Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)
Kinderbuchversion der Wahrheit handelte.
Jetzt treibt man uns wie eine riesige Herde in die Neunziger,
die allem Anschein nach von einer echten Schweinegeneration bevölkert sein werden und dazu ein Jahrzehnt zu werden drohen, in dem Cops ohne Humor das Sagen haben, ein Jahrzehnt mit toten Heroen und heruntergefahrenen Erwartungen, das als Die Grauzone in die Geschichte eingehen wird. Am Ende dieser zehn Jahre wird sich niemand mehr auch nur irgendeiner Sache sicher sein, außer dass man den Regeln gehorchen muss, dass Sex die Menschen umbringt, dass Politiker lügen, der Regen das reine Gift ist und die Welt von Huren regiert wird. Grässliche Erkenntnisse, wenn man sie noch zu Lebzeiten machen muss – selbst für den, der reich ist.
Seit sie in Mode gekommen ist, hat diese Denkweise die Medien erobert und gleichermaßen auch die Wirtschaft und die Politik: »Ich werde dich hochgehen lassen, Sohn – nicht nur um deinetwillen, sondern weil du der Hundesohn bist, der letztes Jahr mich hat hochgehen lassen.«
Diese Verunglimpfung durch Nazielemente innerhalb der Medien hat mich nicht nur mit ingrimmiger Freude meine Arbeit fortsetzen lassen – hier draußen zunehmend allein, während sich die Dunkelheit über die Barrikaden senkt –, sondern mich zutiefst orgiastisch und geheimnisvoll reich gemacht sowie in die Lage versetzt, unablässig jene rachsüchtigen retrofaschistischen Mitglieder des Establishments zu bekriegen, die mich mein Leben lang gehetzt haben. Außerdem hat sie mich weise gemacht, scharfsinnig und verrückt in einem Maße, wie es nur diejenigen nachvollziehen können, die diese Ebene auch schon einmal erreicht haben.
WM: In manchen Büchereien wird Angst und Schrecken in Las Ve - gas bei den Reisebeschreibungen eingeordnet, andere klassifizieren es als Sachliteratur und wieder andere als Roman. Wie viel von dem Buch ist wahr? Wie würden Sie das Buch charakterisieren? Sie bezeichnen es als ein fehlgeschlagenes Experiment des Gonzo-Journalismus, und doch halten es viele Kritiker für ein Meisterwerk. Wie schätzen Sie es ein?
HST: Angst und Schrecken in Las Vegas ist ein Meisterwerk. Wahrer Gonzo-Journalismus allerdings, so wie ich ihn begreife, darf niemals überarbeitet werden.
Ich würde es mit Truman Capotes Worten als Tatsachenroman bezeichnen, weil sich fast alles darin tatsächlich so abgespielt hat. Ich habe einige wenige Dinge verzerrt dargestellt, aber insgesamt ein getreues Abbild geliefert. Es war ein unglaublicher Balanceakt, nicht nur ein literarisches Werk. Darum habe ich es auch Fear and Loathing genannt. Es war eine ziemlich echte Erfahrung, die zu einem Stück echter Literatur wurde. Das Buch ist so gut wie Der große Gatsby und besser als Fiesta .
WM: Seit Jahren hören Ihre Leser von The Rum Diary. Arbeiten Sie daran oder vielleicht an irgendeinem anderen Roman? Haben Sie überhaupt den Ehrgeiz, Romanliteratur zu schreiben? Ihr Gastspiel als Zeitungskolumnist war erfolgreich, aber haben Sie noch weitere Ambitionen im Journalismus?
HST: Es war schon immer meine Ambition, Romanliteratur zu schreiben, und das ist auch jetzt noch so. Im Bereich des Journalismus hatte ich eigentlich nie echte Ambitionen, aber die Ereignisse und das Schicksal und mein ureigener Sinn für Spaß haben mich immer wieder zu ihm zurückgebracht, um des Geldes willen, aus politischen Gründen und auch, weil ich ein Kämpfer bin. Bis jetzt habe ich keine Droge entdeckt, die einem auch nur annähernd ein solches High beschert, wie ich es erlebe, wenn ich an meinem Tisch sitze und schreibe, wenn ich versuche, eine Geschichte zu ersinnen, egal wie aberwitzig sie auch immer sein mag, oder wie ich mich fühle, wenn ich mich hinausbegebe in den Irrsinn der Realität und ein wenig Zeit auf dem Proud Highway verbringe.
März 1990
Brief an John Walsh
An John Walsh/ ESPN
21. Juni 2002
JOHN,
hier spielen sich grausame Dinge ab, aber ich denke ständig an dich & danke dir für deine feinfühlige Einschätzung von Jann & der widerlichen Welt, wie wir sie kennen.
Ich fürchte kein Unheil, denn der Herr ist mit mir. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unheil, denn der Herr ist bei mir …
Worauf du wetten kannst. Er ist unser Ass im Ärmel … Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht ist John Ashcroft größer als Gott. Wer weiß? Ashcroft ist der neue Weichensteller bei Bush Inc., aber er ist dumm wie Stroh. Missionarischer Atavismus auf Speed – und wieder ein geistig
Weitere Kostenlose Bücher