Königsallee
Tochter unseres zukünftigen Innenministers. Glaubst du, der Mann würde es uns übel nehmen, wenn wir alles daransetzen, um dich zum Geständnis zu bewegen?«
»Sie lügen. Sie ist nicht tot. Das kann nicht sein.«
»Sie ist nicht tot?«
»Als ich sie zuletzt sah, lebte sie noch.«
Für einen Moment herrschte Stille im Raum.
Wegmann zog einen Stuhl heran, setzte sich dem Gefesselten gegenüber und schaltete das Aufnahmegerät ein.
»Es ist zwanzig Uhr dreißig, Herr Ziebrath hat sich erholt und mit Kaffee gestärkt. Im Raum sind KOK Jan Reuter, KOK Bruno Wegmann und KHK Norbert Scholz. Der Beschuldigte wurde noch einmal über seine Rechte aufgeklärt und will mit seiner Aussage fortfahren. Ist das richtig?«
Der mutmaßliche Mörder hatte Panik im Blick.
Wenn er jetzt das Wort »Anwalt« ausspricht, ist alles aus, dachte Scholz.
»Ist das richtig, Herr Ziebrath?«, wiederholte Wegmann mit Nachdruck.
»Mhm.«
»Bitte wiederholen Sie, was Sie gerade bei ausgeschaltetem Band gesagt haben.«
»Als ich sie zuletzt sah, lebte sie noch.«
Reuter trat näher. Seine Kiefermuskeln arbeiteten.
Wegmann fragte: »Berichten Sie von Anfang an.«
»Da waren keine Drogen im Spiel und kein Gift, echt nicht!«
»Von Anfang an, bitte. Wie kam das Mädchen in Ihr Auto?«
»Ich hatte ein Messer dabei.«
»Wo war das?«
»Uni-Gelände.«
Scholz war verblüfft. Wegmann runzelte die Stirn.
Reuter fragte, einen Tick zu laut: »Und?«
»Weil in der Zeitung die Beschreibung des Serienvergewaltigers stand, der an der Bochumer Uni umgeht. Ich dachte, wenn ich es mache wie er, wird keiner nach mir suchen. Und am Samstagabend ist auf dem Uni-Gelände nichts los. Ich habe mir die Erste geschnappt, die vorbeikam. Wir hatten großen Spaß in meinem Wohnmobil. Sie stand auf meine Messerspielchen. Und meine Salami hat ihr mächtig imponiert.«
»Deine Salami«, wiederholte Scholz.
»Genau.« Ziebrath zeigte ein Grinsen und begann mit der freien Hand an seiner Hose zu rubbeln – der Sittenstrolch in seinem Element. Dabei beugte er sich zum Mikro hin, als sei er stolz auf sein Geständnis. »Die Kleine hatte so etwas noch nie gesehen. Die hat es genossen, und wie! Sie hätten mal ihre Schreie hören sollen, als sie kam. Die hat sich sogar bedankt, als ich sie gehen ließ. Ich schwör’s, meine Herren.«
Reuter stürzte sich auf den Mann und schlug ihm in den Magen. Der Stuhl kippte, Ziebrath krachte zu Boden und schrie auf. Reuter holte mit dem Fuß aus.
Scholz riss den Kollegen weg und hielt ihn fest. Zu Wegmann sagte er: »Dein Partner sollte mehr Zucker in den Kaffee tun, zur Beruhigung der Nerven. Der Typ redet nicht von Henrike. Anderer Ort, andere Frau.«
Der Exboxer hielt das Band an und löschte das Gepolter und Ziebraths Schreie.
Scholz griff zum Telefon, rief die Leitstelle an und fragte nach der Nummer der Bochumer Polizei. Er notierte die Ziffern am Rand eines Formulars, tippte sie ein und bekam die dortige Leitstelle an den Draht.
»Scholz, Kripo Düsseldorf. Hattet ihr gestern Abend oder im Lauf der Nacht eine Vergewaltigung auf dem Bochumer Unigelände?«
»Gegen halb neun. Warum?«
»Wir haben hier jemanden für euch.«
»Das Schwein ist aus Düsseldorf?«
»Aus Wülfrath, Kreis Mettmann. Und es ist nicht euer Serientäter, sondern ein Trittbrettfahrer. Hat soeben die Tat gestanden. Wir haben es auf Band. Ihr könnt euch den Kerl holen.«
»Super.«
»Wir trinken Bollinger. Eine Kiste zu Händen KHK Norbert Scholz, okay?« Er legte auf und zeigte den Kollegen den erhobenen Daumen.
Wegmann sagte: »Ich bring dann unseren Kunden ins Gewahrsam.« Er machte Ziebrath los und schubste ihn auf den Flur. Scholz schloss die Tür hinter den beiden.
Reuter wirkte noch immer, als habe er den Tunnelblick. Geballte Fäuste, Schweiß auf der Stirn.
Scholz legte ihm die Hand auf die Schulter: »Bochum, nicht Düsseldorf, hörst du? Ein anderes Mädchen, nicht unseres. Hey, Reuter, krieg dich ein.«
»Ich hab’s kapiert.«
Scholz schaufelte Zucker in Reuters Tasse und schob sie ihm hin. »Hast du dir schon die CDs angehört?«
Reuter sah ihn an.
»Die unterschlagenen Beweismittel, die du bei Koch gefunden hast.«
»Ich weiß, was du meinst.«
»Und?«
»Erst den Anfang.«
»Was hältst du davon, wenn wir uns den Rest gemeinsam reinziehen?«
Reuter nahm einen Schluck und spuckte den Kaffee wieder in die Tasse zurück.
Scholz fragte: »Oder wartet zu Hause jemand auf dich?«
Der Kollege schüttelte den
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