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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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war – vom schamlosen Auspeitschen bis zur Anwesenheit unbeteiligter Zuschauer und einem Millionenverlust in den Büchern von The Mitchell Brothers Film Group.
    Mein Job hing am seidenen Faden, und mein Ruf als politischer Berater wurde ernsthaft infrage gestellt.
    Aber nicht lange. Wie gewöhnlich mussten erst vierundvierzig Tage verstreichen, bis die Wahrheit endlich herauskam – und in der Zwischenzeit wurde mein Leben immer wirrer. In sechs Wochen wurde ich siebenmal verhaftet – oder beschuldigt oder angeklagt, sodass ich ständig irgendwie mit Polizei, Gerichten und Anwälten zu tun hatte und es mir allmählich so vorkam, als sei das mein Leben.
    Eine Zeit lang hielt ich es fast für normal. Vor Gericht zu erscheinen war Teil meiner alltäglichen Routine. Irgendwann musste ich zweimal innerhalb von zweiundsiebzig Stunden auf der Anklagebank Platz nehmen und handelte mir daher in der nationalen Presse grausame Prügel ein, nur weil der Richter es sich anders überlegt hatte.
    »Das ist unmöglich«, sagte ich zu meinem Anwalt Michael Stepanian. »Der Richter darf es sich gar nicht anders überlegen. Sein Spruch würde in der Berufung außer Kraft gesetzt werden.« Was sich bewahrheiten sollte.
    So ungefähr eine Woche später stahl die Polizei meine Speckbrett-Tennisschläger  – weswegen ich die Chance verpasste, um die Westküstenmeisterschaft zu spielen –, und damit ich meine Schläger zurückbekam, zwang man mich unter Strafandrohung, gegen einen nicht existenten Einbrecher auszusagen.
    Der Fall ist immer noch anhängig, einschließlich einer Zivilklage der Nachbarn wegen »Prügelns und Lärmens«.
    Die Polizei von Sausalito ist weiterhin im Besitz meiner Olympia-Luftpistole von der Firma Feinwerkbau mit persönlicher Gravierung – auf zehn Meter die treffsicherste Waffe, die ich je in die Finger bekommen habe. Es handelte sich um eine jener extrem seltenen Pistolen, die ausnahmslos genau das treffen, worauf
man zielt, und dabei kommt es nicht darauf an, wer der Schütze ist. Frauen und Kinder, die noch nie eine Pistole auf ein Ziel gerichtet hatten, könnten die Feinwerkbau in die Hand nehmen und auf fünf Meter Entfernung ein 10-Cent-Stück treffen. Jenseits dieser Reichweite und befestigt am Ende einer langen Bambusstange, die über den Balkon hinausragte, benutzten wir als etwas größere Zielscheiben Anstecker, auf denen eine Gestalt zu sehen war, die große Ähnlichkeit mit Dianne Feinstein hatte, der Bürgermeisterin von San Francisco, und mit ihren acht Zitzen zudem stark an die kapitolinische Wölfin erinnerte, die Mutter Roms.
    In den Monaten des Bangens und Schreckens und des höllischen juristischen Gezänks vor dem Prozess ließen die Gebrüder Mitchell aus Gründen, die ich nie so ganz verstand, zehntausend dieser Plaketten anfertigen. Ich selbst habe noch immer gut tausend davon, und weitere zweitausend liegen wohl im Gebüsch und auf dem ausgedehnten Flachdach von Nunzio Aliotos Haus am Ortseingang von Sausalito. Nunzio, ein enger Verwandter von Joe Alioto, dem ehemaligen Bürgermeister von San Francisco, war einer meiner direkten Nachbarn in Sausalito. Er wohnte unterhalb von mir, bei der nächsten Haltestelle der Straßenbahn. Von den steilen Felsenklippen, auf denen unsere Häuser standen, blickte man hinaus über die Bucht von San Francisco.
     
     
    Die Wohnung ist inzwischen aufgegeben, und daher können wir offen reden. Sie wird nie wieder zu vermieten sein. Die Gründe dafür sind kompliziert und werden wohl kaum je völlig geklärt werden – aber ich sage mir, dass ich während meiner Zeit dort den wahren Geist des Ortes gewürdigt habe, und ich denke, wenn die Deckenbalken aus Mammutbaumholz und die verschiebbaren Glaswände und die Bambushocker in meiner Tiki-Bar wahlberechtigt wären, würden sie mich zum Präsidenten wählen.
    Ich bin Lono (Lalia Nabulsi)
    Vielleicht auch nicht, doch ich bin da ziemlich sicher. Von Zeit zu Zeit trifft man auf ein Haus, das in einem gewissen Geist erbaut wurde und bei dem sogar die Mauern wissen, was es bedeutet, auf eben ihre Weise errichtet worden zu sein.
    Es hat Brände gegeben und vieles ist zu Bruch gegangen. Wir hatten zwischen den Eichen draußen vor der Tiki-Bar eigenhändig einen Wasserfall angelegt, die halbe Zeit wanderten wir nackt umher, tranken grünen Chartreuse und rauchten lebensgefährliche Krakatoa-Zigaretten. Ich hatte eine weltklasse Schießanlage
gebaut, die frei schwebend an einer eleganten sieben Meter

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