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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Waffenstärke zu. Ich bin fast verrückt geworden – war betrunken und zwei (2) Monate lang ohne Erlaubnis abwesend, in Tallahassee & Mobile & New Orleans. Scheinbar mit Lichtgeschwindigkeit schaffte ich es vom Status eines Fliegerasses zum Psychiatriepatienten unter Beobachtung.
    Traurige Geschichte, oder? Ja, aber damals war ich noch jung . Hatte Elan und war flexibel. Es machte Spaß. Die Mädchen liebten mich, und die Schwulen in New Orleans gaben mir »Speed«. Ich hatte einen schnellen MG/A-Sportwagen, mit dem ich zum Strand von Destin hinausfuhr, um dort um Mitternacht mit Offiziersfrauen nackt zu schwimmen. Colonel Hugos schönes Töchterlein ließ mich zwei Wochen lang in ihrer schnieken Eigentumswohnung in Mobile kampieren, während die Air Police mich suchte. Sie hatte im Garten hinterm Haus einen Swimmingpool
in Form eines Footballs, und die Nachbarn riefen die Polizei, wenn wir nackt rumrannten und auf dem Sprungbrett rammelten wie die Seeotter … Sally liebte Footballspieler. Sie meinte, für alle Zeiten jung bleiben zu können, wenn sie den Saft des ewigen Lebens aus knackigen jungen Leibern saugte. Sie nannte ihn »die Milch des Paradieses« und jeden Abend rieb sie sich ihn ins Gesicht.
    Sally war fünfundzwanzig & sah aus wie eine dieser rassigen Brasilianerinnen, die sonntagmorgens in Rio am Strand Volleyball spielen. Ihr Vater war Colonel auf der Air-Force-Basis und ihre Mutter eine Südstaaten-Debütantin. Sie hatte einen sehr jungen Sohn, der wie irre lachte, wenn ich ihn an den Knöcheln packte und im Kreis herumschleuderte … Ich hab inzwischen seinen Namen vergessen, aber er mochte mich & dachte, mein Name sei Air-Man. Seine Mutter führte mich in schicke Bars und Yachtclubs in Mobile zum Essen aus. Sie fuhr einen himmelblauen Cadillac und liebte es, nachts splitternackt über den Pensacola Highway zu rasen – in meinem Wagen oder in ihrem, der aber viel zu schwer war, um ihn raus an den Strand zu lenken & und zwischen den Sanddünen zu parken, wenn wir in Mondnächten im Golf von Mexiko schwammen.
    Sally ging irgendwo in der Innenstadt von Mobile einem ganz normalen Tagesjob nach. Wenn ich jedoch zu Besuch kam, meldete sie sich krank und erklärte, sie habe »sich den Rücken am Sprungbrett verletzt« und könne vor Schmerzen kaum gehen. Sie nahm sich immer fünf oder sechs Tage am Stück frei, wenn ich kam, aber Sorgen machte sie sich deswegen keine. Sie sagte, die könnten ohne weiteres ein paar Tage lang ohne sie auskommen und außerdem wüssten sie ja, dass sie einen schlimmen Rücken hatte – was tatsächlich stimmte, aber seine Ursache nicht etwa in einer verkrüppelten Wirbelsäule hatte.
    Nein. Es lag ganz einfach an der gemeingefährlich rauen Sandpapieroberfläche des Sprungbretts an ihrem Pool. Ich rubbelte ihren Rücken wund, wenn wir uns betranken und nachts
zwei oder drei Stunden lang auf dem Brett bumsten … Sie weinte vor Schmerz, und ich konnte am nächsten Tag kaum gehen, so bluteten die Wunden an meinen Knien und Ellbogen. In jenem Sommer hatte ich so gut wie immer blutende Schürfwunden an meinen Knien, und als ich schließlich an meinen Arbeitsplatz bei der Zeitung zurückkehrte, konnte ich kaum zwischen den Büros hin und her laufen. Die anderen Redakteure lachten mich aus, aber mein Boss, Colonel Evans, war ein gestandener Berufssoldat, dem es zuwider war, mit ansehen zu müssen, wie ein Mann mit frischem Blut an der Hose durch sein Büro humpelte.
    »Verflucht noch mal, Hunter!«, brüllte er mich an. »Verdammte Scheiße, was ist denn eigentlich los mit Ihnen? Auf dem Klo ist der ganze Fußboden voller Blut! Ich bin ausgerutscht und fast gestürzt , als ich pissen gehen wollte!«
    Ich erklärte ihm, der Grund dafür sei, dass ich an den Wochenenden Football spielen musste und das Footballfeld der Basis in einem derart miserablen Zustand war, dass ich manchmal stürzte, wenn ich einen Pass von Zeke Bratkowski oder Max McGee erlaufen wollte.
    »Mein Gott noch mal«, schrie er los. »Sie sind doch ein verfluchter Hohlkopf! Scheiße, warum wollen Sie denn zu dieser Jahreszeit auch Football spielen? Haben Sie denn nur Scheiße im Hirn? … Wir haben jetzt die gottverdammte Baseball -Saison … Sind Sie denn zu beknackt, um zu wissen, dass wir jetzt die Baseball -Saison haben? Sind Sie denn eine Art Mensch gewordener HORNOCHSE?«
    »Nein«, pflegte ich zu antworten. »Ich bin der Sportredakteur .« (Was stimmte.) Dem Colonel war das ein Dorn im Auge, aber ihm

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