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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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unseren Hugo.«
    Engel betrat den Raum, der lang gewachsene Obermufti, der es in rekordverdächtiger Zeit zum Leitenden Kriminaldirektor und Kripochef gebracht hatte. Wie immer im feinen Zwirn, Dreiteiler und Krawatte, womit er sich von den übrigen Beamten abhob, die Praktisches bevorzugten. Es hieß, Engel könne gut mit Richter Gnadenlos, der als künftiger Innenminister im Gespräch war – beste Voraussetzung für eine Fortsetzung der Glanzkarriere des Langen.
    Immer mehr Kollegen trudelten ein, MK-Leiter Becker ließ Listen herumgehen. Jeder sollte sich mit Handynummer eintragen. Weitere Stapel folgten: Porträtfotos des Ermordeten zum Herumzeigen bei Befragungen, Kurzfassungen der ersten Erkenntnisse. Scholz registrierte eine angespannte Stimmung unter den Kollegen.
    Engel erhob sich. »Morgen, Kollegen. Keine Angst, Sie werden nicht die Einzigen bleiben, die sich das Wochenende mit der Klärung dieser kaltblütigen und brutalen Mordtat um die Ohren schlagen, denn ich werde der MK Feuerwerk umgehend weitere Kollegen aus den Kripo-Dienststellen zuteilen. Ich will hier keine große Rede schwingen, nur Folgendes: Zwei Dinge werden wir auf keinen Fall schon jetzt an die Öffentlichkeit geben. Zum einen die Tatsache, dass das Opfer von uns als Vertrauensperson geführt wurde. Es gibt parallele Ermittlungen der OK-Gruppe und die dürfen nicht beeinträchtigt werden. Zum anderen die Identität der Zeugin, die den Toten bei uns quasi abgeliefert hat. Solange Henrike Andermatt nicht als Tatverdächtige gilt, sehe ich keinen Grund, das Augenmerk der Medien auf sie und ihre Familie zu lenken. Ist das angekommen?«
    Allgemeines Nicken in der Runde. Sie und ihre Familie – hundert zu eins, dass Daddy Andermatt bereits Druck ausübt, dachte Scholz. Ob der Richter wusste, was sein Töchterchen nebenbei so alles trieb?
    »KHK Thilo Becker leitet die Ermittlung in enger Abstimmung mit Ela Bach und mir. Ich wünsche uns allen einen raschen Erfolg.«
    Becker ergriff das Wort und referierte den Stand der Ermittlungen. Mittendrin platzte Jan Reuter in den Saal. Mit hochrotem Kopf suchte er sich einen Platz. Die Verspätung war ihm sichtlich peinlich – Scholz hatte den Eindruck, als wolle der Streber mit dem schicken Sakko seinem Mentor Engel nacheifern.
    Als Scholz kurz darauf fast einnickte, rief ihn der MK-Leiter auf, seine Erkenntnisse zu skizzieren.
    Damit hatte Scholz nicht gerechnet. Er erhob sich, stopfte einen widerspenstigen Hemdzipfel in den Hosenbund und fasste sich kurz – den Rest konnten die Kollegen auch nachlesen.
    Punkt eins, die Party: Hinweis auf Sascha, den Mitveranstalter neben Robert Marthau.
    Punkt zwei, Fingerspuren an den Gläsern: zur Stunde noch keine Ergebnisse.
    Punkt drei, mögliche Drogen in den Getränkeresten: dito.
    Punkt vier, die Wohnung des Mordopfers: besagter Sascha als mutmaßlicher Einbrecher.
    Punkt fünf, die Spuren am Tatort: Sie bestätigten Henrikes Aussage.
    Ela Bach nickte anerkennend. Streber Reuter schrieb eifrig mit.
    Als Nächstes war Fritz Mangold dran, der Leiter des Erkennungsdienstes. Der Mann war mager geworden, fand Scholz. Es gab Gerüchte von einer tückischen Krankheit, die Mangold gerade erst überstanden hatte.
    Der oberste Kriminaltechniker klatschte weitere Fotos, Ausdrucke und Formulare auf den Tisch. »Der Tatort hat es uns nicht leicht gemacht. Insgesamt haben wir vier Geschosshülsen und ein Projektil gefunden, verteilt über die gesamte Bremer Straße und den Wendeplatz davor. Leider keine Fingerprints auf den Hülsen, nur Spuren von Schlagbolzen und Auszieherkralle, die uns ohne die Tatwaffe nicht viel sagen. Lackspuren an einem Müllcontainer zeigen, dass der rote Dodge den Container gerammt hat. Unvorstellbar, dass die Zeugin Andermatt all diese Spuren selbst gelegt hat, um eine eigene Täterschaft zu verschleiern. Einzelheiten könnt ihr nachlesen.«
    Mangold hustete und klopfte auf den Stapel, den er vor sich aufgebaut hatte. »Und schließlich haben wir Asche von etwa drei Zigaretten entdeckt.«
    »Zigarettenasche vom Täter?«, fragte Becker.
    »Höchstwahrscheinlich. Allerdings hat er keine Kippen zurückgelassen. Das heißt, wir haben keine DNA.«
    »Cleveres Kerlchen«, bemerkte Wiesinger.
    Scholz nahm sich jeweils ein Blatt von den Stapeln, die herumgereicht wurden. Dann verabschiedete er sich still und leise. Seine Kopfschmerzen sagten ihm, dass er Schlaf brauchte.
    Im Foyer des Präsidiums schob er sich durch einen Pulk von Zeitungsschreibern

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