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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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reinzuwaschen.«
    Krolls Handy spielte Klingeltöne. Der OB blickte auf das Display, nahm das Gespräch an und verließ ohne Erklärung das Zimmer.
    Der Gastgeber schenkte Simone Kaffee nach. »Hamburg«, sagte er leise. »Heute Nacht ist es mir eingefallen.«
    Ihr wurde schlecht.
    Er bot ihr Kekse an. Simone lehnte ab.
    Lohmar lachte. »Und diese Gräfin betonte immer, dass ihre Agentur ausschließlich Damen für gepflegte Konversation vermitteln würde.«
    »Sie verwechseln mich.«
    »Beim nächsten Mal sagte man mir, Sie hätten die Agentur verlassen. Das fand ich wirklich schade.«
    Simone musterte ihn. Die weißen Locken wellten sich über den Ohren. Kein Kilo Übergewicht unter seinem Polohemd. Ein freundlicher Blick, als sei der Kerl ohne Hintergedanken. Doch das gibt es nicht, dachte Simone.
    Lohmar sagte: »Die Gräfin wollte mir stattdessen eine Germanistikstudentin schicken, an Theater und Oper interessiert und so weiter.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    In Wahrheit erinnerte sie sich genau: Ulrich Lohmar, einer dieser Kerle, die sich auf Dienstreisen langweilten und deren Begleiterinnen nicht wie Schlampen aussehen durften. Sie hatte während ihrer Hamburger Zeit gut von solchen Männern gelebt. Ihre Strategie hatte darin bestanden, nach der ersten Nacht jegliche Geschenke abzulehnen – die alten Knacker waren beim zweiten Mal erst recht Feuer und Flamme und umso spendabler.
    Die Gräfin hatte sie an die Luft gesetzt, als sie spitzbekommen hatte, dass Simone nicht nur gepflegte Konversation betrieb. Daraufhin hatte sie in Hamburg ihre Zelte abgebrochen.
    Jetzt war Simone Beck eine Person des öffentlichen Lebens. Sie konnte keine peinlichen Enthüllungen gebrauchen.
    Kroll kam zurück und steckte das Handy in die Sakkotasche. »Miehe«, brummte er.
    »Was jetzt?«, fragte Lohmar.
    »Ich muss zum Burgplatz, das Japan-Fest eröffnen. Du sagst Karpow, dass er 49 Prozent der Fortuna bekommt und meinetwegen den Sportdirektor auswechseln darf. Ich bleibe Vorsitzender des Aufsichtsrats, den Rest besprechen wir morgen.«
    »Und das Hafen-Congress-Centrum?«
    »Das lass meine Sorge sein, Ulrich. Hierfür brauchen wir einen seriösen, renommierten Baukonzern, der mit solchen Projekten Erfahrung hat und Erfolge vorweisen kann. Mein Vetter Gisbert wird sich in der Branche umhören.«
    Mit einem Seitenblick auf Simone meinte Lohmar: »Ich weiß nicht, ob man dir das so offen sagt, aber Gekko-Beach kostet dich Ansehen, wenn du nicht bis Montag einen Investor vorzeigen kannst.«
    »Ich präsentiere deinen Russen als Fortuna-Retter. Die Medien werden mir die Füße küssen. Alles Weitere stehe ich durch.«
    »Ein klares Wort, Dagobert.« Lohmar ging voraus und hielt die Tür auf.
    Kroll klopfte dem Unternehmensberater auf die Schulter. »Nichts für ungut, Alter.«
    Simone fand, dass ihr Chef genau die richtige Linie einschlug. Das Großprojekt am Medienhafen durfte man nicht zweifelhaften Leuten überlassen. Simone bereute es, einen törichten Vorschlag gemacht zu haben. Sie kam sich dumm vor und ahnungslos.
    Lohmar gab ihr die Hand und sagte leise: »Bis bald, Simone.«
12.
    Der Nachmittag schritt voran. Reuter hatte bis jetzt durchgearbeitet. Koch rauchte am offenen Fenster. Sie waren sich einig in der Einschätzung des jungen Geschäftsmanns Denis Grusew. Seit bald drei Jahren in der Stadt und bislang nicht aufgefallen. Womöglich kein gewöhnlicher Steuerbetrüger, sondern mit allen Wassern gewaschen.
    Der zuständige Staatsanwalt war wieder einmal Westhoff. Um beim Ermittlungsrichter eine Telefonüberwachung zu beantragen, verlangte er stichfeste Hinweise auf Straftaten. Reuter hatte es befürchtet.
    Er zog das Telefon heran, tippte die Nummer des Auswärtigen Amts in Berlin und ließ sich die Stelle geben, die sämtliche Visa registrierte. Die Warteschleife spielte Tina Turners Golden Eye – das Außenministerium und James Bond, zum Schießen.
    Schließlich hatte Reuter den zuständigen Beamten an der Strippe. Er diktierte ihm den Namen des Russen und seiner Handelsfirma. Der Sesselfurzer am anderen Ende der Leitung sprach Berliner Dialekt und bezweifelte, dass er heute noch nachsehen könne.
    Reuter gab ihm seine Faxnummer und bemühte sich, höflich zu bleiben. Dann gab er seinem Hungergefühl nach, ging hinunter zur Kantine und holte sich ein belegtes Brötchen.
    Als er zurückkam, ratterte bereits das letzte Blatt der Berliner Antwort aus dem Faxgerät. Insgesamt drei Seiten, die Reuter sofort

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