tradition. Es ist damit zu rechnen, dass sie geschehen. Eure Auffahrt wird eisglatt werden, euer Schornstein wird in die Luft fliegen, und ihr werdet im Straßenverkehr
von einem nicht versicherten Fahrer in einem gestohlenen Auto gerammt werden.
    Na und? Für solche Fälle haben wir doch die Versicherungen, äh? Und eben die Unvermeidlichkeit dieser Albträume ist es doch, die sie so vertrauenswürdig macht. Das Leben geht weiter, so oder so. Das Bauwerk steht vielleicht ein wenig wacklig da, aber die Fundamente bleiben weiterhin fest und unerschütterlich.
    Ho ho. Denk noch mal nach, Bubba. Sieh dich um. Es liegt ein beklemmender Hauch von Panik in der Luft, und obendrein haben stumme Furcht und Ungewissheit die Überzeugungen, Wahrheiten und Institutionen befallen, die einst verlässlich waren, an die zu glauben jetzt aber nicht mehr ungefährlich ist … Es findet eine Präsidentschaftswahl statt, absolut termingerecht, aber irgendwie ist kein Präsident vorhanden. Ein neuer Kongress wird gewählt, aber irgendwie ist ganz und gar kein Kongress vorhanden – zumindest nicht in der Gestalt, wie wir ihn kannten, und was da als Kongress durchgeht, wird so hilflos und schwach sein wie der Mann, der als »Neuer Präsident« durchgehen muss.
    Wäre dies die Welt des Sports, würde die Situation einem Finale beim Super Bowl gleichen, das in neunzehn punktlose Verlängerungen geht und letztlich nie endet … oder es wäre, als würden vier Starspieler der L.A. Lakers an ein und demselben Tag an verschiedenen Orten ermordet. Angst und Schrecken garantiert. Lasst alle Hoffnung fahren. Macht euch bereit für den Irrsinn. Freundet euch mit dem Kannibalismus an.
    Viel Glück, Doc.
    19. November 2000

Im Bauch der Bestie
    Obwohl ich nicht das Gefühl habe, es wäre nötig, dir mitzuteilen, was ich vom Prinzip der Individualität halte, weiß ich doch, dass ich den Rest meines Lebens damit werde verbringen müssen, dies Prinzip auf die eine oder andere Weise auszudrücken, und ich glaube, dass ich mehr erreiche, wenn ich es mithilfe von Schreibmaschinentasten ausdrücke, als wenn ich gestatte, dass es sich in plötzlichen Gewalt- ausbrüchen entlädt, die auf Frust zurückzuführen sind. Ich will da- mit nicht sagen, dass ich vorhabe, hier ein Glaubensbekenntnis abzu- legen, aber ich möchte zum ersten Mal in meinem Leben in ehrlicher Überzeugung meinen Glauben an den Menschen als Individuum und unabhängiges Wesen bekräftigen. Unabhängigkeit gewiss nicht im alltäglichen Wortsinn, sondern bezogen auf eine Freiheit und Fle- xibilität des Denkens, die zu erreichen nur wenige Menschen in der Lage sind oder gar den Mut aufbringen.
    Aus einem Brief an Joe Bell
24. Oktober 1957
Eglin Air Force Base
Fort Walton Beach, Florida
    (Tom Corcoran)

Sally liebte Footballspieler
    Ich hatte die Hälfte meiner Ausbildungszeit bei der Air Force hinter mir, als ich zum ersten Mal ein Flugteam der AF verunglücken sah. Das war unten in Florida, auf der Luftwaffenbasis Eglin, bei einem Übungsflug für die jährliche »Demonstration der Waffenstärke«. Wenn ich mich recht erinnere, war Arthur Godfrey auch zugegen, und ihm wurde schlecht. Danach hat er keine PR mehr für die Air Force gemacht.
    Hilfe! Jetzt zucken auf einmal Rückblenden durch mein Hirn, und ich muss daran denken, wie mein bester Fotograf loszog, um beim früher mal berühmten 24-Stunden-Formel-1-Grand-Prix in Sebring Bilder zu machen und nicht wieder an die Arbeit zurückkehrte. Er hieß George Thompson und war ein sehr talentierter Junge. Er wurde platt gewalzt, als er mit seiner Kamera über eine Ausfahrt-Rampe trabte. Jesus Christus! Noch am selben Abend musste ich seinen Nachruf für den Sportteil schreiben … Das trug sich ungefähr zwei Wochen nach jener grässlichen Katastrophe bei der Demonstration der

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