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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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darauf?«
    »War sie schon tot, als Sie es mit ihr trieben, oder starb sie erst hinterher?«
    Frontzeck krallte sich am Vordersitz fest und schrie fast: »Bitte?«
    »Wir wissen, dass Sie dazu neigen, Frauen Gewalt anzutun.«
    »Sie meinen die alte Geschichte mit der Politesse? Das war völlig aufgebauscht und wurde eingestellt. Wann löschen Sie diese Sache endlich aus Ihren Dateien? Sehe ich aus wie ein Verbrecher, der Frauen schlägt?«
    »Wo waren Sie gestern Abend um acht?«
    »Im Kaffeehaus am Gräfrather Markt. Mit meiner Freundin und weiteren Bekannten.«
    »Dann haben Sie sicher nichts dagegen, eine Speichelprobe abzugeben.«
    Marietta ließ den Werbeheini die Zunge herausstrecken, fuhr mit einem Wattestäbchen darüber und verschloss es luftdicht in einem Plastikröhrchen, das sie beschriftete.
    »Wird in der Werbebranche noch so viel gekokst?«, fragte Scholz.
    Frontzeck starrte ihn an, immer noch verunsichert. Dann fragte er: »Kann ich jetzt gehen?«
    Er wollte aussteigen, doch da, wo er saß, ließ sich die Tür nicht von innen öffnen.
    Scholz schüttelte den Kopf. »Erst müssen wir wissen, wer am Freitagabend außer Ihnen noch die Party besucht hat.«
    »Ich kenne die Leute nicht. Und ich wette, keiner hat seinen wirklichen Namen genannt.«
    »Dann geben Sie uns die Decknamen und Personenbeschreibungen. Machen Sie schon, Herr Frontzeck. Wo wollen Sie reden, hier oder im Präsidium?«
    Marietta kurbelte das Fenster einen Spalt herunter, um frische Luft hereinzulassen. Hinter ihnen stritten sich zwei Porschefahrer um eine frei gewordene Lücke.
    Frontzeck beschrieb vor allem das blonde, sommersprossige Mädchen mit den violett gefärbten Strähnen, das Scholz und Marietta noch in der Nacht angetroffen hatten. Die übrigen Teilnehmer schienen ihn weit weniger interessiert zu haben.
58.
    Schritte schallten draußen auf dem Flur, Stimmen auf Deutsch und Russisch.
    Simone blickte auf die Uhr. Eigentlich Zeit für Tagesschau und Tatort, dachte sie. Stattdessen saß sie an ihrem Arbeitsplatz im Vorzimmer des Oberbürgermeisters und brütete noch immer über dem Text, mit dem Kroll den Medien seine neuen Pläne verkaufen wollte.
    Immerhin lenkte sie die Arbeit von den seltsamen Erinnerungen an die letzte Nacht ab, zumindest zeitweise.
    Magnus Pröll hatte sich tatsächlich als Niete entpuppt. Bereits vor einer Stunde hatte sie den Leiter des Amts für Kommunikation nach Hause geschickt, um allein weiterzutexten. Aber auch ihre Entwürfe zerriss Kroll, einen nach dem anderen. Er forderte mehr Pomp und Glamour. Die Medienfuzzis sollen niederknien.
    Während Simone sich neue Formulierungen überlegte, führte der OB seine russischen Gäste durch das Rathaus. Wie ein Makler, der Käufern ihr neues Heim präsentiert, so empfand es Simone. Vitali Karpow war in Begleitung des Großen, den der Bodyguard Wladimir genannt hatte und der Simone wie der tatsächliche Anführer des Clans vorkam.
    Wenn Karpow nur vorgeschoben wird, stimmt doch etwas nicht, dachte sie.
    Simone recherchierte im Internet und fand Reden, die andere Stadtoberhäupter gehalten hatten. In Berlin zur Einweihung des Potsdamer Platzes. In Hamburg über die Pläne zur Hafencity an der Elbe. In London zu den Docklands. Ungleich größere Bauvorhaben als das HCC, aber Kroll konnte es ja nicht gigantisch genug sein: feuilletonistisches Geschwurbel über Hochhäuser der Superlative in Dubai, Schanghai und Petersburg.
    Simone goss sich frischen Kaffee ein und tippte: Die Intertextualität architektonischer Formensprache verweist auf die vitale Korrespondenz zwischen urbaner Situation und ökonomischer Dynamik, für die ich bekanntermaßen stehe und die unsere zukunftsgerichtete Partnerschaft kongenial zur innovativen und nachhaltigen Top-Performance entwickeln wird.
    Sie verstand selbst nur die Hälfte von dem, was sie aus verschiedenen Quellen kombinierte. Aber sie fand Gefallen am Fabulieren und kam in Fahrt. Sie reihte Sätze aneinander, die immer das gleiche Thema variierten: Die Stadt blüht und gedeiht nur deshalb, weil Dagobert Kroll höchstpersönlich die Sonne scheinen lässt.
    Bis gestern hatte sie das sogar halbwegs geglaubt.
    Als der Oberbürgermeister das nächste Mal nach dem Rechten sah, runzelte er die Stirn und kniff die Augen zusammen – vermutlich verstand er nur Bahnhof.
    »Vielleicht habe ich jetzt um einen Tick übertrieben«, sagte Simone.
    »Nein, endlich!«, rief er aus. »Sie haben genau getroffen, was ich sagen wollte.«
    Der

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