Königreich der süßen Versuchung
sie wie ein Rauchschleier. „Eines Tages werde ich jemanden lieben.“ Ihr strahlendes Lächeln war beinahe ansteckend.
Aber nur beinahe. Jake nahm schnell einen kräftigen Schluck. Ging sie wirklich davon aus, dass sie neben der professionellen irgendwann auch eine andere Art von Beziehung haben würden? So verführerisch dieser Gedanke im Augenblick auch war, er wusste, dass er die Situation jetzt nicht ausnutzen durfte. Denn wenn sie wieder aus ihrem Rausch erwachte, wären sie beide in einer fatalen Lage. Und darauf wollte er es nicht ankommen lassen, dazu war sie ihm als Arbeitskraft zu wichtig.
Vielleicht sollte er sie daran mal wieder erinnern. „Wir arbeiten schon lange zusammen.“
Sie blieb stehen und sah ihn stirnrunzelnd an. „Arbeiten? Ich glaube nicht, dass ich arbeite.“
„Nein? Dann brauchst du nicht zu arbeiten?“
„Nein.“ Sie blickte an sich hinunter. „Warum wäre ich sonst so angezogen?“
Hatte sie vorübergehend vergessen, dass sie schon seit sechs Jahren für ihn arbeitete? „Ja, warum bist du so festlich angezogen?“
„Es ist hübsch, nicht?“ Sie drehte sich einmal um die eigene Achse. „Gefällt es dir?“
„Sehr sogar.“ Wieder musterte er sie langsam von oben bis unten. Der dünne Stoff verhüllte gerade so viel, dass seine Begierde geweckt wurde, die heiß in ihm aufstieg. Das wurde auch nicht besser, als sie ihn vorn am Hemd packte und in Richtung Couch zog.
Völlig entspannt ließ sie sich fallen und klopfte auf den Platz neben sich. „Komm, setz dich her.“
„Keine gute Idee, fürchte ich“, stieß er rau hervor.
„Warum denn nicht?“
„Es ist schon spät. Wir sollten ins Bett gehen.“ Schon bei dem Wort „Bett“ wurde ihm wieder ganz anders. Sie und er in seinem Bett, das gleich nebenan war … Doch dann meldete sich glücklicherweise sein Verstand, und er blieb stehen, wo er war, ohne auf ihr verlockendes Angebot einzugehen.
„Sei nicht albern.“ Wieder klopfte sie auf die Couch, hielt dann aber mitten in der Bewegung inne und sah Jake verwirrt an. „Komisch. Ich kann mich momentan gar nicht an deinen Namen erinnern.“
Jake wollte ihn nennen, doch dann hielt ihn irgendetwas davon ab. „Du weißt nicht, wie ich heiße?“
Sie runzelte die Stirn und schien zu überlegen. „Nein …“, sagte sie dann langsam, „ich scheine ihn nicht zu kennen.“
Panik überfiel ihn und schnürte ihm fast die Luft ab. „Wie … wie heißt du denn?“
Wieder überlegte sie, blickte zur Decke und sah ihn dann bestürzt an. „Ich weiß nicht so recht …“
Schnell zog er sein Handy aus der Tasche. „Dann sollten wir einen Arzt holen.“
„Einen Arzt? Warum denn? Es geht mir doch gut.“
„Ja?“ Er zögerte. „Hast du dir vielleicht den Kopf gestoßen?“
„Nicht dass ich wüsste.“
Hastig steckte er das Telefon wieder ein und legte ihr beide Hände an die Schläfen. Mit leuchtenden Augen blickte Andi ihn an und lächelte. Doch diesmal ließ er sich nicht ablenken. Vorsichtig schob er ihr die Finger ins Haar und fühlte den ganzen Kopf ab. „Da, da ist eine Beule!“
„Autsch!“
„Du hast da offensichtlich einen dicken Bluterguss. Das muss sich unbedingt ein Arzt ansehen. Vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung.“ Erneut holte er das Telefon aus der Tasche und wählte. „Entschuldigen Sie, dass ich so spät noch anrufe, Gustav. Aber Andi ist offenbar gestürzt und hat sich den Kopf gestoßen. Sie wirkt verwirrt, und ich glaube, dass Sie sich das unbedingt ansehen sollten.“
„Kein Problem. Ich bin in zehn Minuten da. Versuchen Sie, sie bis dahin wach zu halten.“
„Okay.“ Nachdem Jake dem Pförtner Bescheid gesagt hatte, setzte er sich auf das kleine Sofa, das der Couch gegenüberstand, und musterte Andi aufmerksam. Hatte sie wirklich das Gedächtnis verloren? Was erinnerte sie überhaupt noch? „Wie alt bist du?“ Eigentlich beschämend, dass er das nach ihrer sechsjährigen Zusammenarbeit nicht wusste.
„Auf alle Fälle über einundzwanzig.“ Sie lachte, wurde dann aber schnell wieder ernst. „Ehrlich gesagt weiß ich das nicht genau. Was glaubst du denn? Wie alt sehe ich aus?“
Trotz der bedenklichen Situation musste Jake lächeln. „Ich bin doch nicht verrückt und gebe einer Frau auf eine solche Frage eine Antwort. Wie lange lebst du denn schon hier?“
Fassungslos starrte sie ihn an, dann blickte sie verlegen zur Seite. „Warum stellst du mir solche dummen Fragen? Ich lebe hier doch schon lange. Mit dir
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