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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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sich unschuldig und urwüchsig – jawohl, heute Nacht bin ich ganz Natur. Also ran. Scheiß auf die anderen Leute. Heute Nacht wandeln wir mit dem König … Das ist Spaß nach meinem Geschmack, und den verbreite ich liebend gern. Spaß lässt sich nicht horten. Das Verfallsdatum von Spaß ist schnell überschritten.
    Also so viel dazu! Am Anfang hab ich über Aspen geschrieben, aber dann bin ich abgeschweift in die Definition von Spaß, und das ist immer gefährlich. Zur Hölle also mit dem Spaß. Ich scheiß auf die Schatztruhe voller Spaß. Seht euch doch nur an, was er bei Charles Manson angerichtet hat. Der hatte ZU VIEL Spaß – zweifellos – und daher hat man ihn lebenslang weggesperrt. Er war ein Monster, und das ist er immer noch. Schläfert ihn ein. Kettet ihm Bowlingkugeln an die Füße und stoßt ihn von der Brücke mit einer Drahtschlinge um den Hals. Ertränkt den Bastard. Was wäre wohl, wenn er sich eure Tochter geschnappt hätte?
    Ja, was? Gott sei Dank habe ich keine Töchter und brauche mir deswegen keine Sorgen zu machen. Ich habe Frauen jeden Alters geliebt, schon immer, aber sie waren stets die Töchter anderer. Hätte ich eine Tochter und sie brächte eine Kreatur wie Manson mit nach Hause, würde der blanke Hass in mir aufsteigen. Auf der Stelle würde ich ihn zwar nicht umbringen, aber ich würde in die Richtung denken – Okay, wie stellen wir es an, ohne uns eine Mordanklage einzuhandeln?
    Zuerst gilt es, die Zeugin loszuwerden. Schick sie also rauf in ihr Zimmer und sorg dafür, dass niemand in der Nähe ist. Das ist eine Grundregel in diesem Geschäft … Der nächste Schritt wäre, eine geladene Flinte von der Wand zu greifen und ihn in die Küche
zu locken. Dazu musst du heftig auf den Boden stampfen & wie ein Verrückter Zeter und Mordio schreien, während du 911 wählst. Dadurch machst du deine Lage aktenkundig.
    Nicht aufhören zu schreien. »Lass mich zufrieden, Charley! Komm mir nicht näher!«, bis er mit wild aufgerissenen Augen hereingestürmt kommt & du ihm aus beiden Läufen eine volle Ladung direkt in die Brust verpassen kannst … Schieß bloß nicht daneben, denn sonst könnte die Sache ganz schnell ganz schief gehen. Sorg dafür, dass er mausetot ist, wenn er zu Boden geht, denn eine zweite Chance bekommst du nicht, und er wird mit einem Schlachtermesser über dir sein … Aber wenn du es richtig machst, wird man dich als Helden feiern, und deine Tochter wird es sich lange & reiflich überlegen, ob sie noch mal einen Widerling wie Manson mit nach Hause bringt.
    Todesbombe, Thanksgiving 1992
    (Deborah Fuller)

Zeugin II
    Woody Creek, August 2002
     
    Ich bin kein religiöser Mensch im herkömmlichen Sinne, aber in Wahrheit denke ich »theologisch bewusster« als jeder, den ich kenne – vielleicht mit Ausnahme meines Nachbarn Ed Bastian, dieses mönchischen Grobians, der in großem Stil Spiritualitätsseminare auf Aspen Mountain abhält und eine fette schwarze BMW fährt, die irgendwann mal vom Dalai Lama gesegnet wurde, und der mir auch den durchsichtigen weißen Seidenschal gegeben hat, der drüben an meiner Pinnwand hängt.
    Eben das meine ich mit »theologisch bewusst«, aber was soll’s? Ich habe meine Freude an der Gesellschaft religiöser Gelehrter und von Zeit zu Zeit sogar an der von Jesus-Freaks, solange sie Humor haben und anständigen Whiskey mitbringen, um das Räderwerk exotischer Spekulationen über die Bedeutung Gottes im modernen Amerika zu ölen oder auch über die Frage, warum Kinderschändung bei katholischen Priestern okay ist, in den Vororten von San Diego aber mit dem Tode bestraft wird …
    Mit smarten Jungs hat man bei derlei Disputationen immer viel Spaß, und daher bin ich stets auf der Suche nach diesen Leuten, wenn auch in der Regel nur als Sparringspartner. Mit niemandem lässt es sich besser die Klingen kreuzen als mit einem korrupten Jesuiten oder einem verschwendungssüchtigen Buddhisten. Und manche von ihnen sind auf ihre verbrämte Art sogar »weise«.
    Auch mit Spitzenanwälten und Richtern an Revisionsgerichten kann man in Zeiten persönlicher Düsternis seinen makabren Spaß haben. Ich besitze viele enge Freunde auf jener Seite des Gesetzes, und an ihnen habe ich oft meine zähneknirschende Freude. Sie besitzen ein sehr gutes Gespür dafür, was im Rahmen des Gesetzes möglich ist und was aller Wahrscheinlichkeit nach NICHT  … Aber das macht Anwälte ja aus. Die meisten von ihnen haben
genügend Zeit an der juristischen

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