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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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Mann, den sie nicht liebte, der gar nicht darüber nachdachte, was er ihr damit antat – das war einfach undenkbar. Sie spürte es wie einen Fremdkörper in ihrem Innern, so, als ob es gar nicht zu ihr gehöre. Wie sollte Paul ihr jemals einen solchen Fehltritt verzeihen können?
    Am nächsten Morgen schlich sie sich ganz früh aus dem Haus. Einen Augenblick hatte sie noch überlegt, ob sie Richter eine Nachricht hinterlassen sollte, doch dann dachte sie an den Brief, den er der »süßen Katharina« geschrieben hatte. Sie würde ihn ab sofort nicht nur aus ihrem Leben, sondern auch aus ihrem Bewusstsein streichen.
    Der Zug nach Berlin war überfüllt, und sie musste fast die ganze Zeit im Gang stehen. Alles schien in die Hauptstadt zu streben, als erhoffe sich jeder dort Sicherheit und Schutz. Magdalena betrachtete die Adresse der Maggi-Werke auf ihrem Zettel, bei denen sie sich bewerben wollte. Sicher gab es in der Nähe auch eine nette Pensionswirtin, die ein Zimmer für sie hatte. Als sie nicht mehr stehen konnte, setzte sie sich so gut es ging auf ihr Köfferchen mitten im Gang. Dabei blieb ihr Blick an einer gut gekleideten, älteren Dame hängen, die auf einem der reservierten Plätze saß, mitgebrachte Brotschnitten aus dem Papier wickelte und begann, genussvoll eine davon zu verzehren. Dazu trank sie warmen Tee aus einer mitgebrachten Thermosflasche. Jetzt packte sie auch noch zwei in eine Serviette gewickelte, hart gekochte Eier aus, schälte eines davon mit spitzen Fingern und bestreute es mit Salz. Schwindlig vor Hunger lief Magdalena das Wasser im Munde zusammen und sie konnte den Blick gar nicht abwenden. Warum hatte sie nicht daran gedacht, sich etwas Proviant oder wenigstens trockenes Brot aus Gut Windenstein mitzunehmen? Ein lautes Knurren ihres Magens erinnerte sie deutlich daran, dass sie seit dem gestrigen Nachmittag nichts mehr zu sich genommen hatte.
    »Möchten Sie eine Stulle?«, die Dame, die ihre hungrigen Blicke bemerkt hatte, bot ihr in diesem Moment eine verlockend duftende, zusammengeklappte Scheibe Brot an. »Mit selbst gemachtem Schmalz, mein Spezialrezept. Ich bereite es immer mit Äpfeln und Zwiebeln und einer Prise Majoran zu!«
    Dankbar und heißhungrig ergriff Magdalena das Brot und verschlang es mit wenigen Bissen. Sie lächelte die fremde Dame dankbar an: »Das ist sehr nett von Ihnen, mit mir zu teilen. Das Brot war so frisch – und Sie müssen mir unbedingt das Schmalzrezept verraten«, sagte sie. »Allein der schmackhafte Geruch ließ mich vor Hunger beinahe ohnmächtig werden!«
    »Das habe ich bemerkt. Sie sind ohnehin so zart – und dann wurden sie plötzlich immer blasser …«
    »Ja, mir war schon ganz schwindlig. Und dabei haben wir noch drei Stunden bis Berlin.«
    »Das macht die stickige Luft hier in diesem Zug«, fuhr die alte Dame nach einer Weile fort und betupfte sich Schläfen und Hals mit »Uralt Lavendel«. »Möchten Sie auch?« Sie hielt ihr den Flacon hin.
    »Danke!« Der erfrischende Duft belebte Magdalena.
    »Ich bin froh, wenn wir endlich da sind. Früher war das Reisen viel angenehmer. Wohnen Sie mit Ihren Eltern in Berlin oder sind Sie nur zu Besuch?«, erkundigte sich die Dame.
    »Nein, ich …«, sie zögerte, »bin eigentlich aus Königsberg. Meine Eltern sind tot – meine Großmutter kam bei dem letzten, schlimmen Angriff durch einen Volltreffer, der auch unser Haus zerstörte, ums Leben. Ich habe bisher bei Verwandten gewohnt. Aber nun wollte ich ihnen nicht länger zur Last fallen, selbstständig werden und mir in Berlin eine Arbeit suchen.«
    »Aha«, sagte die weißhaarige Dame und verfiel in Schweigen. Nach einer Weile fragte sie nach. »Haben Sie denn schon eine Bleibe in Berlin, ich meine, ein Zimmer oder eine Wohnung?«
    »Ehrlich gesagt, nein«, erwiderte Magdalena hastig, »aber ich dachte, in so einer großen Stadt lässt sich sicher leicht etwas finden!«
    Wieder Schweigen, dann begann die Dame zögernd: »Nun, wenn Sie möchten – ich hätte da etwas für Sie! Meine Etagenwohnung in Dahlem ist sehr geräumig und eigentlich viel zu groß für mich, seit mein Mann tot ist. Aber sagen Sie mir doch zuerst Ihren Namen, mein Kind?«
    »Magdalena«, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen, doch dann verbesserte sie sich. »Ich meine, Alma Magdalena Kurz. Es wäre wirklich wunderbar, wenn ich bei Ihnen wohnen könnte.«
    »In Ordnung. Dann darf ich Sie Magdalena nennen? Dieser Name gefällt mir weitaus besser als Alma. Ich bin

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