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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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überzeugt. »Wo steckt der Kerl?«
    »Wegmann und Reuter päppeln ihn gerade in meinem Büro mit Kaffee auf. An der zweiten Vernehmungsrunde will auch unsere Kommissariatsleiterin teilnehmen. Wahrscheinlich kommt auch noch Staatsanwalt Balthus dazu. Ich glaube, das machen wir dann besser hier oben.«
    »Wenn dieser Ziebrath vorbestraft ist, weiß er, wie der Hase läuft. Balthus wird nicht mehr aus ihm herausbekommen als du. Und sein Anwalt wird zu verhindern wissen, dass sich der Kerl selbst belastet.«
    »Bisher hat er noch nach keinem Anwalt verlangt. Aber trotzdem müssen wir sensibel vorgehen. Wenn der Typ sich beklagt, er sei müde, muss er seine Pause bekommen, sonst nimmt uns ein guter Verteidiger im Prozess jedes Geständnis auseinander.«
    Scholz nickte und ging hinaus.
    Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, beschleunigte er seinen Schritt. Hinunter zur zweiten Etage. Die OK-Dienststellen lagen nach hinten raus, die Büros des KK 11 in entgegengesetzter Richtung. Scholz wollte den Kerl sehen. Vielleicht konnte er die Vernehmungspause nutzen, um auf seine Art etwas herauszubekommen. Sensibel vorgehen – der Sittenstrolch tat das mit seinen Opfern auch nicht.
    Scholz fand das Zimmer und riss die Tür auf. Kühle Luft schlug ihm entgegen. Wegmann stand am offenen Fenster und blies Zigarettenrauch nach draußen. Auf dem Tisch ein altes Aufnahmegerät, das mit Kassetten arbeitete.
    Davor saß der Festgenommene, ein etwa vierzig Jahre alter Mann mit spitzer Nase und zurückweichendem Kinn – Scholz musste sofort an eine Ratte denken. Ziebraths dunkles, schütteres Haar war straff nach hinten gekämmt, mit Gel fixiert und in Kragenhöhe abgeschnitten. Seine rechte Hand hing herab und war an das Stuhlbein gefesselt, weshalb er etwas schief saß.
    Du warst es, dachte Scholz. Verrat uns deine Mittäter, du Ratte. Er fragte Wegmann: »Warum die Handschellen? Sie machen es schwerer, den Kerl aus dem Fenster zu werfen.«
    »Wer sind Sie?«, fragte Ziebrath, nur wenig eingeschüchtert.
    Wegmann antwortete mit schiefem Lächeln: »Unser Verhörspezialist für harte Fälle.«
    Reuter kam herein und stellte ein Tablett auf den Tisch. Vier Tassen und eine Kanne mit Kaffee sowie Zucker und Milch. Wegmann schnipste die Kippe nach draußen und schloss das Fenster. Reuter schenkte ein.
    Scholz bemerkte, wie angespannt der Streber war, als er eine Tasse vor dem Gefesselten abstellte. Jeder im Raum hielt Ziebrath für Henrikes Mörder.
    Keiner setzte sich.
    Scholz sagte: »Ich hoffe, du hast die Tasse unseres Kunden mit Pisse ausgewaschen.« Er schüttete reichlich Zucker in die dunkle Brühe. Nervennahrung. Scholz wandte sich an den Festgenommenen: »Wie lange hält das tolle Gefühl eigentlich an, das ein Triebtäter empfindet?«
    »Meinen Sie mich?«, fragte Ziebrath.
    »Wen sonst, du Ratte?«
    »Nennen Sie mich nicht so.«
    »Geht dir einer ab, wenn du dich an deine Taten erinnerst? Wie war es mit Henrike Andermatt? Ist sie gestorben, während du sie gefickt hast? Oder hast du erst gewartet, bis sie tot war? Antworte mir, du Ratte!«
    »Sie sollen mich nicht beleidigen.« Ziebraths Blick suchte bei den Kollegen Zuspruch – vergeblich.
    »Wie soll ich dich sonst nennen? Wiesel, Mausgesicht? Kein anderer Junge wollte mit dir spielen und die Mädchen haben stets einen Bogen um dich gemacht. War es so? Hat dich das dazu gebracht, dir mit Gewalt zu nehmen, was du anders nicht kriegen kannst?«
    »Herr Ziebrath ist verheiratet«, warf Wegmann ein und verschränkte die Arme wie ein Zuschauer, der neutral bleiben wollte.
    »Ach, so einer bist du also«, höhnte Scholz. »Normaler Sex mit der Gattin genügt dir auf Dauer nicht. Du brauchst das Winseln deiner Opfer. Also hast du nicht gewartet, bis Henrike tot war. Du wirst dich doch nicht auf einen Unfall herausreden? Uns vorschwindeln, du hättest ihr nur aus Versehen zu viel von der Droge verabreicht?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Lasst mich mit der Ratte mal für ein paar Minuten allein, Kollegen.«
    »Bitte nicht!«, rief Ziebrath.
    Scholz goss ihm ein paar Spritzer heißen Kaffee über die gefesselte Hand.
    Der Verdächtige schrie auf, als sei seine Flosse in flüssiges Blei getaucht worden.
    »Die Ratte hat mich angerempelt«, sagte Scholz.
    »Hör auf damit«, murmelte Wegmann.
    Der Halter des Wohnmobils kreischte: »Das dürfen Sie nicht!«
    Reuter atmete schwer und ballte die Fäuste.
    Scholz sagte zu Ziebrath: »Dein jüngstes Opfer ist die

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