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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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hupten laut, und die Insassen johlten, als sie an seinem versteckten Geländefahrzeug vorüberkamen. Gegen vier Uhr morgens schlief er schließlich ein. Dann “gegen halb fünf hörte ich fünf Schüsse aus einer Schrotflinte. Zuerst dachte ich, dass mein Vorarbeiter Roberto auf einen Waschbären am Schuppen geschossen hatte, in dem ich ein paar Enten hielt, und ich wollte schon rübergehen, als ungefähr zwanzig Schuss aus einer automatischen Waffe abgefeuert wurden, gefolgt von sechs Schüssen aus einer Pistole. Mir wurde klar, dass die Schüsse von der Straße kamen. Ich sah die Scheinwerfer von einem Jeep Cherokee oder einem Wagoneer. An den hängte ich mich ran, und es kam zu einer Verfolgungsjagd in der
Dunkelheit, und zwar mit Höchstgeschwindigkeit.” Nach drei Meilen auf der Straße verlangsamte der Fluchtwagen die Geschwindigkeit und bog zur Flying Dog Ranch ab, die George Stranahan gehört, einem angesehenen Physiker, der umgesattelt hatte und Viehzüchter geworden war. Außerdem gehört ihm die Tavern, und er ist nicht nur der einflussreichste Einwohner des Tals, sondern auch ein sehr alter Freund von Thompson.
    Laut Watkins befanden sich zwei Personen in dem Auto, und eine davon – ein junges Mädchen – lief zu Stranahans Haus, während die andere sich anschickte, auf der Fahrerseite auszusteigen. “Ich hatte Suchscheinwerfer an meinem Wagen”, sagt Watkins. “Die schaltete ich ein und sah Hunter Thompson. Ich sagte: ‘Was denken Sie sich eigentlich bei diesem Scheiß hier, Hunter?’ Da kam er auf mich zu, versetzte mir einen Hieb in die Rippen und sagte: ‘Du hast deine Warnung bekommen – eine Forellenzucht gibt es hier nicht, und mehr Beton gießt du auch nicht in Woody Creek.’”
    Die offizielle Version, die Thompson später der “Aspen Times Daily” vom Telefon in meiner Küche aus lieferte, war etwas anders. Thompson bestritt, auf Watkins oder dessen Haus gefeuert zu haben. Eine persönliche Warnung habe er ebenso wenig ausgesprochen. Er sagte stattdessen, er sei auf dem Weg zu Watkins’ Ranch gewesen, als er sich plötzlich einem Riesenstachelschwein Auge in Auge gegenübergesehen habe. “Lachen Sie nicht”, mahnte Hunter den Reporter Dave Price. “Denken Sie nur an Jimmy Carter. Der wurde von einem mordlustigen Sumpfkaninchen attackiert und musste es mit seinem Paddel in die Flucht schlagen. Ich wurde
von diesem Riesenstachelschwein angegriffen. Ich hielt an, um es mir anzusehen, und als es auf mich losging, hab ich es eben abgeknallt.” Wie schade, dass die Riesenstachelschweinleiche nie gefunden wurde.
    Dass es in der Einfahrt zu Stranahans Flying Dog Ranch zu einer Konfrontation mit Watkins kam, ist unstrittig. Thompson behauptet jedoch, er habe sich meisterhaft diplomatisch verhalten und Watkins darauf hingewiesen, dass er, Hunter, dessen einziger Freund sei. “Ich hab ihm sogar mein letztes Bier angeboten und ihn eingeladen, später bei mir vorbeizukommen, um sich das Baseballspiel anzusehen.” Aber Watkins fuhr nach Hause, rief Sheriff Braudis an und verlangte, dass Thompson strafrechtlich verfolgt werden solle wegen – wie Hunter später sagte – “aller möglichen Dinge von den Morden der Manson-Familie angefangen bis zum Erschießen seiner Maultiere.”
    Das war eine Übertreibung. Aber Mac Myers, der Stellvertretende Bezirksstaatsanwalt, dessen Büro die Untersuchung leitete, hätte Thompson um Haaresbreite angeklagt, mit einer automatischen Waffe geschossen zu haben. Letztendlich vermochte er jedoch nicht zu beweisen, dass eine solche Waffe abgefeuert worden war. Thompson besaß die Erlaubnis, eine nicht funktionstüchtige automatische Waffe zu besitzen, und als er aufgefordert wurde, eben diese Waffe abzugeben, damit sie überprüft werden konnte, präsentierte er ein kaputtes Maschinengewehr, das mit zähflüssigem Rostschutzmittel behandelt worden war und deswegen keine beweiskräftigen ballistischen Testergebnisse lieferte.
    (Tom Benton)
    Drei Tage nach der Schießerei, während man im Büro des Bezirksstaatsanwalts noch immer darüber debattierte, ob man Thompson anklagen solle, erwachte Watkins direkt in einem Albtraum. Die Wasseroberfläche der Teiche, die er seit drei Jahren mit Forellen von preiswürdiger Größe bestückt hatte, schimmerte von den silbernen Bäuchen toter Fische. Mehr als sechshundert Forellen, manche davon bis zu zwanzig Pfund schwer, waren tot. Über Nacht war das Wasser vergiftet worden, und Watkins lastete den Massenmord

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