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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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nichts mit dem für Amerika so typischen nüchternen
Business zu tun, wie es meine mitreisenden Geschäftsleute auf der anderen Seite des Gangs betreiben, und um das ich sie im Moment beneide.
    Es gibt keinen boomenden Markt für ungezügelten Sex, Amylnitrit und Doppeldildos in den freundlichen Himmeln von United.
    Manche Leute verkaufen Gelenkkupplungen, andere sind im Fleischhandel engagiert oder in der Personalvermittlung tätig. Aber mit denen habe ich nichts gemein.
    Ich bin in der Sexbranche, in der jedes Jahr ungefähr zehn Milliarden Dollar umgesetzt werden, wie jedermann mithilfe seines Computers nachrechen kann – und ich fliege nach San Francisco, um es mit der gesamten Stadtverwaltung aufzunehmen, mit dem Bürgermeister, dem Bezirksstaatsanwalt und dem Polizeichef.
    (Und jetzt nähert sich die Maschine wieder SF – die sanften grünen Hügel und die unsäglichen weißen Salzflächen jenseits der Berkeley Hills usw.)
    Die Mitchell-Brüder – Jim und Artie – werden mich am Gate erwarten, zusammen mit meinem persönlichen Roadmanager Jeff Armstrong, der überdies als geschäftsführender Vice President im Vorstand der Mitchell Brothers Film Group sitzt.
    Diese Jungs fahren dicke Mercedes-Limousinen, die Sorte Autos, die auch von Josef Mengele und Ed Meese bevorzugt werden.
    Das ist die Überholspur, Leute … und manche von uns benutzen sie gern.
     
     
    Uuups. Wir haben keinen Treibstoff mehr, verlieren Höhe und fallen wie ein Stein auf Fresno zu – Landeklappen ausgefahren, Umkehrschub und Übergang in den Gleitflug.
    Der Pilot meldet sich über die Sprechanlage und macht »starke Seitenwinde am SF International« verantwortlich. Blödsinn.
Das hier war ein ganz normaler Ausnahmezustand bei der Flugsicherung. Freies Unternehmertum. Ein kleiner Vorgeschmack dessen, was in den nächsten vier Jahren auf uns zukommt.
    Die Passagiere quengeln und stöhnen, aber außer mir steigt keiner in Fresno aus, um zu telefonieren – obwohl unser Flugbegleiter sich extra bemüht hatte, für uns eine Tür öffnen zu lassen.
    Wie die Schafe – und als ich mit einem Chronicle zurück ins Flugzeug komme, wenden sie den Blick ab, als wollten sie nichts mit mir zu tun haben …
    Schließlich fragt mich der Vertreter neben mir, ob er den Business-Teil leihen dürfe.
    Warum denn nicht? Geschäftsleute sind wir heutzutage doch alle. Ich bin auf dem Weg nach SF, um einen ungewöhnlichen Pornofilm zu vermarkten, und schon drei Stunden zu spät für eine entscheidende Testvorführung zusammen mit den Mitchell-Brüdern in deren festungsähnlichem Hauptquartier in der O’Farrell Street. Der Fahrer wartet am Flughafen mit einem gepanzerten Wagen und zwei dicken jungen Nutten aus Korea auf mich.
     
     
    Wir befanden uns irgendwo auf einer Hauptstraße in San Francisco und waren auf dem Weg zum Hafen, als uns eine Frau beim Überqueren der Straße direkt vors Auto lief. Mir stockte der Atem und ich bekam keinen Ton heraus – bis Maria mein Bein anstieß und mir eindringlich zuflüsterte: »Oh, mein Gott, Hunter, sieh dir diese wundervolle Wirbelsäule an!«
    Ich sah hin. Wir hielten vor einer roten Ampel, und die Frau ging schnellen Schrittes ebenfalls in Richtung Hafen. Jetzt machten wir beide große Augen und starrten ihr wie hypnotisiert nach. Und fuhren nicht los, bis irgendein Mistkerl hupte und mich Vollidiot nannte … ich hupte zurück, signalisierte ihm, dass mein Motor streikte, und winkte ihm zu, er möge auf der anderen Spur um mich herumfahren.
    In eben dem Augenblick blieb die Frau mit der wundervollen Wirbelsäule stehen, anscheinend um sich eine Speisekarte im Schaufenster von Vanessi’s anzusehen oder vielleicht auch das Glasbecken voller Meerwasser und großer unglücklicher Hummer. Wundervoll, dachte ich. Ich kannte Vanessi’s gut – und wenn Prinzessin Wirbelsäule dort zu Abend essen wollte, würden wir dabei sein. Ich hupte nochmals, um den stockenden Verkehr anzukurbeln, und winkte drei weitere Wagen an mir vorbei.
    »Du verschissener Wichser«, brüllte mich ein gut gekleideter Mann an, als er uns überholte. »Friss Scheiße und krepier daran!« Er zoomte das Automatikgetriebe seines riesigen Geländewagens in den niedersten Gang und röhrte dann den steilen Berg hinunter. Die anderen Autofahrer hatten sich schnell auf die problematische Situation eingestellt und schenkten mir kaum mehr Beachtung als einer dämlichen Baustelle. Jedenfalls ließen sie mich so weit in Frieden, dass ich

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