Königreich der süßen Versuchung
nicht mehr ohne dich sein.“
In diesem Augenblick standen die beiden Frauen abrupt auf, rafften ihre Sachen und verließen das Abteil. Erst jetzt wurde Jake bewusst, dass er nicht mit Andi allein gewesen war. Immer noch saß sie bewegungslos da, aber eine leichte Röte war ihr in die Wangen gestiegen.
Jake schöpfte Hoffnung. „Ich schäme mich für das, was ich dir angetan habe“, fuhr er leiser fort, „aber wahrscheinlich wollte ich dich schon damals nicht verlieren, wusste nur nicht genau, warum. Jetzt aber ist mir klar, dass ich dich liebe und mit dir zusammenleben will.“
Immer noch schwieg sie. War das ein gutes Zeichen? Schnell zog er ein Schächtelchen aus der Tasche und nahm einen Ring heraus. Es war der Ring, den sie sich damals bei dem Juwelier ausgesucht hatte. „Dies ist der Ring, der zu dir passt, und nicht der protzige mit dem großen Diamanten, den ich für dich gekauft habe, ohne auf dich zu hören.“
Sie war gerührt, das konnte er ihr ansehen. Wie konnte er ihr klarmachen, dass er nicht nur das Staatsoberhaupt Ruthenias war, sondern ein ganz normaler Mann aus Fleisch und Blut, der sie liebte und sich nach ihr sehnte? „Ich wünschte, ich wäre kein König“, fing er leise an, „sondern ein ganz normaler Mann, der mit dir und unseren Kindern glücklich und zufrieden lebt. Doch ich kann das Land nicht im Stich lassen. Die Menschen verlassen sich auf mich. Aber ich brauche dich, Liebste, nicht um das Land zu regieren, sondern weil ich ohne dich nicht sein kann.“
Sie blickte ihn an, und Tränen standen ihr in den Augen.
„Ich wusste nicht, dass meinem Leben etwas Wesentliches fehlt. Erst in deinen Armen habe ich das echte Glück gefunden. Bitte, verlass mich nicht.“
War es Wirklichkeit oder Traum? Andi wischte sich eine Träne ab, die ihr über die Wange rollte. Der Mann, den sie seit Jahren liebte, gestand ihr seine Gefühle. Und sie glaubte ihm. „Ich liebe dich, Jake“, flüsterte sie, „ich habe dich immer geliebt, schon von dem Tag an, als ich dich das erste Mal sah. Deshalb war ich auch so glücklich, als du mich auch zu lieben schienst, und habe nicht weiter darüber nachgedacht, wie es so plötzlich dazu gekommen sein könnte.“
Sie umfasste seine Hand, die immer noch den Ring hielt. Dass er ihr diesen Ring gekauft hatte, sagte mehr als tausend Worte. „Ich hätte nie gedacht, dass es mir so schwerfallen würde, aus Ruthenia wegzugehen“, gestand sie leise. „Und die Vorstellung, dich zu verlassen, ist einfach unerträglich.“
„Das brauchst du auch nicht, nie mehr. Ich reise mit dir nach New York. Ruthenia kommt auch mal ein paar Tage ohne mich zurecht.“ Er stand auf und setzte sich neben sie. „Wir besuchen deine Eltern, und ich werde bei ihnen um deine Hand anhalten.“ Seine Augen funkelten amüsiert. „Vielleicht habe ich bei ihnen ja mehr Glück.“
Unter Tränen lächelte sie. „Das ist nicht nötig, denn ich will dich heiraten. Aber trotzdem freue ich mich, mit dir meine Eltern zu besuchen. Sie werden begeistert sein, dich endlich kennenzulernen.“ Ungeduldig blickte sie aus dem Fenster. „Warum fährt dieser verdammte Zug nicht endlich ab?“
Jake lachte laut los. „Mal sehen, was sich da machen lässt. Aber erst mal das Wichtigste.“ Er legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich. Dann küsste er sie, und Andi schloss die Augen und erwiderte den Kuss voll Liebe und Leidenschaft. Jetzt erst begriff sie, dass der Albtraum endlich vorbei war, dass es der geliebte Mann war, der sie fest umarmte und sie nie mehr verlassen würde. Eine nie gekannte Freude erfüllte ihr Herz.
„Ich liebe dich, Jake.“ Endlich konnte sie aussprechen, was sie schon seit Jahren fühlte.
„Nicht so sehr wie ich dich.“
„Wollen wir wetten?“
„Gern.“ Er grinste. „Du willst ja nur recht behalten. Auch einer der Gründe, weshalb wir so gut zusammenpassen.“ Er zog sein Telefon aus der Tasche. „Aber nun wollen wir doch mal sehen, ob sich der Zug nicht in Bewegung setzen lässt.“
– ENDE –
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