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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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hindurch, die sich quer über die Straße zogen. Vorbei an abgestellten Lkw, baufälligen Fabrikgebäuden, Gerüsten und Kränen.
    Sie war zum ersten Mal in dieser Gegend. »Wie weit noch?«
    »Fahr langsamer.«
    »Robby, in ein paar Minuten beginnt die Party.«
    »Nervös, Henni?«
    »Du sollst mich nicht Henni nennen. Ich will dich nur darauf hinweisen, dass sich das Hotel am anderen Ende der Stadt befindet.«
    »Ey, was soll’s? Dann kommen wir eben etwas später. Es geht hier um eine Menge Kohle, zumindest für einen Assistenten der Geschäftsleitung in Düsseldorfs angesagtestem Tanzschuppen, verstehst du? Zick also nicht so ’rum.«
    Sie rollten auf eine Brücke und überquerten ein Hafenbecken. An der nächsten Kreuzung beugte sich Robby vor und versuchte, Straßenschilder zu entziffern. Seine Finger spielten mit einem Snickers-Riegel, der noch verpackt war.
    »Du weißt gar nicht, wo es langgeht, oder?« Aufgeregt war sie nicht. Sie fand es nur langweilig. Und Robbys Geheimniskrämerei war ätzend.
    Dabei hatte der Tag ganz nett begonnen. Dem Redakteur hatten die O-Töne aus der Kunstsammlung gefallen. Danach hatte ihr knackiger Diskomanager sie abgeholt und sie waren nach Amsterdam gefahren, wo er sich mit Liquid E eingedeckt hatte. Wegen des günstigen Preises war Robby ganz aus dem Häuschen gewesen.
    Der Ausflug hatte ihr gefallen: malerische Grachten, nette Läden, indonesisches Essen, Cafés mit Teppichen auf den Tischen.
    Während der Rückfahrt hatte sie Robbys Nervosität gespürt. Doch wie immer hatte es keine Kontrollen gegeben. Auf einem Rastplatz hinter der Grenze hatten sie angehalten und etwas genascht. Flüssiges Ecstasy: Du hebst ab und hast doppelten Spaß.
    Sie hatten in der Dämmerung eine Nummer geschoben, ein prickelndes Gefühl. Ein Lkw war auffällig langsam vorbeigerollt. Garantiert hatte der Fahrer gespannt – solche Dinge gaben Lena den Kick.
    Danach hatte Robby sie zum Shop geschickt, um etwas zum Trinken zu kaufen. Durch die Schaufensterscheibe hatte sie verfolgt, dass er währenddessen telefonierte. Deals einfädelte. Vermutlich war nur ein Bruchteil des Einkaufs für die Party bestimmt. Wahrscheinlich wollte er jetzt im entlegensten Eck des Düsseldorfer Rheinhafens seinen Abnehmer treffen. Es geht um eine Menge Kohle.
    Sie steuerte auf einen hell erleuchteten Wendeplatz zu.
    »Und jetzt?«, fragte Lena.
    »Rechts rein, glaub ich.«
    »Glaubst du.«
    Tatsächlich führte dort eine schmale, geteerte Piste ins Dunkle. Lena kurbelte am Lenkrad. Zur Linken ein Zaun, dahinter Gestrüpp und schwach schimmernd der Rhein. Sie hatten das Ende der Landzunge erreicht. Rechts eine Blechbaracke mit geschlossenen Rolltoren. Vor ihnen fiel das Scheinwerferlicht auf Jachten, aufgebockt und halb verdeckt von Planen.
    »Eine Sackgasse«, sagte Lena. »Hier ist niemand.«
    »Halt an.«
    »Wenn hier einer nervös ist, dann bist du das, Robby.«
    »Schnauze.«
    Nieselregen benetzte die Scheibe. Lena schaltete den Scheibenwischer auf Intervall.
    Aus dem Schatten am Ende der Baracke trat eine Gestalt.
    Robby ließ das Fenster heruntergleiten. Lena legte schon mal den Rückwärtsgang ein. Der Motor blubberte wie ein Schiff.
    Die Gestalt trat ans Fenster. Lena erkannte nichts als eine Sturmhaube mit Sehschlitzen.
    »Ey, Alter, ist dir kalt?«, fragte Robby. »Was soll die Maskerade?«
    Der Knall ließ Lenas Ohren dröhnen, etwas spritzte in ihr Gesicht und befleckte die Scheibe. Ihr Herz klopfte bis in den Hals – der Dodge machte einen Satz, weil sie vor Schreck mit dem Fuß von der Kupplung rutschte.
    Lena fingerte am Zündschlüssel, der Motor sprang wieder an und der große Pick-up raste rückwärts.
    Ein zweiter Schuss. Glas splitterte.
    Kein Schmerz, konstatierte Lena – der Typ hatte sie verfehlt.
    Noch ein Knall. Lena trat das Gaspedal durch. Zwei Löcher in der Frontscheibe. Der Schütze stand in der Straßenmitte und zielte schon wieder. Robbys Dodge schlingerte.
    Etwas war in ihr Auge geraten. Womöglich war sie doch verletzt. Das Auto streifte Gebüsch. Lena korrigierte die Richtung. Die wuchtige Karre brach zur anderen Seite aus. Der Außenspiegel knickte weg. Mit hässlichem Knirschen schrammte die Wagenseite an der Hallenfassade entlang. Heftig schluchzend versuchte Lena, den Pick-up auf Kurs zu halten.
    »Robby, wer ist das?«, schrie sie ihren Beifahrer an. Sie fühlte sich im Stich gelassen.
    Ein weiterer Schuss krachte und verfehlte das Auto. Die Rückwand der Ladefläche schob

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