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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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sagte: »Der Verräter war also Kommissar Michael Koch.«
    Reuter nickte.
    »Der Kollege, mit dem Sie zusammengearbeitet haben. In Sachen Böhr, Kunstraub und so weiter. Und Sie haben nie Verdacht geschöpft, dass er der Maulwurf sein könnte?«
    Das klang wie ein Vorwurf. Am liebsten wäre Reuter aufgestanden und gegangen.
    »Wo steckt Koch jetzt?«
    »Das weiß ich nicht. Er ist verschwunden, seit er davon erfahren hat, dass ein unbekannter Schläger meinen Bruder überfallen hat.«
    »Angst vor dem Schläger oder vor uns?«
    »Vielleicht beides.«
    »Ich werde mit der Staatsanwaltschaft reden und mit Hauptkommissar Hennerkamm, Ihrem Dienstvorgesetzten. Bieten Sie Koch einen Deal an, sobald er Kontakt aufnimmt.«
    »Einen Deal?«
    »Wenn er umfassend auspackt, verzichten wir auf eine strafrechtliche Ermittlung. Hennerkamm hat sich übrigens beschwert, Sie würden wichtige OK-Ermittlungen im Stich lassen. Worum geht es da?«
    »Um einen mutmaßlichen Schleuser und Geldwäscher. Er scheint hinter der Artnapping-Sache zu stecken.«
    »Egal. Ich habe Ihrem Kommissariatsleiter schon erklärt, dass dieser Türsteher und vor allem die Tochter unseres künftigen Innenministers absolute Priorität haben.«
    Engel stand auf, Händeschütteln.
    »Noch etwas«, sagte der Lange, als Reuter schon in der Tür stand.
    »Ja?«
    »Sie haben mit Norbert Scholz einen Fehler begangen, Kollege Reuter. Wir werden das irgendwie ausbügeln, aber einen zweiten Missgriff dieser Güteklasse wird Ihre Laufbahn schwerlich verkraften.«
    Reuter ging und ballte die Faust. Als sei es nicht auch Engels Fehler gewesen. Dass du der Liebling von Kripochef Engel bist – drauf geschissen.
    Als Reuter im vierten Stock den MK-Raum betrat, spuckte er das dämliche Salbeibonbon in den nächstbesten Papierkorb.
     
    »Gamma-, was?«, fragte Thilo Becker gerade.
    »Gammahydroxybuttersäure, kurz GHB«, erklärte Anna Winkler.
    Reuter fragte Wiesinger, der ihm am nächsten stand: »Um was geht es?«
    »Wir haben endlich die Todesursache«, raunte der Dicke zurück.
    Winkler fuhr fort: »Die Toxikologen der Rechtsmedizin haben den Stoff beziehungsweise seine Abbauprodukte im Blut des Opfers nachgewiesen, neben Resten von Kokain und Alkohol. GHB läuft in der Szene auch unter dem Namen Liquid Ecstasy. «
    Reuter erinnerte sich, dass auch Wegmann das Rauschgift kannte. Bei der Vernehmung Karges hatte sein Partner danach gefragt, ohne zu erklären, worauf er hinauswollte.
    »Laut Rechtsmedizin wirkt der Stoff tödlich, wenn man zu viel davon abkriegt. Vor allem in Kombination mit Alkohol. Es heißt, die Dosis, die Henrike Andermatt intus hatte, sei hoch genug gewesen, um innerhalb von fünf Minuten steuerungsunfähig zu sein und spätestens nach einer Stunde ins Koma zu fallen.«
    Reuter sah sich nach Wegmann um. Der Kerl war nicht da. Er beugte sich zu Wiesingers Ohr. »Wo steckt Bruno?«
    »Ist es mein Partner oder deiner?«
    Hauptkommissar Scholz fragte: »Erinnert ihr euch an die Getränkereste, die ich in der Nacht zum Samstag in der Hotelsuite sichergestellt habe? Ich hatte da so einen Verdacht, denn die eine Zeugin wirkte reichlich benebelt. Gerade habe ich die Analyse vom LKA-Labor bekommen.«
    »Liquid Ecstasy« , riet MK-Leiter Becker.
    »Richtig. Ich hab hier ein paar Infos über das Zeug, wenn’s interessiert.«
    »Her damit.«
    »Also: Gammahydroxydingsbums wurde in den Sechzigern als Narkosemittel und als Medikament für den Alkoholentzug entwickelt, erfüllte jedoch nicht die Erwartungen. In den Siebzigern entdeckten es die Bodybuilder, da GHB die Ausschüttung von Wachstumshormonen stimuliert. Models nehmen es angeblich, weil die gleichen Hormone auch Fett abbauen sollen. Als Partydroge tauchte GHB in den Neunzigern zuerst in England auf und erfreut sich seitdem unter dem Namen Liquid Ecstasy wachsender Beliebtheit, auch in den USA und bei uns.«
    »Wie sieht das Zeug aus?«
    »Es ist flüssig, farb-und geruchlos und schmeckt allenfalls leicht salzig. Zwei Dinge machen es beim Partyvolk beliebt. Zum einen hat es praktisch keine Nebenwirkungen, man bekommt keinen Kater und keinerlei Suchtsymptome, zumindest keine körperlichen. Das andere ist die Wirkung: je nach Dosis euphorisierend, antriebsteigernd und sexuell stimulierend.«
    »Wer’s braucht«, warf Wiesinger ein.
    »Bei höherer Dosis wirkt es entspannend bis hin zum Kontrollverlust. Man kann noch stehen, wirkt einigermaßen wach, ist aber völlig willenlos. Und am nächsten Tag kann man

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