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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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das auf der Königsallee stattfinden würde.
    Noch bevor der grimmige Russe übersetzen konnte, tuschelten die Nataschas aufgeregt: »Robbie Williams!«
    »Die Damen wollen ihn treffen«, erklärte der Bodyguard. Prada stand auf dem Brillenbügel – auch er also ein Markenjunkie.
    »Vielleicht ist das sogar möglich«, antwortete Simone. »Er wohnt im gleichen Hotel wie Sie. Das Fernsehen hat ihm die Präsidentensuite reserviert.«
    Simone war seit Wochen eingeweiht. Im Auftrag ihres Chefs hatte sie sich um einen Auftritt des Popstars im Rathaus bemüht: Autogramm ins Goldene Buch, Shakehands mit dem Oberbürgermeister, Fototermin für die Presse. Das Management des Sängers hatte abgelehnt und Zeitmangel vorgeschoben – am liebsten hätte Kroll deshalb dem ZDF die Halle verweigert.
    Der Leibwächter übersetzte und plötzlich schlug die Stimmung um. Die fünf Nataschas änderten den Kurs, überquerten die Straße und den Kö-Graben und stöckelten wutentbrannt auf das Hotel zu, das auf der Westseite der Prachtallee stand.
    Simone fragte sich, was sie falsch gemacht hatte. »Wir wollten noch zu Louis Vuitton!«, gab sie zu bedenken.
    »Die Damen sauer, weil sie dachten, sie hätten beste Zimmer in Interconti. Jetzt gibt es da noch Präsidentensuite. Herr Williams muss tauschen.«
    Die Russinnen stürmten das Foyer und bauten sich schimpfend vor der Rezeption auf.
    In diesem Moment erblickte Simone ihren Chef. Gemeinsam mit einer Gruppe von Herren in gedeckten Anzügen trat er aus dem Trakt, in dem die Konferenzräume lagen. Im Gefolge des Oberbürgermeisters erkannte Simone den Beigeordneten Miehe, Unternehmensberater Lohmar sowie Valerius, den Vetter und Baumagnaten.
    Kroll grüßte mit gut gelauntem Zwinkern. »Wie war’s, Frau Beck?«
    »Es gibt Ärger wegen Robbie Williams.«
    »Schon wieder?«
    Der OB ging hin, um sich einzumischen, doch ein groß gewachsener Mittdreißiger hatte das Damenkränzchen bereits zum Schweigen gebracht und verhandelte mit dem Portier.
    Der Leibwächter stand neben Simone und beobachtete das Treiben ausdruckslos. Sein Körperbau imponierte ihr, aber das war auch schon alles. Er bemerkte ihren Blick und ließ seine Goldzähne blitzen.
    »Vielleicht wird morgen schon die Suite frei«, sagte Simone.
    »Nicht nötig. Chef sagt, wir sowieso reisen ab.«
    »Sie verlassen die Stadt?«
    »Nein, Gegenteil. Wir nehmen Haus, ist besser als Hotel. Geschäfte gut, Oberbürgermeister gut. Alles teuer, sehr gut. Wir lassen nieder in Düsseldorf.«
    Kroll kann zufrieden sein, dachte Simone. Die Show am kommenden Montag war offenbar gerettet. Und ein großer Happen vom Kuchen würde an den Cousin gehen.
    Sie fragte: »Der Herr, der gerade mit dem Portier redet, ist das Karpow, der Ölmilliardär?«
    »Nein, das ist Wladimir.«
    Simone entging nicht, mit welch großem Respekt der Leibwächter das sagte.
    Inzwischen war auch der Hotelmanager herbeigeeilt. Der große Mittdreißiger, der nicht Karpow war, warf ihm eine Kreditkarte hin, natürlich ebenfalls Platin. Die Bauchspeck-Natascha stellte sich auf die Spitzen ihrer Pumps, drückte dem Großen ihre wulstigen Lippen auf die Wange und zeigte ihm den Leoparden an ihrem Handgelenk.
    »Und wer ist Herr Karpow?«
    »Da drüben.«
    Simones Blick folgte dem ausgestreckten Finger: Ein Kerl mit Stirnglatze und zu weitem Anzug, der mit einem Taschenmesser an seinen Fingern schnitzte. Die Rotarmistin redete auf ihn ein, der Mops pinkelte gegen seinen Sessel. Karpow duckte sich unter den Worten seiner Frau und begutachtete seine Fingernägel.
    Dieser Kerl soll der Chef des Clans sein?
    Der Bodyguard riss Simone aus ihren Gedanken. »Ich heiße Jewgeni.«
    Wieder funkelten Goldkronen. Die Kette mit dem Kreuz spannte um den Nacken. Der Muskelmann reichte ihr die verbundene Hand.
    Simone zuckte zurück. »Haben Sie sich verletzt, Jewgeni?« »Ach, nur ein bisschen stark beansprucht. Nicht der Rede wert.«
35.
    Edgar war weggedämmert. Die Schwester wechselte den Transfusionsbeutel.
    Reuter deutete auf den Schlauch, der in Edgars Brust steckte. »Was ist das?«
    »Arzt kommt gleich.«
    Im Hinausgehen streifte die kleine Asiatin Handschuhe und Mundschutz ab und ließ beides in einen Mülleimer plumpsen, als sei sie ihrer Arbeit überdrüssig.
    Nach einer halben Ewigkeit kreuzte der Arzt auf, ein jungenhafter Typ in Reuters Alter, womöglich noch in der Ausbildung. Er winkte Reuter auf den Flur. »Sind Sie der Bruder von Bett vier?«
    »Von Edgar Reuter.«
    »Er ist

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