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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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Sicherheit zu bringen. Eine nach der anderen verlor den Luftkampf und stürzte, Feuerbälle und schwarze Rauchfahnen hinter sich herziehend, als Trümmerfeld zu Boden. Im schwarzen Rauch des brennenden Chaos konnte Paul den Boden nicht mehr erkennen – er zog seine Füße an, um sich beim Aufprall auf der Erde so gut wie möglich abzufedern. Dieser kam unerwartet und mit einem so schmerzhaften Ruck, dass er sich überschlug und schließlich in einer Schneewehe stecken blieb. Eine Zeit lang lag er da, ohne sich zu rühren und ohne zu wissen, wo er gelandet oder ob er verletzt war, nur hoffend, dass ihn keines der umherfliegenden Flugzeugteile treffen würde. Schwer atmend grub er sich tiefer in den Schnee ein, über sich das auf- und abschwellende Heulen der Maschinen und ein Flammenmeer mit herabstürzenden Eisen- und Erdbrocken. Er spürte seinen Körper nicht mehr, und plötzlich tauchte er in eine besinnungslose Schwärze ein.
    Als Magdalena den Dom verließ, glaubte sie fast, an den Fenstern der seitlich gelegenen Konditorei den Schatten Antons zu entdecken, der ihr hinter seinen aufblitzenden Brillengläsern neugierig nachsah. Doch dann schalt sie sich überängstlich undbeeilte sich, im Laufschritt die Altstadt zu durchqueren und überall dort, wo ihr niemand zusah, ein Flugblatt zu hinterlegen. Sie dachte jetzt nicht darüber nach, ob es gefährlich war, was sie da tat oder was andere davon halten könnten. Sie war es ihrem Bruder Lutz schuldig, seine Sache zu unterstützen, und es empörte sie zutiefst, wenn sie einer der verhuschten Gestalten begegnete, die gezwungen waren, den gelben Judenstern auf dem Ärmel zu tragen. Immer dann musste sie an die Eltern von Lutz‘ Jugendfreund Felix Kreuzberger denken, die sich in letzter Zeit ganz in ihr einst so gastfreundliches Haus am Nachtigallensteig verschanzten. Nachbarn mieden die jüdische Familie, die sich kaum mehr auf die Straße traute. Auch Hanna, die jüngere Schwester von Felix, ein dunkelhaariges hübsches Mädchen, mit der Magdalena auf der Universität eine eher oberflächliche Freundschaft verband, war in letzter Zeit durch die zunehmende Judenfeindlichkeit ins Abseits gedrängt worden. Zuletzt hieß es, Hanna sei erkrankt und könne deshalb vorläufig nicht mehr regelmäßig an den Vorlesungen teilnehmen. Da das Mädchen in ihrer ruhigen, bescheidenen Art sich auch sonst nie in den Vordergrund gedrängt hatte, war es kaum jemandem aufgefallen, dass es schon eine ganze Weile nicht mehr zur Universität gekommen war.
    Nur ein kleiner Packen Flugblätter war übrig geblieben, als Magdalena leise das Gartentor öffnete, um sich unbemerkt ins Haus zu schleichen. Es war ungewohnt still, und sie vermutete, dass Mutter und Oma ihre Mittagsruhe noch nicht beendet hatten.
    »Magdalena!«, die Stimme der Großmutter Louise ließ sie in der weiträumigen Halle leicht zusammenzucken. Es lag ein unbekannter Ton in ihr, ein weiches, wehmütiges Zittern, und sie saß ganz gegen ihre Gewohnheit in dem so gut wie nie benutzten Lehnstuhl vor dem Kamin, in dem jetzt nur noch selten ein Feuer brannte.
    »Wo warst du die ganze Zeit?« Wie angewurzelt blieb Magdalena stehen. Es sah ja fast so aus, als habe man auf sie gewartet. Ahnte Louise etwas von den Flugblättern? Hatte sie jemand beobachtet? Ihre Kehle wurde trocken.
    »Ich habe mich mit Marga und Frank getroffen, Großmama. Wir mussten ein Referat vorbereiten … ich bin sehr in Eile. Nachmittags ist noch mal eine wichtige Vorlesung …«
    Sie drückte die Tasche mit den Büchern fest an ihre Brust.
    Schwerfällig erhob sich die Großmutter und zog sie mit sich in den Salon, in dem die Vorhänge geschlossen waren. »Komm mit Kind – deine Mutter und ich, wir müssen dir etwas sagen … Lutz … « Ihre Stimme brach und wurde von einem Aufschluchzen unterbrochen. »Er ist …gefallen!«
    »Nein!« Der entsetzte Aufschrei Magdalenas unterbrach den Versuch, ihr das unmöglich Scheinende, nicht Begreifliche mitzuteilen. Sie riss sich los und schüttelte wild und heftig den Kopf. »Sag das nicht, Großmama! Es kann nicht sein – nicht er, er nicht, niemals! Es muss ein Irrtum sein …«
    Im Dämmerlicht erblickte sie ihre Mutter zusammengesunken, mit geröteten Augen und versteinerter Miene am Tisch sitzend, so als könne sie niemals wieder aufstehen. Sie starrte auf eine graue Schachtel, die Lutz‘ Sachen und seine Brieftasche enthielt, und drehte mechanisch die Erkennungsmarke zwischen den Fingern, die

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