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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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russische Bodyguard war hinter ihm in Simones Büro getreten.
    »Sie haben sich für mich und das HCC den Sonntag um die Ohren geschlagen, Frau Beck. Deshalb bietet Ihnen Herr Karpow an, dass sein Leibwächter Sie nach Hause bringt.«
    »Danke«, antwortete Simone. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte.
    Der OB verschwand nach nebenan. Der Muskelmann zeigte seine Goldzähne. Simone erklärte ihm, dass sie sich noch rasch die Hände waschen wolle.
    Auf halbem Weg zur Toilette machte sie kehrt, schlich zurück und spähte durch den Türspalt. Jewgeni hatte sich über ihre Tasse gebeugt. Aus einem Fläschchen in seiner Hand tropfte Flüssigkeit in den Kaffee. Der Russe bewegte die Lippen, als zählte er leise mit.
    Simone stürmte in das Zimmer.
    Der Muskelprotz hatte sich ebenfalls Kaffee eingeschenkt und prostete ihr zu. »Ist noch warm«, sagte er. »Trinken Sie.«
    Simone holte aus und traf das Gesicht des Russen mit voller Wucht. Seine Tasse zerklirrte auf dem Boden, der Inhalt verspritzte – hässliche Flecken auf dem Teppichboden.
    Jewgeni hielt sich die Wange und staunte.
    Sie schrie: »Brutales Schwein! Du hast mich heute Nacht vergewaltigt! Ich zeige dich an!«
    Ich habe den Inhalt meiner Tasse als Beweis, dachte Simone. Sie griff zum Telefon. Die Notrufnummer.
    Bevor sie die dritte Ziffer gedrückt hatte, stand Kroll neben ihr und entriss ihr den Apparat. Karpow und Wladimir waren in die offene Tür zum holzgetäfelten OB-Zimmer getreten. Der Größere sprach Jewgeni auf Russisch an.
    Kroll strich sich über die Glatze. Rote Flecken auf den Wangen – als hätte Simone ihn geohrfeigt. Zu seinen Gästen sagte er: »Keine Sorge, ich bringe das in Ordnung. No worry, everything okay.«
    Die drei Russen nickten, bedachten Simone mit irritierten Blicken und verzogen sich.
    Der OB rückte das Telefon zurecht. »Wie können Sie mich so in Verlegenheit bringen, Frau Beck?«
    Simone war noch ganz außer Atem. War ihr Chef schwer von Begriff? Hatte sie sich missverständlich ausgedrückt?
    »Dieser Bodyguard hat mir gestern in der Disko eine Droge ins Getränk geschüttet, um mich zu vergewaltigen. Und jetzt hat er es wieder versucht. Ich habe gesehen, wie er etwas in meinen Kaffee …« Sie musste schlucken. Die Erinnerungsfetzen aus der Nacht ergaben ein Bild. »Wir müssen sofort die Polizei …«
    Kroll griff nach der Tasse und goss den Inhalt in den Ficus. »Reißen Sie sich um Gottes willen zusammen, Frau Beck!«
59.
    Im MK-Raum trafen sie nur Wiesinger an. Scholz stöpselte seinen Laptop an und ließ den präsidiumseigenen Drucker rattern. Marietta setzte ihr Namenskürzel unter das Protokoll, dann verabschiedete sie sich in den Feierabend.
    Scholz gab die Mitschrift der Vernehmung Frontzecks an den Aktenführer weiter und sagte: »Wir wissen jetzt, wo Marthau und Andermatt waren, bevor sie im Hafen beschossen wurden. Und warum Henrike dreißig Minuten brauchte, um den Toten zu uns zu bringen.«
    »Und wir haben den Mörder der Richtertochter«, erwiderte Wiesinger.
    »Was?«
    »Georg Ziebrath aus Wülfrath. Er wird gerade vernommen. In Thilos Zimmer im zweiten Stock.«
    »Das sagst du mir erst jetzt?«
    Becker kam herein. Er wirkte müde.
    »Was ist los?«, fragte Scholz den MK-Leiter.
    »Ziebrath ist ein hartnäckiger Bursche. Er gibt zu, dass er die Birne an seinem Bremslicht ausgewechselt hat. Aber das ist bislang alles, was von ihm zu erfahren ist.«
    »Bremslicht?«, fragte Scholz.
    »Ich weiß, der Jogger hat von Rücklicht gesprochen, aber das ist leicht zu verwechseln.«
    »Speichelprobe für den DNA-Test?«
    »Ist gemacht, aber es dauert bis morgen Abend, bis wir den Abgleich haben, und wer sagt uns, dass er positiv ausfällt? Was ist, wenn Ziebrath ein Kondom getragen hat oder nur den Fahrer für seine Mittäter machte?«
    »Wieso seid ihr euch so sicher, dass er dabei war?«
    »Ziebrath ist Halter eines Mercedes-Benz Sprinter James Cook, wie der Jogger ihn beschrieben hat. Und er ist einschlägig bekannt. Ziebrath hat in den Neunzigern Notzuchtdelikte an Minderjährigen auf Campingplätzen an der Ostsee begangen und saß dafür ein. Schließlich das Bremslicht. Und ein Nachbar hat den Kollegen der Kreispolizei Mettmann verraten, dass Ziebrath am Samstagabend nicht zu Hause war und heute den halben Tag an seinem Wohnmobil herumgefummelt hat. Die Kollegen von der Spurensicherung sagen, dass die Karre auf den ersten Blick blitzblank erscheint, innen wie außen.«
    Jetzt war auch Scholz

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