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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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auf – vielleicht mussten sie das Vermögen zur Schau stellen, das ihre Gatten in Brustimplantate investiert hatten.
    Die Älteste überließ das Probieren und Kaufen den anderen. Sie sah drein wie die Rotarmistin im James-Bond-Film und fütterte ihren Mops mit süßen Keksen, die sie sich von den Verkäuferinnen bringen ließ.
    Die Nataschas – ihre wirklichen Namen konnte sich Simone nicht merken. Anführerin war eine Moppelige um die dreißig mit übermäßig aufgespritzten Lippen. Sie trampelte aus der Umkleide, in einem Hüftrock aus Satin, der über und über mit Blumenmotiven bestickt war. Kreideweißer Bauchspeck quoll in Wülsten über den Saum. Dazu ein schulterfreies Top, das hautfarbene BH-Träger sehen ließ, die sich tief ins Fleisch gruben. Waden wie Ofenrohre, die Füße in ultrahohe Pumps gequetscht.
    Ihre Begleiterinnen applaudierten frenetisch. Als sich die Üppige zum Spiegel drehte, platzte mit leisem Geräusch eine Naht. Die Russin fluchte, der Muskelmann übersetzte: »Rock gefällt Frau Turinowa nicht. Gibt es Blumenstickerei auch in Farbe Rosa?«
    Simones Job bestand darin, den jeweiligen Geschäftsführer zu bitten, den Laden für die Dauer des Besuchs zu schließen. Die Nataschas wollten unter sich bleiben. Es lohnte sich jedes Mal. Die Dicke mit den Ofenrohrwaden zahlte mit Platinkarte. Während der Belegdrucker ratterte, nannte Simone die Lieferadresse: Interconti, fünfte Etage – der Clan bewohnte dort die Hälfte eines ganzen Stockwerks.
    Im nächsten Laden hatten es ihnen die Handtaschen angetan. Riesig mussten sie sein, mit möglichst vielen Seitentaschen, aufwendigen Schnallen und allerlei Ketten-Klimbim. Ganz wichtig war das eingeprägte Logo, möglichst auffällig.
    »Gibt es das auch in Farbe Gold?«, fragte der Leibwächter ohne Lächeln. Von seinem Stiernacken baumelte eine schwere Kette mit massivem Kreuz. Sein doppelreihiger Anzug war extraweit geschnitten – vermutlich musste er außer seinen Muskeln auch noch ein Arsenal an Waffen darunter verbergen.
    Simone bemerkte, dass die Hand des Bodyguards bandagiert war. Ein Profi hatte den Verband jedoch nicht angelegt. Das Ende war verknotet und hing lose herab.
    Der Mops zerrte einen Gürtel durch den Laden. Der Verkäufer versuchte, das edle Teil zu retten. Die Rotarmistin besänftigte das Vieh, indem sie es aus der Sektschale schlabbern ließ.
    Im nächsten Laden schloss der Geschäftsführer ab und ließ Cocktails auffahren, bevor Simone erklären konnte, was Sache war. Offenbar hatte sich die Sightseeingtour schon herumgesprochen.
    Die Moppelige war müde geworden und forderte Simone auf, die Kleider vorzuführen. Simone spielte mit, obwohl sie um mindestens zwei Konfektionsgrößen schlanker war – die Anführerin bestand ohnehin darauf, stets die gleiche Größe zu kaufen wie ihre Gefährtinnen, als wollte sie nicht wahrhaben, dass sie aus dem Leim ging.
    Mannequin Simone Beck: Sie drehte sich in einem Outfit, mit dem sie sich nie und nimmer auf die Straße trauen würde. Goldfarbene Overknee-Stiefel, Minirock und ein weißes Mieder mit Glitzersteinen, das viel zu tief ausgeschnitten war. Gut, dass die Tür verriegelt war. Die Dicke winkte – gekauft.
    Die Rotarmistin sprühte ihren Köter mit Parfum ein. An der Art des Bellens glaubte sie zu erkennen, welche Sorte sie nehmen solle. Die jüngste Natascha kümmerte sich um den Verband des Leibwächters und machte ein Gesicht, als hätschelte sie ein Kleinkind.
    Die übrigen Damen verglichen gerade Erstandenes: Uhren in der Form von Leoparden aus verschiedenfarbigem Gold, die sich ums Handgelenk schmiegten.
    Als Simone sich umzog, riss der Muskelmann den Vorhang der Kabine beiseite und reichte einen Bügel herein, an dem ein Nichts aus roter Spitze baumelte. Sein Grinsen zeigte goldüberkronte Zähne.
    »Trag es selbst«, knurrte Simone und schloss den Vorhang. Allmählich reichte es ihr.
     
    Draußen wurde die Straße gesperrt. Transporter rangierten, weiß lackierte Übertragungswagen mit ZDF-Emblem. Buden wurden im Schatten der Platanen errichtet, eine Bühne vor der Brücke über dem Kö-Graben.
    Die Russinnen schnatterten, als sie daran vorbeitrippelten. Der Leibwächter setzte seine Sonnenbrille auf. »Was ist hier los?«
    Simone erklärte, dass das Fernsehen am Abend in der Stadthalle eine beliebte Show aufführe und bundesweit ausstrahle, in der es um Wetten ging und Künstler wie Robbie Williams auftraten. Zur Show gehöre ein Spiel für die Bürger der Stadt,

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