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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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Geld auf den Tisch und zischte: »Ich habe es gut gemeint. Aber Hochmut kommtvor dem Fall.« Mit diesen Worten drehte sie sich auf dem Absatz herum, ging hinaus und zog die Tür erstaunlich leise ins Schloss.
    Magdalena blieb zurück. In ihrem Innern fühlte sie in diesem Moment nur Ausweglosigkeit und eine wachsende Leere. Johanna hatte sie einfach hinausgeworfen. Und was noch schlimmer war: Sie bekam vermutlich ein Kind! Was nun – wohin sich wenden? Sollte sie an Richter schreiben? Nach seinem Abschiedsbrief schien ihr das beschämend. Eines jedoch wusste sie genau: Keinen Tag wollte sie länger auf Gut Windenstein bleiben! Sie war nicht erwünscht, eine Belastung, eine Schande! Am besten war es vielleicht, in eine große Stadt zu gehen – dahin, wo sie niemand kannte. Gleich nach Berlin, wo so viele Menschen zusammentrafen und wo sie gar nicht groß auffallen würde. Sie würde sich unter ihrem neuen Namen Arbeit suchen, egal was es war! Und einen Arzt finden, der sie von der unerwünschten Schwangerschaft befreite! Sie nahm das Geld Johannas vom Tisch, erstaunt, dass die Summe recht großzügig bemessen war. Dann begann sie hastig ihre Sachen zu packen und zuletzt einen Brief an Ludwig aufzusetzen. Er war immer gut zu ihr gewesen, hatte sie beherbergt und sich bemüht, sich gegen seine Frau zu behaupten. Das rechnete sie ihm hoch an. Sie schrieb ihm in herzlichen Worten und bedankte sich, dass er ihr in ihrer schwierigen Lage geholfen habe.
    Wenn sie sparsam war, konnte sie sich mit dem Geld Johannas eine Fahrkarte nach Berlin kaufen und damit auch die erste Zeit in der fremden Stadt über die Runden kommen.

15. Kapitel
F AST EIN NEUES L EBEN
    Noch am Abend machte sich Magdalena heimlich und ohne Abschied auf den Weg nach Teplitz. Es waren nur vier Kilometer, doch ihr erschien es wie ein endloser Marsch durch die Nacht. Sie hatte Mantel und Mütze angezogen und sich noch einen Schal um die Schultern gelegt, aber da es in Strömen regnete und ein kalter Wind wehte, war sie bald völlig durchnässt. Der Weg führte am Industriegelände der Maggifabrik vorbei, und sie stellte sich während eines heftigen Regengusses kurz dort unter. Es war ein großes Werk, wie sie gehört hatte, verantwortlich für einen Teil der Lebensmittellieferungen an die Armee sowie den Feldproviant der Soldaten. Die vergangenen Luftangriffe hatten die Fabrikation lahmgelegt und den hinteren Teil des Gebäudes zerstört, der in schwarzen Ruinen emporragte. Auf dem Schild am Eingang »Vorübergehend geschlossen« stand die Adresse des Berliner Stammsitzes in der Witteisbacherstraße. Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Warum sollte sie sich nicht in der Berliner Fabrik des Werks als Arbeiterin bewerben? Dann hatte sie in der Stadt wenigstens schon mal eine Anlaufstelle. Sie schrieb sich die Adresse auf und marschierte bei schwächer werdendem Regen weiter. Die Straße, in der sich das Mietshaus mit der Dachwohnung Richters befand, war menschenleer und glänzte schwarz vor Nässe. Jetzt musste sie nur noch ungesehen durch die Haustür. Längere Zeit wartete sie unten, ob jemand hinein- oder herauskam, dann klingelte sie einfach irgendwo.
    Der Türöffner summte, und sie trat schnell ein und lief die Treppe hinauf. Aus dem kleinen Loch unter der Tapete bei der Fußbodenleiste, verdeckt von abgebröckelten Putzresten, zog sie den Schlüssel aus seinem Versteck hervor und sperrte leise das Zimmer auf. Endlich! Sie hatte ein Dach über dem Kopf – wenigstens für den heutigen Abend. Erleichtert schälte sie sich aus den nassen Kleidern, legte eine Decke über die abgeschabte Couch und bereitete sich auf dem kleinen Gaskocher einen Tee zu, alles behutsam wieder an seinen Platz stellend, um jede Spur ihres flüchtigen Hierseins zu verwischen. Sie handelte mechanisch, ohne zu denken, und versuchte dabei, ihre Angst vor der Zukunft und ihren Kummer so gut wie möglich aus ihren Gedanken zu klammern. Sie durfte jetzt einfach nicht darüber nachdenken, musste weitermachen, die Schicksalsschläge verdrängen und nach vorn schauen. Als sie sich auf der Couch ausstreckte, fühlte sie sich wie befreit, Gut Windenstein hinter sich gelassen zu haben. Morgen würde sie nach Berlin fahren und selbst unter ihrem falschen Namen ein Postfach eröffnen. Und bestimmt fand sie in einer so großen Stadt auch einen Arzt, der sie von dem Geheimnis befreite, das seit Kurzem so schwer über ihrem Leben lastete. Ein ungewolltes Kind von Heinz Richter, einem

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